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11. September 2011


Ich schreibe seit über 10 Jahren Tagebuch,
 so auch an diesem 11. September 2001, ein Tag,
der heute Vergangenheit ist, aber immer wieder
durch die umfangreichen Sendungen im Fernsehen aufgefrischt wird.

Empfindungen von damals ..... heute, Jahre zurückblickend, sind sie anders.
Weiter entfernt.

Aber ich kann sie zurückholen ... und meine eigenen Zeilen von damals nochmal lesen.

Hier eine Auswahl meiner Tagebucheinträge vom 11.9.2001
in chronologischer Reihenfolge:


sprachlos
fassungslos

 
Die Spezies Mensch hat eines
 ihrer Gesichter gezeigt ...

New York, 11.09.2001


--


Es ist nur wenig Freude, die sich einstellen mag,
sieht man Menschen, die verdammt viel Glück gehabt haben und überlebten ...

... wenig Freude in Anbetracht der Schreie,
die ein paar Meter weiter von den Trümmern erschlagen wurden ... 


--


Die Sonne scheint heute morgen nicht, es regnet leicht - gut so ...


--


Ein Gedicht von Peter:

asche in mund und haar
über strassen rauch
ein lachen stürzt in
den tag des todes
der keim der wirklichkeit
sprengt deinen traum
und schwebt mit der
antwort davon


--


Ein eigenes Gedicht

 
Leben
begraben unter dem Staub
der Gewalt

sinnlos
ratlos
hoffnunglos

mitten in der Nacht
der menschlichen Kälte
zünden wir
unsere Kerze an

und sehen doch
nur die Tränen
in ihrem Schein

und morgen wird
auf den Staub
die Sonne scheinen

doch sie wird ihn
nicht wärmen können

morgen ...

morgen ?


--


Leben geht weiter

warum ?

soll es das Gegenteil .... ?


--


... weiterleben bedeutet nicht, die Geschehnisse vergessen zu haben ...


--


lasst
Trümmer liegen
als Mahnmal
und als Zeichen
neuen Lebens
das aus der Asche
erwacht

innehalten
aber nicht
für alle Zeit
stehenbleiben
...



--


Er fällt schwer, der Übergang zum "normalen" Alltag ... nicht, weil das Leben
nun mal weitergeht, sondern weil man das Gefühl hat, dass es nicht weitergehen "darf".
Das Wetter ist grau und die Gedanken haben grau zu sein.


Nein, ich sitze nicht liedchensingend auf meiner Couch und ich habe das auch nicht vor.
Aber der innere Kerzenvorrat geht einmal zu Ende.
Der Alltag kommt nicht nur, er ist da.
Vom Hausputz bis zum Versicherungsvertreter.

Heute morgen in der Bäckerei, Brötchen wie immer,
Menschen wie immer, nur auf der Theke schreit die Bildzeitung.

Nein, es ist nicht erlaubt, an etwas anderes zu denken
als an Terror und die Gefahr eines bevorstehenden Krieges.
Andere Farben als schwarz und andere Lichter als Kerzen sind tabu.

Doch sind wir mal ehrlich - betroffen sind nicht wir,
betroffen sind die, die in den Trümmern liegen ...



--


Seit es die Medien gibt, die so leicht und unmittelbar
uns jeden Schrecken in Zeitlupe schildern, haben wir uns abhängig gemacht davon.
Fixiert auf das flimmernde Quadrat mischen sich die Bilder dort in Vordergrund unserer Gedanken.
Wir schalten ab und suchen die heile Welt.
Doch die ist kaputt.
Im kleinen so kaputt wie im großen.



--


grauender Morgen
der Fernseher läuft
Bilder und Worte
auf dem neuesten Stand
mein Brötchen
will mir
im Halse stecken bleiben
scheint doch kein
Frühstücksfernsehen
zu sein


--


Es tut weh, sich Bilder der Skyline von New York vor dem Attentat anzusehen.
Denn man sieht nicht die Schönheit der Stadt, sondern nur zwei Gebäude, die nun nicht mehr stehen.
Zwei Gebäude, die zu riesigen Grabsteinen geworden sind.


--


Könnt Ihr Euch noch an den 11. September 2001 erinnern ?
Erzählt doch bitte mal ...
 
 



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