Februar
29 |
klassische Vorfrühlingsgedichte |
Zuerst einmal das Wichtigste: Ich grüße ganz besonders herzlich alle, die heute Geburtstag haben. Es sind ganz besondere Menschen, die nur alle 4 Wochen feiern können. [ Nachtrag: natürlich alle vier Jahre ;) ] An einem 29. Februar ist übrigens auch der berühmte Operkomponist Rossini geboren. Meine Frage an Euch: seid Ihr selbst oder jemand, den ihr kennt, an diesem Tag geboren ? Wäre das schlimm, an einem 29. Februar geboren zu sein ? Antwort unten im Kommentarfeld :). -- Und nun ein Ausflug in die klassische Literatur mit 4 Vorfrühlingsgedichten und Infos zu den Autoren. -- Der erste ist Ferdinand Avenarius Im Jahre 1856 in Berlin geboren. Ferdinand war Sohn eines Buchhändlers, sein Stiefonkel war Richard Wagner. Als Kind war er nicht so arg gesund und musste deswegen das Gymnasium verlassen, ohne einen Abschluss machen zu können. Er bildete sich autodidaktisch weiter und studierte (auch ohne Abschluss) Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte. Die meiste Zeit seines Lebens war er freier Schriftsteller und Herausgeber der Zeitschriften "der Kunstwart" und "Dürerbund". Im Alter von 66 Jahren starb er in Kampen/Sylt. Sein Gedicht: Leise tritt auf... Nicht mehr in tiefem Schlaf, in leichtem Schlummer nur Liegt das Land Und der Amsel Frühruf Spielt schon liebliche Morgenbilder ihm in den Traum. Leise tritt auf... -- Nummer 2 ist Ernst Maria Stadler. Er wurde im Jahre 1883 in Colmar geboren. Sein Vater war Ministerialrat und schon früh schloss sich Ernst einer Gruppe schriftstellerisch ambitionierter Altersgenossen an. Er veröffentliche Gedichte etc. in den Zeitschriften seines Kreises. Studiert hat er Germanistik, Romanistik und vergleichende Sprachwissenschaft. Später war er Privatdozent und Professor. Im Alter von nur 31 Jahren fiel er im Krieg bei Zandvoorde / Flandern. Sein Gedicht: Bäume weiß ich, frühlingsstarke Bäume, denen gärend der Jugend Saft durch glühende Adern singt. Die lechzend verlangen nach dem Rausche der Erfüllung. Aber noch starren sie kahl und stumm. Harte Schorfe ketten die vorschwellenden Triebe. Und in wilden Träumen nur langen sie empor zu dem schaffenden Licht, daß es sie bade in Glanz und Glut. Weiten sich ihre Äste, daß gierig sie einsögen den zauberstarken Most lauen Sommerregens, zu erblühen und zu leben gleich ihren Brüdern. Denn noch kennen sie nicht den Sommerrausch der Erfüllung. Aber krachend durchwühlt ihren Leib der Lenzstrom der Ahnung. Wanderer ziehen vorüber, und also spricht einer zum anderen: "Sehet die Bäume dort, wie kahl sie stehen und stumm! Kalt schleppt sich ihr Blut, und mürrisch fliehen sie des Lenzes sanft wirkende Kraft. Lasset sie im Dunkeln, die Finstern!" So sprechen sie und gehen vorbei. Und nicht einer, der sähe die stürmenden Flammen der Sehnsucht, die gierend aus ihren Augen lodern und verzehrend über ihnen zusammengluten . -- Der nächste ist Wilhelm Jensen In Heiligenhafen wurde er im Jahre 1837 geboren. Nach 5 Jahren Medizinstudium wandte er sich dem Schriftstellertum zu. Gestorben ist er in Thalkirchen bei München im Alter von 74 Jahren. Sein Gedicht: Es fällt die Abenddämmerung vom Himmel nebelnd und weich, der laute Tag verstummet, einem müden Kinde gleich. Nur unsichtbar hernieder vom Wipfel im leeren Hag durch raschelnde Blätter des Vorjahrs ruft einer Drossel Schlag. Die Wolke löst sich rieselnd in Tropfen feucht und sacht; auf einsamem Wege befällt mich die dunkelnd einsame Nacht. Mir aber ist süß und sonnig von Träumen die Seele bewegt, wie selig vor seinem Geburtstag ein Kind zum Schlafen sich legt. -- Nummer 4: Paul Heyse Geboren im Jahre 1830 in Berlin. Sein Elterhaus hatte sich schon dem geistig-literarischen Austausch verschreiben, und so studierte Paul zuerst Philologie und dann Kunstgeschichte und Romanistik. Sein Vater begrüßte freudig Pauls Entschluss, Dichter zu werden, was er dann auch über Jahrzehnte war. Die Krönung war dann der Nobelpreis für Literatur. Gestorben ist er in München, im Alter von 74 Jahren. Sein Gedicht: Stürme brausten über Nacht, und die kahlen Wipfel troffen. Frühe war mein Herz erwacht, schüchtern zwischen Furcht und Hoffen. Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton dringt zu mir vom Wald hernieder. Nisten in den Zweigen schon die geliebten Amseln wieder? Dort am Weg der weiße Streif - Zweifelnd frag' ich mein Gemüte: Ist's ein später Winterreif oder erste Schlehenblüte? -- An alle, die auf dieses warten: die Februaraufgabe wurde vorgestern termingerecht erledigt, ich brauche aber noch ein paar Tage, um die Bilder aufzubereiten. So ca. 10 März wird's werden, vorfreut Euch schon drauf :)) -- -- Ein paar schöne Links habe ich noch: herrliche Blüten: Vorfrühling in Japan tolles Panorama-Bild: Vorfrühling am Finstersee Rosa Rosam - Rosen in Neuseeland -- Update auf Seelenfarben: neues Interview der Woche -- Wunderkiste Lichtblick -- "Eure Bilder" machen kurz Pause, kommen aber wieder :). |