heute:

Schwester Bernadette

Advent und Weihnachten im Kloster


Bernadette erzählt

" ... bis Weihnachten, bis Weihnachten, ist’s nicht mehr weit!" ... dieses Kinderlied geht mir in den letzten Tagen häufig durch den Sinn. Ja, es liegt ein "Hauch von Heimlichkeiten" in der Luft. Und das ist nicht nur bei Familien mit Kindern so, sondern auch bei uns in St. Theresia (so heißt unsere Gemeinschaft).

Zu dieser Gemeinschaft gehören 4 Schwestern, die zwischen 35 und 71 Jahre alt sind. In den vergangenen Jahren wohnten auch junge Frauen bei uns, denn in unserem Konvent besteht die Möglichkeit, eine bestimmte Zeit mit uns zu leben, dieses Jahr aber sind wir Schwestern unter uns.

Wie sieht nun die Adventszeit und der Heilige Abend bei uns im Kloster aus?

Schon Tage vorher überlegen wir miteinander, welche besonderen Akzente wir in diesem Jahr setzen wollen. Klar, da gehört der Hausschmuck und der Adventskranz dazu, der Adventskalender und ... - halt ich will ja nicht alles auf einmal verraten, die "Heimlichkeiten" gehören ja gerade in diese Jahreszeit.

Eine Schwester ist für den Hausschmuck verantwortlich. Das macht ihr viel Freude und sie hat ein großes Geschick dafür. Sie bindet uns einen großen Adventskranz für unsere Kapelle ...



... und stellt in unserem Esszimmer eine Weihnachtswurzel auf:



Ansonsten entwickelt sich der Hausschmuck und Woche für Woche können wir etwas anderes entdecken. Da einen Stern, dort eine rote Kugel, ein Tannenzweiglein ... so haben wir Zeit, uns auf Weihnachten einzustimmen und es ist jedes Mal eine freudige Überraschung, wenn man neuen Schmuck im Haus entdeckt.

Ein schöner Brauch ist es, dass wir unseren Adventskalender selbst gestalten.



Das ist jedes Jahr meine Aufgabe und ich versuche dabei, immer wieder neue Anregungen zu geben. So steht z.B. auf den Zettelchen, die mit einem kleinen Schokoladentäfelchen in einem kleinen Säcklein liegen:

- Gönn Dir heute eine Mußestunde
- Bereite bitte für einen gemütlichen Abend Bratäpfel für uns vor
- Bete heute besonders für alle Neugeborenen, oder ...

Es ist spannend, was die Schwestern "ziehen", denn das geht immer schön der Reihe nach. Ein Jahr nach dem Alter, ein anderes nach dem Alphabet oder wir würfeln, wer gerade "dran ist", um den Adventskalender zu öffnen.

Am Abend des ersten Adventssonntages treffen wir uns im Wohnzimmer. Wir stimmen uns auf diese Zeit des Wartens auf Weihnachten ein.

Warum warten wir so auf dieses Fest?
Was bedeutet für jeden persönlich dieses Fest?
Was ist uns wichtig in dieser dunklen, kalten Zeit?
Wie können wir Licht und Wärme in unsere Umgebung bringen?

Bei Plätzchen und Punsch entstehen da viele gute Gespräche und ebenso gehört das Singen von Adventsliedern dazu.

Um immer wieder auch die eigenen Gemeinschaft in den Blick zu nehmen, ist es eine schöne Tradition, füreinander zu beten. Auf einem Kärtchen steht der Name jeder Schwester und wir "hüten das Geheimnis", wer wen gezogen hat – bis zur Bescherung am Heiligen Abend. Natürlich überlegt man "wer könnte mich gezogen haben", aber bisher bin ich noch in keinem Jahr dahinter gekommen.

Es heißt aber mit besonderer Aufmerksamkeit der Schwester gegenüber zu sein, die man am Heiligabend beschenken soll. Welche Vorlieben hat sie? Was würde ihr Freude machen? Was mag sie überhaupt nicht Und natürlich auch: Übersteigt mein Geschenk nicht den finanziellen Rahmen, den wir uns gesteckt haben (unter 20 Euro).

Am Heiligen Abend dann, nachdem wir feierlich miteinander das Abendgebet der Kirche (Vesper) gesungen und uns mit einer besonders liebevoll zubereiteten Mahlzeit gestärkt haben, treffen wir uns zur Bescherung im Wohnzimmer. Wir lesen aus dem Evangelium, singen und beten. Dann … endlich geht es daran, aufzulösen, welche Schwester durch die Adventszeit hindurch für welche gebetet hat und nun beschenken wird. Eine nach der anderen packt aus und alle anderen sehen dabei zu.

Nach der Bescherung machen wir uns auf den Weg, um in der Christmette mit der Gemeinde das Lob Gottes zu singen und das Festgeheimnis zu feiern. Bei allem, was wir in der eigenen Gemeinschaft an vorweihnachtlichem Brauchtum pflegen, wie z.B. das Aufstellen von Barbarazweigen, das Besuchen der Rorategottesdienste oder auf den Nikolaus "warten", ist es uns ein Anliegen, die Menschen nicht zu vergessen, denen es nicht so gut geht, wie uns.

So ist ein ganz wichtiger Dienst einer Schwester, bei der sog. "Tafel" mitzuhelfen, wo nicht nur Lebensmittel an bedürftige Menschen ausgegeben werden, sondern auch die Möglichkeit gegeben ist, mit diesen in ein kurzes Gespräch zu kommen, zu fragen, wie es geht ... einfach menschlich zu sein.

Gerade in der Adventszeit essen wir bewusst an einem Tag auch nur mal Suppe und Brot, um das dadurch ersparte Geld an eine Hilfsorganisation weiterzugeben. Ich glaube, es sind nicht (nur) die großen Dinge, die dem Leben einen anderen Blickwinkel geben, sondern gerade im Kleinen, Unscheinbaren liegt ein unnennbarer Wert.

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