Poesie zu Bildern von Damijan Fric

Gedichte, die beim Betrachten der Bilder entstanden sind,
aber nicht meinen Alltag widerspiegeln.
 
ich träume
mein Fenster sei
das Fenster zur Welt

ich fliege
zu den Bergen
an den Strand
zu den rauschenden Wellen

und ich weigere mich
die Augen wieder
aufzumachen

denn dann wird
aus den Bergen Geschirr
aus dem Sand der Küchenboden
und statt Wellenrauschen tropft der Wasserhahn
   
wie ein Schachbrett
scheint
das Leben

gleich
einem Läufer
oder Springer
geht es zwei Felder vor
ein Feld zurück
dann quer

und so oft
hab ich das Gefühl
das ich
gesprungen werde
statt es selbst zu tun

und selbst der Alkohol
den ich begann
ganz freiwillig zu trinken
hat inzwischen
gegen mich gewonnen
   
irgendwo
am Ende der Welt
stand ich
und hatte
alles verloren

und als ich nichts mehr hatte
da fand ich

mich
   
du tanzt
mit leichten Schritten
auf mir herum

sagst
dass es dir gut geht
während ich
kaum atmen kann

ich schweige
weil ich weiß
dass du nur lächeln würdest
so
wie Sieger
eben lächeln
   
im Abfluss
wird mein leben landen
denn auf meinem Weg
hat mit einem Schrei
das Gute in mir
Reißaus genommen

es sagt
"Du, ich hab Besseres zu tun"
und kriegt gerade noch so
die Kurve

während ich schon die Löcher
(es sind 6)
am Tor zur Unterwelt zähle
   
ich steh
neben mir

ich greif nach mir
und greif ins Leere

ich hör mich schreien
doch machtlos
steh ich neben mir

so schweige ich
nur die Flöte
der Angst
höhnt ihr Lied

sie spielt falsch

wie immer
   
auf dem Etikett steht
"ich bin dein Freund"

es klingt so schön
und mein Freund wärmt meine Seele

ich nehm' ihn in den Arm
lass meine Sinne
in der Flasche verschwinden

kann gerade noch
das Kleingedruckte lesen

"enthält Alkohol
macht süchtig
willenlos
abhängig

lässt dich glauben
die Flasche wär' dein Freund

dabei hat sie nur im Sinn
dich für alle Zeit zu vernebeln"

ich seh' die Worte zwar
doch ich versteh' sie nicht

hör', bevor die Nacht kommt
noch ein leises, böses Lachen
hör nicht mehr, wie mein Kopf
auf die Tischplatte schlägt

danke mein Freund,
dass du mir wenigstens das erspart hast
   
mach auf
klopft die alte Frau
an meine Tür

ich öffne müde ihr

und frage
"wassnlos"
und
"warum ist es hier so kalt"

sie antwortet
ganz leise
"weil du mich bisher
nie in dein Haus gelassen hast"

dann geht sie wieder

ich ruf' ihr nach
"hey, sag mir wenigstens, wie du heißt"

und sie sagt
"Liebe"
bevor sie in der Nacht verschwindet