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6. Februar 2006
 


Winter ... ganz unbestritten haben wir den.
Der Winter ist sehr fotogen ... wenn Schnee liegt und die Sonne scheint.
Das gibt dann wunderwunderschöne Bilder.
Raureif und Sonne gibt auch so schöne Bilder, wenn auch nur minutenlang, dann ist der Reif geschmolzen.

Ja, wir hatten schon Raureif und Sonne.
Wir hatten auch schon Schnee und Sonne.

Doch in den letzten zwei Wochen ... da hatten wir

kalte graue Windigkeit
oder
graue windige Kälte
oder
windiges kaltes Grauen

oder so ...

... auf jeden Fall war eines Mangelware: gutes Fotografierlicht.

Was macht ein Fotograf bei diesem Wetter ??

a) er liegt weinend im Bett und träumt von früheren Zeiten
b) er wirft sentimentale Blicke in sein Fotoarchiv
c) er wandert aus auf die Malediven
d) er macht das Licht an und Aktaufnahmen von seiner Frau
e) er sattelt um und sammelt Briefmarken

Ich habe mich für f) wie "fotografieren, trotzdem" entschieden ... ein schwieriges Unterfangen ... was soll man denn fotografieren ? Kahle Hauswände, graue Bäume, nicht vorhandene Schneeglöckchen ? Diesen berühmtberüchtigtunfotogenen Graubraunmix des Winters ?

Das Fortgehen lohnt sich ja eigentlich nicht, wenn die, die die Bilder betrachten sollen, lieber schöne weißblaue Winterbilder wollen. Oder eben andere helle, farbige, liebe, nette, sehenswerte Fotomotive. Keine Chance eigentlich ... aber bevor der Fotograf auf der Couch ergraut, fährt er doch lieber los und sucht mitten im grautrübkalten Winter nach Fotomotiven.

Alleine ist der Herr natürlich nicht unterwegs, seine liebe Frau läuft neben ihm und alleine das ist den Spaziergang schon wert. Nicht nur einen, sondern drei.

Am 25. Januar durch Kirkel, ein größerer Ort oder kleine Stadt im Saarland hinter Homburg.
Am 31. Januar durch Siegelbach, ein Vorort von Kaiserslautern.
Am 5. Februar durch Bexbach, eine kleine Stadt im Saarland, Nähe Neunkirchen.

Heute Teil 1:

Kirkeler Grau

Wobei ... so grau war's dort gar nicht ... am Anfang. Doch bei der Hinfahrt hat sich das Wetter schon in seiner guten und weniger guten Seite gezeigt:



In Kirkel selbst begrüßte mich erst die Sonne ...



... und danach Beate, denn wir sind nicht gemeinsam hin gefahren, sondern hatten uns dort getroffen. "Noch" schien die Sonne, aber es war schon 4 Uhr Nachmittags und ich würde nicht weit laufen können in der Sonne, die bereits arg schräg stand. Und dann die Wolken, die sich unaufhörlich Richtung Sonne bewegten.

Lichtblick im Schaufenster ...



... das müssen wir mal besser in Szene setzen, indem wir die Kamera dicht an die hoffentlich saubere Glasscheibe halten:



Menschen zogen vorüber ... mit seltsam versteinerten Blick:



Einen stärkeren Eindruck vom Grau fand sich bereits an diesem Tor:



Die Sonnenstrahlen lagen inzwischen quer über den Dächern und nur die besseren Ränge weiter oben waren noch beschienen. Auch die Enten sind nicht mehr das, was sie einmal waren ...

 

... habe ich mir gedacht ... aber man ist ja schon froh, wenn es überhaupt noch welche gibt. Die Männer tragen Mützen und laufen an ornamentisierten Haustüren vorbei:



An die Wände schreiben kahle Äste "ich warte auf bessere Zeiten".



Die Wände warten auch auf bessere Zeiten. Nur kurz frage ich mich, welcher Erdteil hier dargestellt werden soll, um dann zu entscheiden, dass das einfach nur Verschleiss ist ;).

Ich laufe weiter ... nichtsahnend, dass das dunkelste Kapitel dieses Spaziergang erst noch kommen wird. In Form von zwei alten Autos:



Mensch ... dieser BMW da links ... der war doch eben noch neu. Der wurde doch eben noch als neues BMW-Modell vorgestellt. Oder bin ich so schnell so alt geworden und der BMW auch ? Auf jeden Fall darf doch ein so schönes ... ehemals so schönes ... Auto nicht so aussehen.

Diese Beule da am Radkasten, dieser "Anbau", der abgebrochene Außenspiegel ...



... und die versunkenen Reifen:



Man könnte auch poetisch "Vereinigung zwischen Technik und Natur" sagen. Könnte ... wenn denn nicht das Innenambiente so ganz und gar unpoetisch wäre. Das Armaturenbrett weint nämlich bittere Erinnerungstränen:



Der Satz "ohne Moos nix los" will in meinen Kopf, doch mit Moos ist hier auch nix los:



Vielleicht sieht es ja im anderen Wagen, einem Pontiac Firebird, besser aus ?



Nee, nicht wirklich. Und auch hier Moos:



Ach ja ... seufz ... aber freut man sich nicht Ende Januar über alles, was grünt ? Oder drehen wir uns nicht besser einfach um und bestaunen die saarländischmoderne Kunst auf der anderen Straßenseite ?



Hmm ... was steht eigentlich da links oben auf dem Plakat ?



Aha, doch nicht so moderne Kunst ... eher 2-3 Jahre alt das Ganze. Hat sich aber schön bunt gehalten. Und was sind das für Zettel inmitten der großmaschigen Eisenquadrate ?



Heidernei (wie ich zu sagen pflege) oder Sodom und Gomorrha (wie ich auch zu sagen pflege) ... und schon ... naht ... die nächste Frage ... warum erinnert mich dieses "Kleid" ...



... so sehr an die auf der gegenüberliegenden Straße stehenden Autos mit ihren alten Reifen ?

Ach ja ... wenden wir uns lieber anderen Stilleben unserer Zeit zu:



Die alten Schaufenster ...



... vor den geschlossenen Geschäften.
Die alten Häuser, die alten Möbel ... geopfert der modernen ikeanischen Kultur.

Ich gehe weiter ... nicht verzagend auf Lichtblicke wartend.
Ob die noch kommen mögen ?
Schaumermal ... demnächst bei Teil 2 des Kirkeler Graus. Oh Graus.
Ja doch, ich muss schon diesen Spaziergang teilen, wegen der vielen Bilder und des vielen Textes. Wo soll das noch hin führen ? Durch die Kirkeler Straßen würde ich mal sagen ... ;)).

In der Hoffnung, dass Bilder und Spaziergänge auch dann interessant sind, wenn keine Blümchen, Bienchen, Kätzchen zu sehen sind, wünsche ich Euch einen guten, alles andere als grauen Wochenbeginn :))
 



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