Mit
dem Fahrrad
nach Peking (3)
Die Seelenfarben-Sommerreise 2008
Liebe Leser ... das sieht alles so leicht aus.
Bild an Bild vom jeweils nächsten Ort, als wenn das so einfach wäre, mal
eben mit dem Rad nach Russland zu fahren. Doch ich hab nun das
Reisetagebuch von Hermes, eine 210seitige pdf-Datei und nun lese ich
Dinge, die über die reine Bildbetrachtung hinausgehen.
Was sonst so alles passiert ist ... eine
Zusammenstellung:
Notizen am 26. März
Gestern hat es den ganzen Tag geregnet.
Ein Tretlager musste ausgebaut werden, weil falsche Teile eingebaut
wurden
Der Radständer ist nach einem Sturz des abgestellten Rades abgebrochen
Viel Gegenwind
Notizen am 28. März
Die Räder mussten
einen Berg mit 10 % Steigung hochgeschoben werden
Die Steigung erhöhte sich auf 12, 16 und 20 Prozent.
Insgesamt wurden die Räder 7km weit geschoben
Das Gefühl sagt: es reicht (für heute)
Der Trost: ein schönes Hotel
Der Wind: immer von vorne
4 km lang schnee- und eisbedeckte Fahrbahn
Notizen am 2. April
Ein schweres Gewitter verfolgt uns und holt uns schließlich ein
Eine Stunde unterstellen und bei Regen weiterfahren
Ständiger Ostwind, das bedeutet: ständiger Gegenwind
Einen Morgen verloren, weil eine Bank nicht in der Lage war, ohne ein
Fax der Heimatbank Geld auszuzahlen
Durch den Windzug fiel Werners stehendes Rad in den Graben. Das Fahrrad
musste geborgen, abgeladen, repariert und wieder bepackt werden, was
insgesamt eine Stunde dauerte.
Der Kilometerzähler spinnt
Umwege wegen überfluteter Wege
Notizen am 4. April
Eine Speiche riss
aus der Felge aus. Zur nächsten Stadt "geeiert".
Dort den ganzen Tag auf die Felgenlieferung warten ... aber die Speiche
wurde falsch geliefert. Der
Fahrradhändler baute daraufhin Speiche/Felge eines anderen Rades aus ...
3 Stunden dauerte die Reparatur und der Tag war verloren.
Notizen am 10. April
In der Oberlausitz hieß es mal
wieder: Fahrrad schieben (wegen der Steigungen)
Mal wieder Regen und auch kalt
In Polen ... "tut mir leid, bei uns kann der Scheck nicht eingelöst
werden" ... für diese Aussagen stand Werner stundenlang an,
währenddessen seine Mitfahrerin im Regen auf die Fahrräder aufpasste
Wegen fehlender Ausschilderung wurde ein Umweg gefahren
Wegen widersprüchlicher Aussagen am Bahnhof musste die Räder 3mal einige
Treppen runter und wieder rauf und wieder zurück getragen werden
Notizen am 18. April
Bedeckt, Nieselregen, 12 Grad,
kalter Wind
Nach Weißrussland darf nur mit Auto oder Zug eingereist werden, aber
nicht mit dem Rad. Das bedeutete, dass wieder ein paar Kilometer mit der
Bahn gefahren werden mussten.
1,50 Meter hoch mussten die Räder in den Zug gewuchtet werden
Lange Fahrten auf diese unangenehmen Schotterstrecken durch flaches,
weites, sumpfiges Land
Einen Tag wegen Magen/Darm-Problemen nicht gefahren und auf dem
Zeltplatz geblieben
Starker Gegenwind
Irgendwann hörte die Schotterpiste an der Autobahn auf ... und nun ?
Umkehren ? Es führt aber keine andere Straße nach Minsk. Auf die Frage,
ob man denn mit dem Rad auf der Autobahn fahren dürfen, antwortet ein
Polizist mit "ja". Wie einfach hätte das sein können, statt
Schotterpiste Autobahn.
Auf einer "Migrationscart" muss man sich regelmäßig registrieren lassen
(Hotel, Polizei etc.)
Äußerst schlechtes Frühstück
Grausames Bad im Hotel, es dauert 15 Minuten, bis das Wasser warm wurde
Das liest sich
jetzt alles so ... das wir, die
Zuhause vor dem PC sitzen, immer weiter davon Abstand nehmen, wirklich
mit dem Fahrrad nach China reisen zu wollen ;)).
Was wir ja auch nicht müssen, wir dürfen ja auch die angenehmste aller
Arten mit Werner mitreisen.
So vieles, was mühevoll war, müssen wir nicht mitmachen.
Aber wir verpassen auch so einiges, was schön war.
Die schönen Erlebnisse bis Minsk:
Notizen am
26. März
Herrliche Landschaften
Notizen am 2. April
Der Frühling ist da
Wunderschöne Strecke nach Chemnitz
Chemnitz ist für Radler genial ausgeschildert
Sonne pur
Sehr nette Begegnung mit einer 85jährigen Frau
Wunderschönes Dresden
Auch die Reise ist wunderschön und es gibt viel Neues zu sehen. Leider
können wir nicht überall anhalten.
Die Frauenkirche ist ein imposantes Bauwerk
Notizen am 10. April
Axels Bikeshop in
Bischofswerda war überaus kompetent und berechnete nur das Material.
Kein Cent wollte er für die über 3stündige Reparatur haben.
Um Bautzen sehen zu können, durften die Räder bei der Pförtnerin des
"sorbischen Theater-Ensembles" abgestellt werden und diese Dame (eine
weitere nette Begegnung) passte in der Zeit unseren Stadtrundranges auf
die Räder auf.
Notizen am 18. April
Ein Mann, der nach dem Weg zu einer Unterkunft gefragt wurde, führt die
Beiden zu einem preiswerten Hotel und kam später nochmal vorbei, um den
Beiden Fotos von seiner Heimatstadt zu schenken. Der Mann war von dem
Vorhaben dieser Fahrradreise sehr beeindruckt.
Als die weißrussisches Zollbeamtin das Fahrradgepäck sah, winkte sie
gleich durch und schüttelte dabei mit dem Kopf. Aber sehr freundlich das
alles.
Ein Mann fuhr kurzerhand mit seinem Rad vornedran her bis zu einem
Intouristhotel.
Das Eintauschen der Traveller-Schecks ist in Weißrussland einfacher als in
Deutschland und Polen
Sehr freundliche Menschen, einer schenkt einige Liter Birkenwasser
Ein Journalist spricht die Beiden an, weil er über die Reise schreiben
will. Werner folgte ihm in die Redaktion und wurde dort befragt und
verköstigt.
Herrlicher Zeltplatz gefunden
Indianertanz ums Rad wegen 30.000 Kilometer, die das Rad insgesamt
gefahren hat.
Funktionswäsche trocknet problemlos in einer Nacht
Schönes Gasthaus, mit Holz vertäfelt und Schnitzereien geschmückt,
sauber und gemütlich und dann noch eine richtig gut tuende heiße
Soljanka. Sehr nette, hilfsbereite Leute.
Vor Stoybzy gab es keine Zeltmöglichkeit ... deswegen wurde in die Stadt
gefahren, zwei Jungs nach einer Unterkunft gefragt, aber die einzige
Übernachtungsmöglichkeit war wegen Umbau geschlossen. Die beiden
Jungs verhandelten aber so
lange, bis eine Übernachtung, wenn auch unter einfachsten Bedingungen,
möglich war. Die Jungs halfen auch noch beim Abladen der Räder und
besorgten Bier. Einfach klasse.
Was jetzt noch
fehlt ... sind die Antworten auf die gestrigen
Fragen:
1. Hattet Ihr Euch Strecken mit Fahrradwegen
ausgesucht oder seid Ihr einfach nach Osten gefahren und habt dann
geschaut, wie sichs so fährt ?
In Deutschland sind wir nach
Radwanderkarten gefahren...um möglichst wenig Verkehr zu haben
2. Hattet Ihr auch für Polen, Russland, China gute detaillierte Karten
dabei ?
Für Polen, Weißrussland, Russland,
Mongolei und China hatten wir ganz normale Straßenkarten.
D.h. für Russland gab es gar keine hier...ich habe nur einen normalen
Straßenatlas in Buchform bekommen ... und daraus habe ich mir die
entsprechenden Seiten rauskopiert! Um das Gewicht zu reduzieren, habe
ich eine Karte, sie war in Folie eingeschweisst, nachdem sie
"abgeradelt" war, entsorgt!
GPS oder ähnliches hatten wir gar nicht ... nur sicherheitshalber einen
Kompass!
3. Hattet Ihr einen genauen Streckenplan gehabt ... an welchem Tag wohin
wie weit ? Wenn ja, seid Ihr bei der Einreise nach Polen bzw. in Minsk
noch im Plan gewesen ?
Nein, den hatten wir nicht ... damit
wären wir auch heillos überfordert gewesen, da man ja nicht wissen
konnte, was einem am Tag so aufhält (Pannen oder Krankheit bzw.
Unwohlsein)
5. Waren die Hotels im voraus gebucht oder habt Ihr jeden Tag neu
gesucht ?
Nein, Hotels hatten wir nicht im Voraus
gebucht.
6. Ihr seid so schnell durch Polen durch gewesen ... seid Ihr teilweise
mit der Bahn gefahren ? War das von Anfang an so geplant oder hat es
sich das so ergeben oder gab es Gründe, dass es gar nicht anders ging ?
Durch Anfangs mangelnde Kondition haben
wir bis Breslau länger gebraucht als geplant ... deshalb auch in Polen
die 1. Bahnfahrt. Am 9. 4. sind wir von Breslau nach Siedelce gefahren,
per Bahn, da ab 10. April bis 9. Mai unser Visum für Weißrussland nur
Gültigkeit besaß ... und diese Zeit wollten wir auf gar keinen Fall
gefährden. Wir haben uns gesagt, daß wir jederzeit wieder nach Polen
reisen können ... nach Weißrussland aber nicht so einfach.
7. Schotterpiste ... war das normal in Weißrussland ?
In Weißrussland sind wir Anfangs viel
Schotterpiste gefahren, da wir nicht wussten, daß wir mit dem Rad auch
die Autobahn befahren dürfen. Die Schotterpisten waren sehr anstrengend
...
8. Seid Ihr in dieser Kirche mit dem schönen Portal gewesen ?
Ja. in der Kirche in Minsk sind wir
gewesen ... aber fotografieren war da drinnen verboten ... und das haben
wir respektiert.
9. Wo habt Ihr in Minsk übernachtet ?
In Minsk haben wir in einem sehr guten,
aber teuren Hotel übernachtet ... aber das musste einfach drin sein. In
dem Hotel bekamen wir sogar das ARD im Fernsehen rein ... und haben
gerade die neue Pabstwahl mitbekommen!
Heute nur Text ... dafür sind wir nun mit den Hintergrundinfos auf dem
Laufenden. Umso spannender wird die morgige Weiterreise Richtigung
Moskau (700 km von Minsk, wo wir jetzt sind, entfernt).
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