Mit
dem Fahrrad
nach Peking (13)
Die Seelenfarben-Reise 2008
Von heute an durchgehen bis einschl. Freitag gibt es wieder vier Tage
lang die Seelenfarbenreise.
Hinter uns liegen ein paar Tage Lesepause ... und man weiß gar nicht
mehr genau, wo man eigentlich war ... zumindest hab ich jetzt einige
Minuten gebraucht, um mich wieder aufs Laufende zu bringen ... erstmal
ganz grob:
Hermes und seine Mitfahrerin fahren im Jahre 2005 mit dem Fahrrad vom
Schwarzwald nach Peking. Zumindest wollen sie das, denn dort sind sie
Ende Mai noch lange nicht. Erst ein Drittel der Strecke ist geschafft.
Und bereits vieles erlebt.
Die Karte bitte:
Der schwarze Kreis mit dem roten Innenleben ... da sind wir.
Und, um wieder ins Geschehen hineinzufinden ... in Stichworten das
Geschehen der vergangenen Tage:
20.5. - Ruhetag in Kasan (die Stadt mit dem
schönen Kreml und dem Nestle-Eis), heißer Tag.
21.5. - Schwül, Berge, Durst, Wassernot,
Birkenhain.
22.5. - Bergauf, bergab, die Herren der
Feuerwehr helfen mit Brot aus. Und Tee und Kekse.
23.5. - Regen, Sonne, schwül, steile
Anstiege, Dorfbrunnen am Abend.
24.5. - Wir lehnen es ab, mit dem Bus
mitgenommen zu werden und versinken im Asphalt.
25.5. - Frühling, grün, Ruhe, wie immer
sehr nette Menschen, Libellen am Abend.
26.5. - Pferde, Kühe, klebender Asphalt,
geschenkte Zwiebeln, nachts Sturm, Regen, Gewitter.
27.5. - Begegnung mit einem Russen, der
deutsch kann und ein Hotel empfiehlt, Zecken, Moskitos.
28.5. - kein Telefon, aber Atlas geschenkt
bekommen, hügelige Landschaft, Hefegetränk, Regen.
29.5. - Aprilwetter, die Stadt Tschaikowski
am Stausee.
30.5. - bergige Strecke, wieder fahren wir
nicht mit dem Bus mit.
31.5. - kalter Morgen, wechselhafter Tag,
die Berge sind da.
1.6. - diese tolle Begegnung mit dem
Jungen, der Hermes das Buch vom kleinen Wassermann schenkt.
Und so ist nun der ...
1. Juni 2005
... und die Seelenfarben-Sommerreise wird ab sofort in die
Seelenfarben-Reise umbenannt. Damit wir auch, wenns herbstlich wird,
munter weiterradeln können, ohne dass uns die Überschrift komisch
vorkommt ;)).
In Kujeda war diese so wärmende Begegnung mit dem Jungen.
Eine Begegnung wie das Scheinen der Sonne.
Die sogar half, dass wir noch, bevor es zu regnen anfängt, eine
Gostiniza erreichten.
Was ist das ?
Nun, im Amerika würde man "Motel" dazu sagen.
Wir bleiben hier und übernachten mal in einem richtigen Bett und das
Motel gefällt uns insgesamt sehr gut.
Gähn.
Gute Nacht.
2. Juni 2005
Wir fahren weiter ... die Berge hinauf.
Stark anstrengend ansteigend.
Was ja einen Vorteil hat: die Landschaft ist wunderschön.
Auf einer Bergwiesenkuppe ...
... übernachten wir und fotografieren vorher erstmal Blümchen:
Windig ist es .... pfffffhhhhchtt .... was glaubt Ihr: mögen wir den
Wind oder können wir ihn nicht leiden ??
Wir mögen ihn ... ja wir lieben ihn regelrecht ... wir singen "danke, du
lieber Wind, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast" ...
denn die Bescherung trägt den Namen "wo viel Wind ist, gibt es kaum noch
Mücken". Ein schöner Abend auf dieser Wiese :)).
3. Juni 2005
Die Berge lösen sich auch heute nicht in Luft auf ... doch der Tag ist
heute unser Freund und schenkt uns ein Hochplateau, auf dem wir auf
einer guten Straße 10 Kilometer lang eben fahren dürfen. Dankeschön.
Wir betrachten uns etwas die Landschaft, da fährt auf einmal ein
sportlicher Herr vorbei:
Hallo Hermes ;)).
Und kurze Zeit später: hallo Blumenwiese:
Wieder so ein schöner Zeltplatz ... inmitten der blühenden Natur.
4. Juni 2005
Ein schöner Tag ... wunderbar geeignet, um ein paar weitere Blümchen zu
fotografieren.
Aber nur theoretisch !
Und praktisch ?
Praktisch nennt sich das, was in diesem Moment passiert:
Fotoapparat kaputt.
Laune dahin.
Die Bilder sind nur noch verzerrt ... wie es aussieht, hat die
Elektronik der Kamera das Hoppeln auf dem Rad irgendwann nicht mehr
ertragen.
Ein Ärgernis
hoch 3.
Es sollte nicht der einzige Tiefschlag am heutigen Tag bleiben ... die
Abkürzung, die wir von Tjusch aus nehmen wollten, ist wegen der
schlechten Straßenverhältnisse nicht befahrbar ... was für uns ein
"Geschenk" von 100 Mehrkilometern bedeutet. Seufz.
Aber auch das sollte noch nicht alles sein ... denn am Hinterrad von
Hermes Mitfahrerin zeigen sich erste Risse. Stoßgebete gen Himmel haben
die Überschrift "lass das Rad bitte bis Jekatarinenburg durchhalten".
Gibts auch was positives ?
Nun ja ... immerhin sehen wir an diesem Tag viele schöne Greifvögel.
Oder sollte das auch ein schlechtes Omen sein (die Geier warten schon,
wenn zwei Radfahrer neben ihren kaputten Rädern nicht weiter wissen) ...
bitte nicht weiter drüber nachdenken.
5. Juni 2005
Bilderlos rollen wir dahin ... aber immerhin haben wir Rückenwind, der
uns etwas die Berge hochschieben will. Die Nebenstraßen hier im Ural
sind richtig schöne Straßen mit guter Asphaltdecke. Gleich fahren wir
aber wieder Hauptstraße ... und nun ist Ende mit der guten Strecke und
Loch an Loch an Loch.
Wir kaufen Benzin an der Tankstelle.
Wie ... Benzin ? Ist unser Rad zum Mofa mutiert ?
Nein, aber unser Campingkocher muss ja irgendetwas verbrennen ... und
das ist eben Benzin.
Die Aufgabe des Tages: man mache einem Tankwart klar, dass man nur einen
Liter Benzin braucht. Der Herr wird russische Bauklötze staunen. Aber
vorher die Hand aufhalten ... denn in diesem Land ist es so Sitte, das
man zuerst bezahlt und dann die Ware kriegt. In allen Geschäften,
Tankstellen ... aber auch in Cafés ist das so.
6. Juni 2005
Heute trinken wir eine Flasche Schnaps.
Zumindest hätten wir Grund dazu.
Lauter Schnapszahlen um uns rum.
Wir haben den 6.6.
Und unser Hermes wird 55.
La Ola ... oder wie das immer auf russisch heißen mag.
Küßchen links.
Küßchen rechts.
Küßchen Mitte.
Kleines Tänzchen, 220 Kilometer vor
Jekatarinenburg.
Voller euphorischer Geburtstagsgedanken lassen wir
unsere Räder rollen. Denn es geht, oh Wunder, bergab. Eine lange Abfahrt
und müssen mal nicht radeln, sondern dürfen einfach nur sitzen und Luft,
Land, Leute und den Geburtstag genießen.
Genießen ... man sollte das wirklich tun ... die
Sekunden genießen, so lange sie schön sind. Denn es kann so schnell
vorbei sein. Eben noch singen wir, sind bester Laune und freuen uns des
Lebens ...
... doch eine Sekunde später ist alles
anders !!
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