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4. Januar 2010

Fotos 1 + 2: copyrightfrei
Fotos 3, 4 + 6: Ralf Zierold - Lizenz
CC by-sa 3.0
Foto 5: copyrightfrei


Willkommen in der gestrigen "Sonntagskirche" des Lichtblicks, deren bemerkenswerte Geschichte ein tolles Kalenderblatt ergibt.


1899
 

Es war einmal eine Stadt mit einer blühenden Stickereiindustrie ... und einem eingemeindeten Stadtteil, der Haselbrunn hieß.


1900
 

In diesem Stadtteil wird ein Kirchbauverein gegründet ... im Jahr werden 2 Mark Beitrag erhoben.


1905
 

Aus Teilen von drei anderen Kirchengemeinden wird am 1. Februar eine neue Gemeinde gegründet, die kurz darauf den Namen Markuskirchgemeinde erhält. Zu Ostern wird deren erster Pfarrer eingeführt, Dr. phil. Alexander Barthel. Die Einführung fand in der Turnhalle einer Schule statt.


1906
 

Im Februar startet ein Wettbwerb für die neue Kirche ... 78 Entwürfe gehen ein, drei davon kommen in die engere Wahl.


1907
 

Der Kirchenvorstand erteilt dem Architekten Heinrich Adam den Auftrag zur Planung der Markuskirche. Die Stadt stellt der Gemeinde einen 2700 m² großen Bauplatz zur Verfügung.


1910
 

Die ursprüngliche Bausumme von 590.000 Mark kann nach Verhandlungen auf 410.000 Mark gesenkt werden und nun wird das Bauvorhaben von Kirchenvorstand und Stadtrat genehmigt.

Der Bau beginnt mit der Abtragung des Morgenberges.


1911
 

Feierliche Grundsteinlegung für die neue Kirche.


1912
 

Bis auf den Hauptturm ist der Rohbau fertig. Es werden für die Maßstäbe der Zeit "modernste" Baustoffe verwendet ... das Kuppelgewölbe ist aus Stahlbeton und stählerne Dachbinder sind somit überflüssig.

Im März sind auch Dachstuhl und Hauptturm fertig. Im Juni wird das kupferne Kreuz ganz oben angebracht, drei bronzene Glocken ergänzen das Bauwerk und werden im September geweiht.


1913
 

Von März bins Juni wird die Innenausstattung im neobyzantinischen Baustil fertiggestellt. Die zweitgrößte Orgel des Vogtlandes findet ihren Platz ... und im September wird die neue Kirche geweiht.

So ...



... sieht die Kirche außen aus ... und so innen:




1917
 

Die gerade mal vier Jahre alten Glocken werden demontiert und zur Waffenherstellung eingeschmolzen.


1920
 

Es gibt wieder neue Glocken, allerdings aus Gußstahl.


1924
 

Der Kirche fehlt schon seit ihrem Beginn ein geeigneter Raum für Veranstaltungen, die außerhalb des Gottesdienstes stattfinden. Gegenüber der Kirche ist die Gaststätte "Sachsenhof", aber das zu kaufen, wurde durch den ersten Weltkrieg verhindert. Nun wird ein Hinterhaus in einer anderen Straße gemietet, damit die Kirchengemeinde sich treffen kann.


1945
 

Schwerer Bombenangriff ... die Kirche wird beschädigt ... die Dacheindeckung und die Fenster werden zerstört, eindringender Regen macht die Kirche unbenutzbar.


1946
 

Das Dach ist neu gedeckt.


1947
 

Die Kirche ist noch nicht benutzbar und so ist das gemietete Hinterhaus zur Zeit der einzige Raum, in dem sich die Kichengemeinde treffen kann.


1952
 

Es wird beschlossen, auf einem Grundstück, das der Kirchengemeinde gehört, ein Gemeindehaus zu bauen. Die Baupläne werden eingereicht ... und dann wird das Grundstück von der Stadt enteignet und ins städtische Aufbauprogramm aufgenommen.

Pfarrer Vödisch hat die Idee, dass man die Kirche selbst umbauen könnte, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen ... nämlich den benötigten Gemeinderaum zu erhalten und die wegen der kleiner gewordenen Gemeinde zu große Kirche effektiver nutzen und heizen zu können.


1956
 

Nun sind nach 10 Jahren alle Kriegsschäden beseitigt.


1963
 

Das Dach wird saniert und der große Umbau der Kirche beginnt. Auf der Höhe der Empore wird eine Decke eingezogen. Unten wird der Gemeindesaal entstehen und oben der Gottesdienstraum.


1966
 

Zum Erntedankfest wird der neu entstandene untere Gemeindesaal, der 300 Sitzplätze hat, neu geweiht. Altar und Taufstein sind in diesem Raum verblieben.


1967
 

Der Umbau geht weiter, die roten Ziegeln werden durch Schiefer ersetzt. Die schöne neobyzantinische Innenbemalung wird einfarbig hell überstrichen.

Oben entsteht nun ein der eigentliche Kirchsaal, die Orgel wird überholt, neue Buntglasfenster werden eingesetzt.


1975
 

Die umgebaute Kirche ist fertig und es darf ein Weihegottesdienst gefeiert werden.


2003
 

Der obere Kirchsaal soll neu renoviert werden und dafür werden Gutachten eingeholt und dafür wiederum wird an einigen Stelle die alte Farbe entfernt. Hey ... darunter ist ja Bemalung zu finden ... und die ist sogar noch gut erhalten.

Die Denkmalschutzbehörde sagt "bitte die alte Bemalung von 1913 restaurieren" ... und noch im selben Jahr erstrahlt der obere Kirchsaal in neuen Glanz ... neu renoviert mit alter Bemalung:



Eine ganz besondere Kirche ...




... in die eine Decke eingezogen, deren Raum also in der Mitte geteilt wird. Dort, wo früher die Kirchenbänke waren, ist nun der untere Kirchsaal für die anderen Veranstaltungen zu finden.

Im oberen Saal werden die Gottesdienste gefeiert ... der Raum sieht, was die Proportionen betrifft, ungewöhnlich aus, weil ja die Wand für einen viel größeren Kirchenraum dimensioniert wurde.

Wo genau steht diese Kirche mit Vergangenheit ?

Sag ich gleich, erst noch zwei Bilder ... die Rückansicht ...



... und der Blick aus der Luft:



Nun aber die Auflösung ... das ist die Markuskirche in Haselbrunn, einem Stadtteil von ... Plauen.

Diese Stadt hat 70.000 Einwohner und liegt im Südwesten Sachsens im Vogtland. Das Bundesland Bayern ist nicht weit weg und die Großstadt Chemnitz auch nicht.

Eine Sonntagskirche mit Geschichte ... und einem eigenen Kalenderblatt :)).
 



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