Willkommen im gemeinsamen Umblätter-Zimmer :))



Eine der schwierigsten Aufgaben,
aber auch eine der größten Herausforderungen:

gestalte das Kalenderblatt für den Karfreitag so,
dass es zu diesem hohen christlichen Feiertag passt,
aber auch für Nichtchristen in Ordnung ist
und ein Jahr später, wenn am 10. April kein Karfreitag ist,
nicht deplatziert wirkt.

Eine Aufgabe, die mir Spaß gemacht hat,
ich hab gerne versucht, all diese Dinge unter einen Hut zu bringen.

Ich hätte ja auch den Klee von gestern bringen können,
so ein Motiv passt immer, aber da hätte ich es mir zu einfach gemacht ;)).

Das, was Ihr heute seht, ist die dritte Variante.
Sehr spät nochmal komplett geändert,
nachdem ich mit der ersten Variante dann doch nicht
so hundert Prozent zufrieden war.

So sollte der Kalender heute aussehen:



Ein Auto mit einem Kreuzanhänger ... das Symbol für Jesus ist da
und dennoch ist es nur ein Auto und eine "Dekoration".

Ein auf seine eigene Art irgendwo überraschendes Bild,
fotografisch durch die Scheibe nicht so klar, wie ich es gerne gehabt hätte.

Doch mit etwas Bildbearbeitung war das Motiv eigentlich im Kasten:



Nicht ganz optimal, aber die Ernsthaftigkeit des Symbols
mit Alltäglichkeit, etwas Ironie und der Neuzeit verbunden.

In der engen Auswahl war auch Motiv Nummer 2:



Ein Kreuz, das erst durch die Wasserspiegelung eins wird.
Aber auch nicht optimal ... normalerweise ist das Kreuz oben kürzer
und irgendwie ist eine überschwemmte Wiese eher trist
und das Stück Holz ist nur optisch ein Kreuz, aber praktisch etwas Weggeworfenes.

Im August, bevor ich die Dateien zur Druckerei geschickt hatte,
schaute ich mir jedes Kalenderblatt noch mal an
und hier und da und dort hatte ich eine andere und manchmal bessere Idee.

Das Rückspiegelkreuz war okay, das wäre auch in Druck gegangen ... aber
als Perfektionist war ich nicht ganz zufrieden und ging ich nochmal auf Bildersuche.

Mit dem kleinen Hintergedanken, vielleicht vom Kreuz wegzukommen,
denn das ist ein christliches Symbol und der Kalender sollte auch für
Menschen keines und anderen Glaubens sein.

Ich fand auch, was ich gesucht habe ...


... in einem kleinen Ort im Saarland.


Wir laufen die Straße entlang ...



... und da hinten ein paar Meter nach rechts ...



... und stehen vor dieser Kirche:



Wir ignorieren jetzt mal die Abfallbehälter auf dem Parkplatz ...



... und wir ignorieren auch, dass gleich jemand kommen wird, der ...



... der den Dorfbrunnen anzapft, seinen Wasserbehälter füllt,
damit er zu Hause seinen Garten kostenloses wässern kann.

Wir wissen nicht, ob er das darf oder nur kann,
wir wundern uns einfach und machen das Beste daraus ...

... und gehen in die Kirche.
Ist ja immerhin ein Platz, an dem man beichten kann ;)).

Aber es ist nicht "irgendeine" Kirche ...



... sondern eine mit viel Geschichte.

Um ca. 850 wurde dort eine karolingische Basilika erbaut,
auf deren Fundament später diese frühromanische Kirche gebaut wurde.

Ca. 1000 Jahr alt, ist die älteste Kirche des Saarlandes, nennt sich Stephanuskirche
und ist in dem kleinen saarländischen Ort (350 Einwohner) Böckweiler zu finden.

Wir treten ein ...



... und stellen fest, dass der liebe Gott wohl eher die Natur
denn seine Häuser erschaffen hat ... denn so duster ist der Herr nicht.

Er ist warmherzig und sonnig, seine Häuser aber kühl.
Allerdings gehen die Gedanken des Herrn (oder der Dame oder wie man das nennen will)
oft seltsame Wege, das muss man auch dazu sagen.

Doch darüber denken wir jetzt in diesem Moment nicht nach,
wir betrachten uns einfach die Kirche und unser Blick geht nach oben zur Decke.



Nicht ganz so altehrwürdig leuchtet uns etwas grellgelbes ins Auge:



Die Neuzeit ist auch hier angekommen, wir sehen einen Stempel
und einen Computerausdruck ... wären wir Pilger, dann dürften wir nun stempeln.
Ja, diese Kirche liegt am Jakobsweg.
Bruchmühlbach-Miesau übrigens auch.

Wir stellen fest, dass wir alleine in der Kirche sind,
weit und breit keine Pilger und auch kein Gottesdienst,
also darf ich weiter fotografieren.

Aber ...



... ich soll alle Lichter ausmachen.

Es leuchten aber keine und so ignoriere ich diese frohe Botschaft.

Außerdem ... das wahre Licht ist eh der da oben
und der hat keinen Lichtschalter.

Wir steigen auf die Empore und schauen noch einmal.



Da oben stehen wir:



Wir gehen hinter die Orgel, weil wir sehen,
dass die Sonne Farben und Strukturen des Kirchenfensters in dem Raum wirft.

Überraschend finden wir auf einem Stuhl ein Liederbuch:



Wir halten das Heft in das Sonnenlicht,
denken an das Schild "bitte Licht ausmachen" und lächeln leise.

Nun wird das ganze Heft fotografiert
und die Seite mit den Worten "würdevoll und ruhig"
wird später genau die richtige Seite für den Kalender sein.

Viel besser als das Kreuz im Auto oder das Holz im Wasser.
Genau passend zum Karfreitag
und ein Jahr später immer noch wunderbar.

Passend auch für Nichtgläubige oder alle, für die es einen anderen Gott
als den Christengott gibt.

Die gleiche Frage wird es auch übermorgen geben:
gestalte ein Blatt, das zu Ostern passt
aber ohne Ostern auch gut aussieht.

Schaumermal ... noch haben wir heute.


Was hatte ich ganz zu Anfang geschrieben:



Ähm ... diese Kirche ...



... die in diesem Moment von Gottes Licht angestrahlt wird,
hat etwas, was ich erst jetzt erfahren habe
und was es nur bei wenigen Kirchen gibt ... sie hat den ...

... Grundriss eines 3blättrigen Kleeblatts.

Womit sich auf wundersame Weise der Kreis schließt.

.
.
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Für langjährige und erinnerungsfreudige Kalenderblattleser(innen)
ist das alles zwar neu geschrieben, aber vom Thema hier nichts Neues,
denn es gab bereits zwei Kalenderblätter über die Kirche:

Bilder aus dem Liederheft + Bericht über die Kirche






 

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