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13. August 2008


Mit dem Fahrrad nach Peking (3)

Die Seelenfarben-Sommerreise 2008


Liebe Leser ... das sieht alles so leicht aus.

Bild an Bild vom jeweils nächsten Ort, als wenn das so einfach wäre, mal eben mit dem Rad nach Russland zu fahren. Doch ich hab nun das Reisetagebuch von Hermes, eine 210seitige pdf-Datei und nun lese ich Dinge, die über die reine Bildbetrachtung hinausgehen.

Was sonst so alles passiert ist ... eine Zusammenstellung:


Notizen am 26. März

Gestern hat es den ganzen Tag geregnet.

Ein Tretlager musste ausgebaut werden, weil falsche Teile eingebaut wurden

Der Radständer ist nach einem Sturz des abgestellten Rades abgebrochen

Viel Gegenwind



Notizen am 28. März

Die Räder mussten einen Berg mit 10 % Steigung hochgeschoben werden

Die Steigung erhöhte sich auf 12, 16 und 20 Prozent.

Insgesamt wurden die Räder 7km weit geschoben

Das Gefühl sagt: es reicht (für heute)

Der Trost: ein schönes Hotel

Der Wind: immer von vorne

4 km lang schnee- und eisbedeckte Fahrbahn



Notizen am 2. April

Ein schweres Gewitter verfolgt uns und holt uns schließlich ein

Eine Stunde unterstellen und bei Regen weiterfahren

Ständiger Ostwind, das bedeutet: ständiger Gegenwind

Einen Morgen verloren, weil eine Bank nicht in der Lage war, ohne ein Fax der Heimatbank Geld auszuzahlen

Durch den Windzug fiel Werners stehendes Rad in den Graben. Das Fahrrad musste geborgen, abgeladen, repariert und wieder bepackt werden, was insgesamt eine Stunde dauerte.

Der Kilometerzähler spinnt

Umwege wegen überfluteter Wege




Notizen am 4. April

Eine Speiche riss aus der Felge aus. Zur nächsten Stadt "geeiert".

Dort den ganzen Tag auf die Felgenlieferung warten ... aber die Speiche wurde falsch geliefert. Der
Fahrradhändler baute daraufhin Speiche/Felge eines anderen Rades aus ... 3 Stunden dauerte die Reparatur und der Tag war verloren.



Notizen am 10. April

In der Oberlausitz hieß es mal wieder: Fahrrad schieben (wegen der Steigungen)
Mal wieder Regen und auch kalt

In Polen ... "tut mir leid, bei uns kann der Scheck nicht eingelöst werden" ... für diese Aussagen stand Werner stundenlang an, währenddessen seine Mitfahrerin im Regen auf die Fahrräder aufpasste

Wegen fehlender Ausschilderung wurde ein Umweg gefahren

Wegen widersprüchlicher Aussagen am Bahnhof musste die Räder 3mal einige Treppen runter und wieder rauf und wieder zurück getragen werden




Notizen am 18. April

Bedeckt, Nieselregen, 12 Grad, kalter Wind

Nach Weißrussland darf nur mit Auto oder Zug eingereist werden, aber nicht mit dem Rad. Das bedeutete, dass wieder ein paar Kilometer mit der Bahn gefahren werden mussten.

1,50 Meter hoch mussten die Räder in den Zug gewuchtet werden

Lange Fahrten auf diese unangenehmen Schotterstrecken durch flaches, weites, sumpfiges Land

Einen Tag wegen Magen/Darm-Problemen nicht gefahren und auf dem Zeltplatz geblieben

Starker Gegenwind

Irgendwann hörte die Schotterpiste an der Autobahn auf ... und nun ? Umkehren ? Es führt aber keine andere Straße nach Minsk. Auf die Frage, ob man denn mit dem Rad auf der Autobahn fahren dürfen, antwortet ein Polizist mit "ja". Wie einfach hätte das sein können, statt Schotterpiste Autobahn.

Auf einer "Migrationscart" muss man sich regelmäßig registrieren lassen (Hotel, Polizei etc.)

Äußerst schlechtes Frühstück

Grausames Bad im Hotel, es dauert 15 Minuten, bis das Wasser warm wurde



Das liest sich jetzt alles so ... das wir, die Zuhause vor dem PC sitzen, immer weiter davon Abstand nehmen, wirklich mit dem Fahrrad nach China reisen zu wollen ;)).

Was wir ja auch nicht müssen, wir dürfen ja auch die angenehmste aller Arten mit Werner mitreisen.
So vieles, was mühevoll war, müssen wir nicht mitmachen.

Aber wir verpassen auch so einiges, was schön war.


Die schönen Erlebnisse bis Minsk:


Notizen am 26. März

Herrliche Landschaften



Notizen am 2. April

Der Frühling ist da

Wunderschöne Strecke nach Chemnitz

Chemnitz ist für Radler genial ausgeschildert

Sonne pur

Sehr nette Begegnung mit einer 85jährigen Frau

Wunderschönes Dresden

Auch die Reise ist wunderschön und es gibt viel Neues zu sehen. Leider können wir nicht überall anhalten.

Die Frauenkirche ist ein imposantes Bauwerk



Notizen am 10. April

Axels Bikeshop in Bischofswerda war überaus kompetent und berechnete nur das Material. Kein Cent wollte er für die über 3stündige Reparatur haben.

Um Bautzen sehen zu können, durften die Räder bei der Pförtnerin des "sorbischen Theater-Ensembles" abgestellt werden und diese Dame (eine weitere nette Begegnung) passte in der Zeit unseren Stadtrundranges auf die Räder auf.



Notizen am 18. April

Ein Mann, der nach dem Weg zu einer Unterkunft gefragt wurde, führt die Beiden zu einem preiswerten Hotel und kam später nochmal vorbei, um den Beiden Fotos von seiner Heimatstadt zu schenken. Der Mann war von dem Vorhaben dieser Fahrradreise sehr beeindruckt.

Als die weißrussisches Zollbeamtin das Fahrradgepäck sah, winkte sie gleich durch und schüttelte dabei mit dem Kopf. Aber sehr freundlich das alles.

Ein Mann fuhr kurzerhand mit seinem Rad vornedran her bis zu einem Intouristhotel.

Das Eintauschen der Traveller-Schecks ist in Weißrussland einfacher als in Deutschland und Polen

Sehr freundliche Menschen, einer schenkt einige Liter Birkenwasser

Ein Journalist spricht die Beiden an, weil er über die Reise schreiben will. Werner folgte ihm in die Redaktion und wurde dort befragt und verköstigt.

Herrlicher Zeltplatz gefunden

Indianertanz ums Rad wegen 30.000 Kilometer, die das Rad insgesamt gefahren hat.

Funktionswäsche trocknet problemlos in einer Nacht

Schönes Gasthaus, mit Holz vertäfelt und Schnitzereien geschmückt, sauber und gemütlich und dann noch eine richtig gut tuende heiße Soljanka. Sehr nette, hilfsbereite Leute.

Vor Stoybzy gab es keine Zeltmöglichkeit ... deswegen wurde in die Stadt gefahren, zwei Jungs nach einer Unterkunft gefragt, aber die einzige Übernachtungsmöglichkeit war wegen Umbau geschlossen. Die beiden
Jungs verhandelten aber so lange, bis eine Übernachtung, wenn auch unter einfachsten Bedingungen, möglich war. Die Jungs halfen auch noch beim Abladen der Räder und besorgten Bier. Einfach klasse.


Was jetzt noch fehlt ... sind die Antworten auf die gestrigen Fragen:


1. Hattet Ihr Euch Strecken mit Fahrradwegen ausgesucht oder seid Ihr einfach nach Osten gefahren und habt dann geschaut, wie sichs so fährt ?
In Deutschland sind wir nach Radwanderkarten gefahren...um möglichst wenig Verkehr zu haben

2. Hattet Ihr auch für Polen, Russland, China gute detaillierte Karten dabei ?
Für Polen, Weißrussland, Russland, Mongolei und China hatten wir ganz normale Straßenkarten.
D.h. für Russland gab es gar keine hier...ich habe nur einen normalen Straßenatlas in Buchform bekommen ... und daraus habe ich mir die entsprechenden Seiten rauskopiert! Um das Gewicht zu reduzieren, habe ich eine Karte, sie war in Folie eingeschweisst, nachdem sie "abgeradelt" war, entsorgt!

GPS oder ähnliches hatten wir gar nicht ... nur sicherheitshalber einen Kompass!


3. Hattet Ihr einen genauen Streckenplan gehabt ... an welchem Tag wohin wie weit ? Wenn ja, seid Ihr bei der Einreise nach Polen bzw. in Minsk noch im Plan gewesen ?
Nein, den hatten wir nicht ... damit wären wir auch heillos überfordert gewesen, da man ja nicht wissen konnte, was einem am Tag so aufhält (Pannen oder Krankheit bzw. Unwohlsein)

5. Waren die Hotels im voraus gebucht oder habt Ihr jeden Tag neu gesucht ?
Nein, Hotels hatten wir nicht im Voraus gebucht.

6. Ihr seid so schnell durch Polen durch gewesen ... seid Ihr teilweise mit der Bahn gefahren ? War das von Anfang an so geplant oder hat es sich das so ergeben oder gab es Gründe, dass es gar nicht anders ging ?
Durch Anfangs mangelnde Kondition haben wir bis Breslau länger gebraucht als geplant ... deshalb auch in Polen die 1. Bahnfahrt. Am 9. 4. sind wir von Breslau nach Siedelce gefahren, per Bahn, da ab 10. April bis 9. Mai unser Visum für Weißrussland nur Gültigkeit besaß ... und diese Zeit wollten wir auf gar keinen Fall gefährden. Wir haben uns gesagt, daß wir jederzeit wieder nach Polen reisen können ... nach Weißrussland aber nicht so einfach.

7. Schotterpiste ... war das normal in Weißrussland ?
In Weißrussland sind wir Anfangs viel Schotterpiste gefahren, da wir nicht wussten, daß wir mit dem Rad auch die Autobahn befahren dürfen. Die Schotterpisten waren sehr anstrengend ...

8. Seid Ihr in dieser Kirche mit dem schönen Portal gewesen ?
Ja. in der Kirche in Minsk sind wir gewesen ... aber fotografieren war da drinnen verboten ... und das haben wir respektiert.

9. Wo habt Ihr in Minsk übernachtet ?
In Minsk haben wir in einem sehr guten, aber teuren Hotel übernachtet ... aber das musste einfach drin sein. In dem Hotel bekamen wir sogar das ARD im Fernsehen rein ... und haben gerade die neue Pabstwahl mitbekommen!


Heute nur Text ... dafür sind wir nun mit den Hintergrundinfos auf dem Laufenden. Umso spannender wird die morgige Weiterreise Richtigung Moskau (700 km von Minsk, wo wir jetzt sind, entfernt).


 



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