Willkommen beim Seelenfarben-Adventskalender :)).

24 Tage lang wird hier ein netter Mensch von sich in Wort und Bild berichten. Es wird immer eine kleine Geschichte geben, dazu interessante Antworten auf die Weihnachtsfragen und Bilder.

Den Anfang macht die Christine aus Bad Gastein in Österreich.

Christine wird uns von weißer Weihnacht in den Bergen erzählen und davon, dass sie das Christkind gesehen hat. Viel Spaß beim Lesen und kennen lernen :). Alles, was grün ist, sind die Worte von Christine.
 

Hallo, ich bin die Christine, ich bin 51 Jahre alt und wohne in Bad Gastein in Österreich. Nicht direkt im Zentrum des Kur- und Skiortes, sondern 4km entfernt in einem kleinen Dorf.

Wir leben im Winter schön "eingeschneit" hier, aber auch einige Wochen völlig ohne Sonne, da die Berge so nah und so hoch sind.

Es ist dennoch ein geborgenes Gefühl,
umgeben von den verschneiten Riesen zu sein.


"Einmal habe ich das Christkind gesehen"


Damals war ich vielleicht 5 Jahre alt. Wir hatten zuhause sehr wenig Platz und meine Eltern mussten es irgendwie bewerkstelligen, dass meine Schwester und ich am 24.12. am Nachmittag mal für 2 Stunden aus dem Hause kamen, damit der Christbaum aufgeputzt und die Pakete unter den Baum gelegt werden konnten.

Wir hatten 2 Omas und ich nehme an, die Oma (Vatis Mama) hat damals meine Schwester mitgenommen und die Omutti (Muttis Mama) mich. Wir stapften durch die weiße Pracht zu Omuttis Haus und es schneite dick. Ich kann mich noch an diesen Tag genau erinnern, obwohl sonst viele meiner Kindheitserlebnisse im Dunkeln dahinvegetieren.
 
Ich war vom Fenster nicht wegzubringen, ich wartete schon nervös auf das Christkind und dachte, es müsse doch jetzt irgendwann einmal auch bei Omuttis Fenster vorbeifliegen.

Dann sah ich es!

Ein Schatten (viell. der Schneewind?) flog vorbei, ganz genau habe ich es gesehen!

Ich rief der Omutti und erzählte es ihr und sie gab mir recht: "Ja sicher, jetzt hast du es gesehen, dass das Christkind schon fleißig arbeitet, es hat ja heute so viel zu tun".
 
Ich war freudig erregt und bald stapften wir in der beginnenden Dunkelheit in mein Zuhause zurück, wo "das Christkind" schon das Weihnachtszimmer abgesperrt hatte.
 
Als Kind konnte ich es nie verstehen, dass mein Papa ausgerechnet am Heiligen Abend, als wir schon sehr auf das Christkind warteten, sein Mietbuch nahm und sagte: "Ich gehe jetzt die Miete bezahlen". Einmal im Monat ging er sonst zahlen zu den benachbarten Besitzern unserer kleinen Wohnung.

Anstatt die Miete zu bezahlen, stieg er von draußen durch das vorher geöffnete Fenster in das Weihnachtszimmer hinein und entzündete die Kerzen und als die Glocke läutete, dachte ich immer: "Jetzt versäumt Vati das Wichtigste!"

Er war aber dann immer plötzlich und geheimnisvoll schnell wieder zurück und versäumte nie etwas.
 

1957 - Christine als Kind
mit der Mama und der kleinen Schwester
Und nun die Fragen:
- was ist für Dich "Weihnachten" ?
Weihnachten bedeutet für mich Wohlfühlen trotz der Dunkelheit hier, wir haben auch immer und überall Kerzenlicht brennen.

Ich habe mir auch noch ein Stück Kindheit in unsere Tage herübergerettet, den Adventglauben und die Adventhoffnung und darüber bin ich froh, denn unserer Zeit fehlt die Stille und Ruhe.

Die Tage vor Weihnachten versuchen wir oft, abends in Ruhe vor dem Adventkranz zusammenzusitzen. Vorher muss ich jedoch immer die Hektik des Büros ablegen, denn vor und zu Weihnachten ist der Stress im Tourismusgewerbe, in dem ich arbeite, sagenhaft groß.

Ich kann mir die innere Ruhe aber relativ schnell wieder holen bei einem abendlichen Schneespaziergang mit dem Hund.
- dekorierst Du bereits ab dem 1. Advent die Wohnung ?
Ja, ich dekoriere mit großer Liebe und sehr gemütlich unsere Wohnung und es macht mir große Freude, wenn es dann sehr heimelig ist.
- Weihnachtsbaum ja oder nein, und wenn ja, wie sieht er dann aus ?
Seit unsere 3 Kinder geboren sind, haben wir immer einen großen Weihnachtsbaum, vom Boden bis zur Decke und wenn ich einmal wage, zu sagen: "Darf er mal halb so klein sein?", dann kommt von der Jugend ein entsetztes: NEIN - der Weihnachtsbaum muss so bleiben wie er immer war.

Ein Jahr schmücken wir ihn in gold und weiß, ein anderes Jahr wird er gold und rot geschmückt. Viel Schmuck liegt in Schachteln verwahrt im Keller.

Mein Mann ist der Christbaumschmücker und unsere erwachsenen Kinder machen heute am Tag des Hl. Abend noch einen großen Bogen um das Weihnachtszimmer, denn die Christbaumüberraschung am Abend ist ihnen auch heute noch eine wichtige Tradition.

- schenkst Du und wirst Du beschenkt ?
Natürlich schenke ich von Herzen gerne Dinge an meine Lieben, es sind dies einige Bücher, etwas Feines aus dem Drogeriemarkt, Zubehör zur Skikleidung, Gutscheine ...

Ich bekomme immer Bücher und Dinge, die ich mir vorher schon aussuche und sage: "Das könnte ich gut brauchen, das wäre eine gute Idee für Weihnachten". Ich glaube, das macht es den Schenkenden leichter.
- dein schönstes je erhaltenes Weihnachtsgeschenk ?
Unser schwarzer Pudel, den meine Omi zu Weihnachten brachte, als ich 13 Jahre alt war.

Immer schon hatten meine Schwester und ich uns einen Hund gewünscht und Oma kaufte für uns den Pudel, der angehängt und misshandelt in einem Wald gefunden worden war und wieder zum Züchter zurückgebracht wurde. Er war ein blitzgescheites, lustiges, liebes Wesen, der sich in unserer Familie sehr wohl fühlte.
 
Heuer ist mein schönstes Weihnachtsgeschenk, dass unsere jüngste- die Kathrin (19 Jahre alt) gut aus Indien zurückgekommen ist. Sie und ihre Freundinnen verbrachten 6 wunderbare Wochen im Nepal bei Verwandten der Freundin, aber gleich nach der Ankunft in Indien wurde Kathrin 20 Tage lang sehr krank, lag dort in einem indischen Hospital in "indischen" Zuständen, hatte 40-41 Grad Fieber und wurde letztendlich von einem Sanitätsarzt der Reiseversicherung zurückgeholt und wir konnten sie kürzlich am Flughafen München in die Arme schließen.

Sie befindet sich auf dem Weg der Besserung, mit unseren westlichen Medikamenten geht das ja ganz schnell. Das ist heuer mein schönstes Geschenk, auch wenn es schon "vor" Weihnachten eintraf.
- gibt ein typisches Weihnachtsessen bei Euch ?
Bei uns im Dorf ist es bei fast allen Leuten der Brauch, so auch bei uns, dass es einmal am 24.12. die "Würstlsuppn" gibt, eine Nudelsuppe mit geschnittenen Würstln drinnen. Die einen essen sie zu Mittag (wir), die anderen Abends.

Früher machte meine Mama abends immer gebackenen Karpfen mit Mayonnaisesalat, aber diesen Brauch haben wir gelassen, denn keiner meiner Familie aß das so wirklich gerne.

So kochen meine Mädels und ich jede Weihnachten etwas anderes Feines. Aber die Würstlsuppe zu Mittag bleibt immer und die Mädchen werden diese Tradition sicher weiter bewahren.
- feierst Du alleine oder im Kreis der Familie ?
Zu Weihnachten kommt unsere Tochter Silvie aus Wien angereist, Kathrin wohnt derzeit noch bei uns. Den Heiligen Abend verbringen wir zu viert.

Am 2. Weihnachtstag kommt auch unser Sohn mit seiner Freundin, meine Schwester, ihre Kinder und meine Mutter zu uns.

Ich muss den ganzen Tag in der Gästeinformation arbeiten, die Skifahrer reisen an. Unsere Kinder kochen und decken festlich den Tisch für 9-10 Personen.

Noch einmal kommt das Christkind zu denen, die am Heiligen Abend nicht da waren. Wir essen gut, tratschen, lachen und es ist immer ein schöner Abend.

- welche Weihnachtsbräuche führt Ihr durch ?
Am Heiligen Abend am Nachmittag gehen wir vier mit einem kleinen Tannenbaum zum Friedhof, zum Grab meines vor 2 Jahren verstorbenen Vaters und zu meinen Großeltern. Wir entzünden viele Kerzen auf den beiden Gräbern und hören dem Männergesangsverein zu, der am Friedhof schöne Weihnachtslieder singt. Das ist immer sehr schön und feierlich. Wir verabschieden uns dann noch von Bekannten und Nachbarn, die wir am Friedhof trafen mit einem: "Frohe Weihnachten!". Überall hört man diesen Ausruf und die Leute sind gut aufgelegt und alle in einer besonderen Stimmung. Auch die vielen Kerzen und Christbäume am Friedhof bei Dämmerungseinbruch bringen schöne, friedliche Weihnachtsgefühle.
 
Dann gibt es zuhause heißen Tee und selbstgebackene Weihnachtskekse und mein Tiroler Mann geht "räuchern". Mit der Weihrauchpfanne geht er durch die Wohnung und durchs Stiegenhaus, um das "Böse" abzuhalten von unserem Haus. So hat es schon sein Vater in seiner Kindheit gemacht.

Manchmal liest eine Tochter das Weihnachtsevangelium vor, oft singen wir aber nur Weihnachtslieder und lesen weihnachtliche Gedichte oder Texte vor.
- gehst Du an Weihnachten in die Kirche ?
Früher waren wir immer am Nachmittag mit unseren Kindern in der Kindermette.

Als Kind war ich immer mit meiner Mama und meiner kleineren Schwester in der Mitternachtsmette, wir sangen damals alle im Chor.

Das Mettegehen haben wir jetzt gelassen, es ist einfach zu spät und uns freut es nicht, so spät nochmals aus dem Haus gehen zu müssen, dazu sind wir doch alle zu müde und zu faul.
- ist Weihnachten bei Euch ein friedliches Fest (ohne Stress und Streit) ?
Immer friedlich und ohne Streit.

Ich denke, man sollte einfach die Erwartungen nicht zu hoch schrauben, nicht das "perfekte" Fest feiern zu wollen. Ich glaube, dass davon manche Familien in Stress und Streit geraten.

Uns ist das Wichtigste, zusammenzusitzen bei Kerzenlicht und gemütlich zu tratschen und etwas Feines zu essen und zu trinken.
- Weihnachten und Schnee ?

Da wir auf 1200m Seehöhe wohnen, haben wir verschneite Weihnachten. Wir gehen abends auf der schönen Promenade an den verschneiten Bäumen entlang mit dem Hund spazieren und die Weihnachtsfreude kommt dabei immer voll auf.

In manchen Wintern ist alles dick verschneit und traumhaft schön, in manchen Jahren ist der Schnee etwas dürftiger, aber es ist immer weiß und romantisch.
- bist Du schon mal über das Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ?
Nein, niemals, ich glaube ich würde dort sehr traurig sein, wenn ich meine Weihnachten nicht traditionell feiern kann. Auch unsere Kinder fahren zu dieser Zeit nicht auf Urlaub, denn das traditionelle Weihnachtsfest ist ihnen "heilig".
- an wen oder was denkst Du an Weihnachten ?
An die Familie meiner Schwester, die mit unserer Omi 160km von uns entfernt Weihnachten feiern.
An unseren Sohn, der mit seiner Freundin und deren Mama am Weihnachtsabend zusammen ist.
An meinen verstorbenen Vater, der jedoch in unseren Herzen mit dabei ist beim Weihnachtsfest.
An unsere lieben verstorbenen Omas und an die Menschen, die es nicht so schön und gemütlich haben wie wir.
- Dein Lieblingsweihnachtslied ?
Fröhliche Weihnacht überall- tönet durch die Lüfte froher Schall.
Weihnachtston, Weihnachtsbaum, Weihnachtsduft in jedem Raum ...
- wie läuft die Bescherung ab ?
Nach Teetrinken und Kekse essen, gegen 18h, verschwindet plötzlich mein Mann. 10 Minuten später läutet Christkinds Glöckchen und wir drei fühlen uns plötzlich wie die kleinen Kinder, wir betreten das Weihnachtszimmer, der Baum erstrahlt.
Wir singen einige Lieder, Dackeline Daisy singt meist auch mit, in Jammertönen, und schaut mit großen, sehnsüchtigen Augen das goldene Weihnachtspaket an, das sie bald bekommen wird. Das bringt uns immer sehr zum Lachen.

Der Hund bekommt als erster sein Fresspaket und dann packen wir der Reihenfolge unsere Geschenke aus, erst unsere Mädchen, dann wir. Ein "Ah" und "Oh" und "schön" geht durch den Raum.
- Weihnachten und Konsumindustrie
Ich würde mir wünschen, dass es direkt zu Weihnachten keine Geschenke gibt, sondern wie in anderen Ländern zu einem anderen Zeitpunkt - Silvester, Neujahr oder Hl. 3 Könige. Das wäre mir lieber, denn dann wäre das Weihnachtsfest freier.

Damit meine ich, dass man an diesem schönen Tag dann nicht an die Geschenke, sondern mehr an den eigentlichen Sinn des Festes denken würde.

Ein paar Tage später die Geschenke bekommen, das wäre besser. Ohne Geschenke wäre es auch nicht schön, denn ich schenke ja so gerne!
- Weihnachten früher ?
Weihnachten vor 10 und 20 Jahren liefen für uns genau gleich ab wie heute! Aber es war noch schöner, die glänzenden Augen unserer drei kleinen Kinder zu sehen. Die Weihnachtsvorbereitungen, das Geheimnisvolle, das Warten auf das Christkind über all die Wochen, die wir mit gemeinsamen Basteln und Keksebacken veschönerten.
Die Engleingaben, die unsere Kinder in der Adventzeit auf der Terrasse vorfanden, nachdem die Englein ihren Weihnachtswunschbrief abgeholt haben. Alles war sehr geheimnisvoll!
 
Weihnachten vor 30 und 40 Jahren war ganz ähnlich den Weihnachten, wie wir sie heute feiern. Wir haben die alten Traditionen aus meinem Elternhaus übernommen, auch dort war das Fest ein schönes Familienfest mit Vater, Mutter, 2 Kindern, 2 Omas und einem Hund.
bitte vervollständigen:
- Weihnachten ist für mich das Fest der/des ...
... Familie, der Liebe, des Geheimnisvollen, der Rauhnächte, in denen bei uns ja keine Wäsche hängen bleiben darf (das bringt Unglück) und in der die Tiere sprechen können!
 
Zu Weihnachten wird das Herz weit. Gott hat uns Weihnachten geschenkt und wir denken wieder an die Geburt Jesu, an den Frieden, den wir uns auf Erden wünschen.

Wir tun alle etwas dazu und wenigstens diese eine Nacht scheint zum Großteil friedlich zu sein bei den Menschen, wenn leider auch nicht überall.
- ohne Weihnachten wäre das Leben ....
... um so viel Schönes ärmer!
- am heiligen Abend werde ich ...
... meinen schönen Tagesplan wie jedes Jahr in Freude erledigen, um mit meiner Familie einen schönen Abend zu haben. Abends im Bett werde ich mich bei Gott bedanken, für all das Gute und Schöne in meinem Leben.
- vom Christkind wünsche ich mir ...
... Gesundheit, Friede, Freude für meine ganze Familie.
Dazu noch ein paar Bücher, dann bin ich sehr zufrieden und glücklich!
Danke Dir sehr, Christine, für Deine Worte und die Bilder :)).