Fotos 1 + 2:
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Fotos 3, 4 + 6: Ralf Zierold - Lizenz
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Willkommen in der gestrigen "Sonntagskirche" des Lichtblicks, deren
bemerkenswerte Geschichte ein tolles Kalenderblatt ergibt.
1899
Es war einmal eine Stadt mit einer blühenden Stickereiindustrie ... und
einem eingemeindeten Stadtteil, der Haselbrunn hieß.
1900
In diesem Stadtteil wird ein Kirchbauverein gegründet ... im Jahr werden
2 Mark Beitrag erhoben.
1905
Aus Teilen von drei anderen Kirchengemeinden wird am 1. Februar eine
neue Gemeinde gegründet, die kurz darauf den Namen Markuskirchgemeinde
erhält. Zu Ostern wird deren erster Pfarrer eingeführt, Dr. phil.
Alexander Barthel. Die Einführung fand in der Turnhalle einer Schule
statt.
1906
Im Februar startet ein Wettbwerb für die neue Kirche ... 78 Entwürfe
gehen ein, drei davon kommen in die engere Wahl.
1907
Der Kirchenvorstand erteilt dem Architekten Heinrich Adam den Auftrag
zur Planung der Markuskirche. Die Stadt stellt der Gemeinde einen 2700
m² großen Bauplatz zur Verfügung.
1910
Die ursprüngliche Bausumme von 590.000 Mark kann nach Verhandlungen auf
410.000 Mark gesenkt werden und nun wird das Bauvorhaben von
Kirchenvorstand und Stadtrat genehmigt.
Der Bau beginnt mit der Abtragung des Morgenberges.
1911
Feierliche Grundsteinlegung für die neue Kirche.
1912
Bis auf den Hauptturm ist der Rohbau fertig. Es werden für die Maßstäbe
der Zeit "modernste" Baustoffe verwendet ... das Kuppelgewölbe ist aus
Stahlbeton und stählerne Dachbinder sind somit überflüssig.
Im März sind auch Dachstuhl und Hauptturm fertig. Im Juni wird das
kupferne Kreuz ganz oben angebracht, drei bronzene Glocken ergänzen das
Bauwerk und werden im September geweiht.
1913
Von März bins Juni wird die Innenausstattung im neobyzantinischen
Baustil fertiggestellt. Die zweitgrößte Orgel des Vogtlandes findet
ihren Platz ... und im September wird die neue Kirche geweiht.
So ...
... sieht die Kirche außen aus ... und so innen:
1917
Die gerade mal vier Jahre alten Glocken werden demontiert und zur
Waffenherstellung eingeschmolzen.
1920
Es gibt wieder neue Glocken, allerdings aus Gußstahl.
1924
Der Kirche fehlt schon seit ihrem Beginn ein geeigneter Raum für
Veranstaltungen, die außerhalb des Gottesdienstes stattfinden. Gegenüber
der Kirche ist die Gaststätte "Sachsenhof", aber das zu kaufen, wurde
durch den ersten Weltkrieg verhindert. Nun wird ein Hinterhaus in
einer anderen Straße gemietet, damit die Kirchengemeinde sich treffen
kann.
1945
Schwerer Bombenangriff ... die Kirche wird beschädigt ... die
Dacheindeckung und die Fenster werden zerstört, eindringender Regen
macht die Kirche unbenutzbar.
1946
Das Dach ist neu gedeckt.
1947
Die Kirche ist noch nicht benutzbar und so ist das gemietete Hinterhaus
zur Zeit der einzige Raum, in dem sich die Kichengemeinde treffen kann.
1952
Es wird beschlossen, auf einem Grundstück, das der Kirchengemeinde
gehört, ein Gemeindehaus zu bauen. Die Baupläne werden eingereicht ...
und dann wird das Grundstück von der Stadt enteignet und ins städtische
Aufbauprogramm aufgenommen.
Pfarrer Vödisch hat die Idee, dass man die Kirche selbst umbauen könnte,
um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen ... nämlich den benötigten
Gemeinderaum zu erhalten und die wegen der kleiner gewordenen Gemeinde
zu große Kirche effektiver nutzen und heizen zu können.
1956
Nun sind nach 10 Jahren alle Kriegsschäden beseitigt.
1963
Das Dach wird saniert und der große Umbau der Kirche beginnt. Auf der
Höhe der Empore wird eine Decke eingezogen. Unten wird der Gemeindesaal
entstehen und oben der Gottesdienstraum.
1966
Zum Erntedankfest wird der neu entstandene untere Gemeindesaal, der 300
Sitzplätze hat, neu geweiht. Altar und Taufstein sind in diesem Raum
verblieben.
1967
Der Umbau geht weiter, die roten Ziegeln werden durch Schiefer ersetzt.
Die schöne neobyzantinische Innenbemalung wird einfarbig hell
überstrichen.
Oben entsteht nun ein der eigentliche Kirchsaal, die Orgel wird
überholt, neue Buntglasfenster werden eingesetzt.
1975
Die umgebaute Kirche ist fertig und es darf ein Weihegottesdienst
gefeiert werden.
2003
Der obere Kirchsaal soll neu renoviert werden und dafür werden Gutachten
eingeholt und dafür wiederum wird an einigen Stelle die alte Farbe
entfernt. Hey ... darunter ist ja Bemalung zu finden ... und die ist
sogar noch gut erhalten.
Die Denkmalschutzbehörde sagt "bitte die alte Bemalung von 1913
restaurieren" ... und noch im selben Jahr erstrahlt der obere Kirchsaal
in neuen Glanz ... neu renoviert mit alter Bemalung:
Eine ganz besondere Kirche
...
... in die eine Decke eingezogen, deren Raum also in der Mitte geteilt
wird. Dort, wo früher
die Kirchenbänke waren, ist nun der untere Kirchsaal für die anderen
Veranstaltungen zu finden.
Im oberen Saal werden die Gottesdienste gefeiert ... der Raum sieht, was
die Proportionen betrifft, ungewöhnlich aus, weil ja die Wand für einen
viel größeren Kirchenraum dimensioniert wurde.
Wo genau steht diese Kirche mit Vergangenheit ?
Sag ich gleich, erst noch zwei Bilder ... die Rückansicht ...
... und der Blick aus der Luft:
Nun aber die Auflösung ... das ist die Markuskirche in Haselbrunn, einem
Stadtteil von ... Plauen.
Diese Stadt hat 70.000 Einwohner und liegt im Südwesten Sachsens im
Vogtland. Das Bundesland Bayern ist nicht weit weg und die Großstadt
Chemnitz auch nicht.
Eine Sonntagskirche mit Geschichte ... und einem eigenen Kalenderblatt
:)).
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