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April  28
 

der Zug



Der Zug des Lebens ... manchmal ist es so, als fährt er an dir vorbei und hält nicht an.

Manchmal hält der Zug und nimmt dich mit ... bis zum nächsten Tunnel.

Wir sitzen dann in diesem Rauschen und warten, bis es wieder Licht wird.

Aber nicht alle warten ...


Gestern war ich in meiner Lieblingsgaststätte ein Lieblingsschnitzel essen. An der Theke ein sehr lauter und nie nüchterner Mensch, der mich auf einmal als "Kellers Ruth eer Bub" erkannt hat. Und so kam es zu ein paar Worten hin und her.

Der Kerl ist einer von denen, die zwar laut sind, aber nie bösartig und auch nie einer Fliege etwas zu leide tun können. Seinen Worten wird zwar gemeinhin nicht gerade viel Wahrheitsgehalt beigemessen, aber in diesem Falle ging es ja nicht um ihn, sondern um eine Begebenheit im Jahre 1956.

1956, das Jahr, in dem mein Opa starb. Drei Jahre, bevor ich geboren wurde.

Die Version meiner Mutter: "dein Opa hat, als der Zug nach einem Betriebsausflug wieder hier in Bruchmühlbach ankam, ca. 1 Kilometer vor dem Bahnhof die Tür verwechselt, er wollte auf die Zugtoilette und ist stattdessen aus dem Zug gefallen. Und deswegen gestorben.

Ich hab den Herrn an der Theke, der sowohl meine Mutter, als auch ihre Eltern persönlich kannte, mal gefragt, wie das denn damals war mit dem Unfall.

Er sagte, dass es zwei Meinungen gibt. Die eine sprach ebenfalls von einem bedauerlichen Unfall.

Aber ... und das hat mich doch sehr überrascht ... einige sagten auch, mein Opa wollte einfach nicht mehr nach Hause. Stark alkoholisiert (wie man eben von Betriebsausflügen in den 50er Jahren nach Hause kam) hatte er die Tür aufgemacht. Nicht versehentlich, sondern bewusst, soweit man das mit Alkohol im Blut noch machen kann.

Nun, bei einem solchen Ereignis brodelt die Gerüchteküche natürlich besonders stark. Es kann sein, dass ein Fünkchen oder die ganze Wahrheit in der Selbstmordversion liegt, es kann aber auch sein, dass es wirklich nur ein Unfall war.

Seine letzten Worte sollen, wenn mich meine Erinnerung an Mutters Erzählungen nicht trügt, "jetzt ist alles aus" gewesen sein. Auch dieser Satz ist auf zwei verschiedene Weisen zu deuten. Es kann das Leben an sich aus sein, es können aber auch Probleme, die man hatte, aus sein.

Mein Opa hat seine letzten Gedanken leider mit ins Grab genommen.

Habt Ihr auch schon Menschen, die Euch mehr oder weniger nahe standen, durch Selbstmord verloren ?
Schreibt, wenn Ihr wollt, wer und warum er/sie Selbstmord verübt hat.

Bitte keine Diskussion darüber, wie sinnvoll/sinnlos oder erlaubt/verboten der Selbstmord an sich ist, denn darüber will ich ein extra Kalenderblatt machen (das würde den Rahmen hier und heute sprengen).

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Ich grüße heute Alghero auf Sardinien :))




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