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18. Januar 2007

Die Einschläge rücken näher ...

... ein Bild, dem Krieg entlehnt und wie kaum ein anderes zum Leben passend.

Renate hat diese Worte mal als Kommentar in meinem Tagebuch hier auf Seelenfarben hinterlassen, als es darum ging, dass irgendein prominenter Mensch das Zeitliche gesegnet hatte.

Klingt so schön destruktiv, dieser Satz mit den Einschlägen.

Aber ich habe nie einen Satz gelesen, der es besser veranschaulicht ... dass wir alle in einer Lostrommel liegen. Mehr oder weniger fröhlich rollen wir in dieser Trommel hin und her, hüpfen auch mal oder bleiben zwischen zwei Streben hängen. Ab und zu dreht sich die Trommel rückwärts und eine der vielen Millionen Kugeln, die darin sind, fällt ... raus ... raus aus dem Leben. Ein Los ... raus lassen. Los ... lassen.

Immer wieder, und ich möchte da gerne täglich dran denken, wache ich morgens auf und schicke ein kurzes "danke" nach oben. Danke, dass ich aufgewacht bin, dass für mich ein neuer Tag beginnt und danke, dass ich in der Lage bin, ein danke zu formulieren.

Nein, es ist kein Krieg.
Es ist nur Leben.

Jetzt, heute, in diesem Moment, lebe ich.
Lebt auch Ihr, die ihr das lesen könnt, noch.

Dankeschön, dass es so ist.

Eine unendliche Dankbarkeit erfüllt den Raum des Lebens.

Und dennoch ... die Einschläge rücken näher.

Grund zum Traurigsein ?

Nein, nur für ein paar sentimentale Minuten und der folgenden lächelnden Erkenntnis, dass nur der sentimental sein kann, der ... noch lebt.

"Wie lange noch" zu denken macht traurig. Denn es kann in der nächsten Sekunde aus sein. Es könnte sein, dass ich einen Satz noch formulieren kann, aber nicht mehr fertigschreiben. Es könnte auch sein, dass ich "wie wird mir" denke und dann war es mit mir gewesen. Jeden von uns kann der Schlag oder etwas anderes treffen.

Das ist die Ursache für so viele traurige Gedanken.

Das ist aber auch ein Grund dafür, vor dem Tod zu leben.

Denn wann es wo "einschlägt" ... wissen wir nicht. Wir werfen ja normalerweise nicht selbst diese "Bomben" auf unser Leben. Wir stellen nur fest, wo wieder eine gefallen ist.

Ich bin gerade sentimental und dankbar. Abwechselnd.
 



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