Willkommen Österreich
Willkommen Norwegen
Willkommen Renate
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Hallo,
ich heiße Renate,
bin 52 Jahre alt, Grundschullehrerin
und zusammen mit meinem
norwegischen Lebensgefährten
in Salzburg |
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Weihnachten in den 50er Jahren ...
... war noch eine eher bescheidene, aber dafür umso innigere Zeit.
Ich erinnere mich daran, wie eines Morgens, ich dürfte so 5 oder 6 Jahre
alt gewesen sein, neben meinem Platz am Tisch der Adventkalender hing.
Damals hatte man die so schön kitschigen, mit viel Silberflitter drauf.
Am Samstag vor dem 1. Advent durften mein kleiner Bruder und ich mit der
Mutter zur Kirche gehen, um den Adventkranz weihen zu lassen. Ich liebte
die Stimmung in der kalten Kirche, den Duft des Weihrauchs und die Kerzen
am Altar.
Aber am meisten liebte ich die alten Lieder. So klein ich auch noch war,
ich sang sie alle mit.
An den Adventsonntagabenden saßen wir alle um den Adventkranz versammelt,
das Licht wurde gelöscht und die Kerzen am Adventkranz gaben eine so warme
Stimmung. Meine Eltern hatten gute Singstimmen und wir sangen und sagten
Gedichte auf, die uns die Mutter beigebracht hatte. Dann gab es
selbstgebackene Kekse und Tee. Auf diese Stunde freute ich mich schon die
ganze Woche.
Aufregend wurde es, wenn ich am Morgen nach dem Aufstehen auf meinem
Adventkalender einen silbernen Faden oder gar eine kleine Süßigkeit
entdeckte. Das musste das Christkind in der Nacht gebracht haben, als es
nachschaute, ob wir auch brav gewesen waren.
Die Eltern waren arm zur damaligen Zeit und so gab es als
Weihnachtsgeschenke für uns meist Selbstgestricktes, auch für die Puppen.
So etwa 2 Wochen vor dem Fest vermisste ich dann die Lieblingspuppe.
Kurz vor dem Fest wurde es dann sehr geheimnisvoll. Die Mutter war kaum
ansprechbar, so viel hatte sie zu tun. Weihnachtsputz, ja die ganze
Wohnung sollte tiptop sauber sein. Da musste auch ich mithelfen.
Wenn wir in die Stadt kamen, drückte ich mir die Nase platt an den
Schaufenstern des Spielzeugladens. Dann durfte ich plötzlich zum Einkaufen nicht mehr mitgehen,
denn die Mama wollte, wie sie sagte, das Christkind treffen.
Die Adventszeit dauert ziemlich lang, wenn man klein ist. Aber endlich war
der Heilige Abend da. Am Vormittag schickte mich die Mama mit dem Vater
noch die letzten Lebensmittel einkaufen. Wenn Schnee lag, nahmen wir den
Schlitten mit. Damals gab es noch keine aufdringlichen Licht- und
Musikreklamen, aber die Geschäfte waren auch mit Tannengrün und
Strohsternen geschmückt.
Die Leute stellten noch nicht so hohe Ansprüche, dafür spürte man die
Anteilnahme und die Zuneigung. Beim Bäcker gab’s ein extra
Weihnachtskipferl für uns Kinder und für die Erwachsenen ein Früchtebrot
als Geschenk. Im Lebensmittelladen legte die Geißlerin eine Tafel
Schokolade drauf und der Metzger spendierte ein Stück Fleisch oder eine
Wurst.
Am Nachmittag mussten wir mit dem Vater einen Spaziergang unternehmen.
Meist wanderten wir in den Wald. Mein Vater hat mir viel von der
schlafenden Natur erzählt und unterwegs fanden wir auch noch ein kleines
Geschenk für die Mutter, die am Heiligen Abend Geburtstag hatte: eine
Christrose, einen besonders schönen Mistelzweig oder einfach eine
Astgabel, auf die wir einen Kranz Knackwürste hängten, die die Mutter so
gerne ass.
Dann war es endlich dunkel und der große Augenblick rückte näher. Wir
Kinder konnten es kaum erwarten, bis endlich die kleine Glocke läutete und
wir zum Christbaum durften.
Ich fror vor lauter Aufregung und klapperte richtig mit den Zähnen. Zuerst
sangen wir Weihnachtslieder und dann wünschten die Eltern frohe
Weihnachten und teilten die Geschenke aus.
Was ich damals bekam, weiß ich nicht mehr genau, aber die Puppe hatte neue
Kleider an. Einmal war eine Puppenküche unter dem Baum, natürlich nicht
mehr neu, Puppengeschirr aus Porzellan, Holz- oder Blechspielzeug für
meinen Bruder, Baukästen..... und die selbstgestrickten Pullover, Jacken
und Strümpfe, die so sehr juckten.
Erst danach wurde gegessen, Bratwürstl mit Sauerkraut, das war das
traditionelle Essen am Heiligen Abend.
Dann durften wir mit unseren neuen Spielsachen spielen, bis wir vor
Müdigkeit umfielen.
Weihnachten auf norwegisch
Heute feiere ich Weihnachten mit meinem norwegischen Lebensgefährten.
Während der Adventszeit, die in Norwegen ja besonders dunkel ist,
beleuchten die Menschen ihre Wohnungen und Häuser mit vielen Lichtern.
In Norwegen gibt es am Heiligen Abend "Lutefisk", das ist in Lauge
eingelegter und dann in Salzwasser gekochter Stockfisch. Dazu isst man
Kartoffeln. Als Nachtisch reicht man Reisbrei, in dem eine Mandel
versteckt wird. Wer diese Mandel in seiner Schale findet, soll im nächsten
Jahr Glück haben.
Nicht das Christkind bringt die Geschenke, sondern der "Julenisse". Das
ist ein kleiner Kobold, der besonders auf dem Lande auf die Höfe und die
Tiere acht gibt, damit es ihnen gut geht. Als Dank bekommt er dafür eine
Schale mit Reisbrei. Und wehe, die Hausfrau vergisst auf diese Schale! Das
heißt, dass der nisse den Hof verlässt und damit ist auch das gute
Gedeihen für Mensch und Vieh dahin. Der nisse trägt eine blaue oder rote
Mütze und meistens auch einen weißen Bart.
Am Land stellen die Bauern eine Getreidegarbe auf, damit auch die Vögel
ein gutes Fest haben. Man sagt, je mehr Vogelgezwitscher, umso mehr Glück
im neuen Jahr.
Am Abend werden die Geschenke ausgeteilt und dann nehmen sich alle an der
Hand und tanzen um den Weihnachtsbaum. Dazu werden Lieder gesungen und
alle sind fröhlich. Zumeist ist die ganze Familie mit Verwandten und
Großeltern zusammen. Meist gehen die Leute auch in die Kirche, die zu
Weihnachten recht gut besucht ist.
Das große Weihnachtsessen mit der Familie gibt es am 1. Feiertag.
Schon vor Weihnachten ist es üblich, dass man zum "Julebord!, also zum
Weihnachtstisch geladen wird oder selbst einlädt. Da gibt’s dann das Beste
aus Meer, Wald, Fluss und Haus.
Viele Firmen laden ihre Mitarbeiter dazu ein. Auch wir laden unsere
Freunde kurz vor Weihnachten zum julebord, da gibt es Lachs, geräucherten
und gravad lax, eingelegten Hering, gekochten Schinken und Kartoffeln und
dann zum Kaffee die pepperkaker, also Pfefferkuchen.
Weihnachtsmärkte und Veranstaltungen im Advent, so wie sie bei uns in
Österreich üblich sind, sind in Norwegen nicht so bekannt. Deshalb war
mein Freund ganz fasziniert vom Turmblasen in der Stadt Salzburg.
Leider ist meine Wohnung zu klein, um um den Baum zu tanzen. Aber später,
wenn ich nach Norwegen gezogen bin, werden wir diesen Brauch ganz sicher
aufnehmen.
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Weihnachten 1956:
|
- was ist für Dich
"Weihnachten" ? |
Weihnachten ist für mich
ein besonderes Fest, wo ich gern die Familie um mich habe, die Kinder und
das Enkelkind. Es ist ein „warmes“ Fest, auf das ich mich jedes Jahr
freue. |
- dekorierst Du bereits
ab dem 1. Advent die Wohnung ? |
Ja! Die Wohnung wird mit
Tannengrün und skandinavischen Holzfiguren, Strohsternen und Lichtern
geschmückt.
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- Weihnachtsbaum ja oder
nein, und wenn ja, wie sieht er dann aus ? |
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- schenkst Du und wirst
Du beschenkt ? |
Ja, ich schenke schon,
besonders dem Enkelkind. Dazu bespreche ich mich mit meiner Tochter, was
er haben soll. Allzu viel ist ungesund. Bücher und Spielsachen sind immer
dabei. Eine Kleinigkeit den Kindern und dem Gefährten.
Ich bekomme auch Geschenke, Selbstgebasteltes vom Kleinen ... und eines vom
Freund.
Mein Sohn schenkt meistens was Gutes zum Essen. |
- dein schönstes je
erhaltenes Weihnachtsgeschenk ? |
Als mir mein Norweger
vor 3 Jahren sagte, dass wir das nächste Weihnachtsfest zusammen sein
werden. |
- gibt es ein typisches
Weihnachtsessen bei Euch ? |
Hier in Salzburg isst
man am Heiligen Abend traditionell die Würstlsuppe oder auch Mettensuppe.
Das ist eine Rindsuppe mit Nudeln und Würstln drin. Am Feiertag gibt’s
entweder Gans oder Schinken oder auch Wild. |
- feierst Du alleine oder
im Kreis der Familie ? |
Ich feiere zusammen mit
meiner Tochter, dem Enkel und dem Liebsten. |
- welche
Weihnachtsbräuche gibt es bei Euch ? |
Wir gehen auf den
Christkindlmarkt, hören uns das Turmblasen an, dann gibt es eine
Geschichte zur Bescherung. |
- gehst Du an Weihnachten
in die Kirche ? |
Nein, in die Kirche gehe
ich nicht. Lieber einen Spaziergang in der Stille, da kommt man gut zum
Nachdenken. |
- ist Weihnachten bei Euch ein
friedliches Fest (ohne Stress und Streit) ? |
Zu Weihnachten nehme ich
mir die Zeit, die ich brauche. Ganz bewusst. Ich gehe in kein Geschäft
mehr, den Einkauf mache ich 2 oder 3 Tage vorher. Damit fällt ein großer
Stressfaktor weg. Ein Spaziergang am Vormittag, das tut gut und entspannt. |
- Weihnachten und Schnee ? |
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, Schnee ist immer schön! Leider spielt Petrus
oft nicht mit! Die Stimmung ist natürlich gleich ganz anders, wenn es
draußen schneit. |
- bist Du schon mal über das
Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ? |
Nein, ich bleibe lieber
zu Haus. |
- an wen oder was denkst Du an
Weihnachten ? |
An meine Eltern, die mir
so viel mitgegeben haben, dass ich noch jetzt davon zehren kann. |
- Dein Lieblingsweihnachtslied ? |
Ein schwedisches Lied.
Es heißt "Koppangen".
Här är stillhet och tystnad
Nu är marken färgats vit….
(hier ist Stille und Ruhe, und die Erde ist ganz weiß ...) |
- wie läuft die Bescherung ab ? |
Das kommt auf die
Ungeduld des Buben an: ich schmücke den Baum am Nachmittag, da werden alle
außer Haus geschickt. Wenn es dunkel ist, werden die Kerzen entzündet, das
Glöckchen läutet und alle kommen zur Bescherung. Erst singen wir ein Lied,
dann gibt’s die Geschenke. |
- Weihnachten und Konsumindustrie ? |
Ich sag's mit einem
Gedicht, das ich vor 3 Jahren geschrieben habe:
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- Weihnachten vor 5, 10,
20 etc. Jahren ? |
Vor 10 Jahren: die Tochter
kommt erstmals von ihrem Studienort Graz nach Hause. Eine Riesenfreude.
Vor 12 Jahren: ... war Weihnachten besonders ruhig. Ich kam erst einige
Tage zuvor nach einer schweren Operation nach Hause und war sehr
schwach. Geschenke gab's dieses Jahr nicht viele, auch die
Weihnachtsputzerei musste ich lassen und an Gebäck gab's nur eine einzige
Sorte. Trotzdem waren es wunderbare Weihnachten, weil wir uns auf das
Wesentliche besinnen konnten.
Vor 20 Jahren: die Kinder sind noch so klein, dass man ihnen mit
Spielzeug die meiste Freude macht. Aber auch Bücher liegen schon am
Gabentisch.
Vor 30 Jahren: ich feiere mein 1. Weihnachtsfest mit meiner eigenen
Familie. Der Sohn ist ein Jahr alt.
Vor 40 Jahren: ich bin ein Kind, 12 Jahre alt und liebe Weihnachten über
alles, bekomme Bücher und Malzeug. Das weiß ich noch ganz genau.
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bitte vervollständigen: |
- Weihnachten ist für mich das Fest ... |
... für die Familie, um
das Zusammensein zu genießen. |
- ohne Weihnachten wäre das Leben .... |
... wäre das Leben um
etwas Warmes ärmer. |
- am heiligen Abend werde ich ... |
... erstmals nicht in
Salzburg sein, sondern in Graz bei Tochter und Enkel. |
- vom Christkind wünsche ich mir ...
|
... dass die Menschen so
viel Verstand hätten, um einzusehen, dass nicht Macht und Geld und die
Menge an Geschenken das Leben glücklich machen. |
Danke sehr, Renate, für Deine Worte und die Bilder :)).
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