Es war einmal ein alter Mann ... jeder nannte ihn "der Mönch".
Er war kein Mönch, aber er trug immer eine Mütze und kleidete sich,
als würde er in einem Kloster wohnen ... und er war auch ein
gläubiger Mensch.
Nicht, dass er immer in die Kirche ging ... sein Glauben nannte sich
"Liebe".
Er liebte die Natur und die Menschen ... er hatte ein kleines
Häuschen, nicht weit von den Dünen,
und seine Tür stand immer offen für Menschen, die Rat suchen
oder Gesellschaft oder einfach gemeinsam mit ihm schweigen wollen.
Wenn der "Mönch" die Menschen anschaute, dann war ein Leuchten in
seinen Augen.
Güte, Liebe, Verständnis ... und eine wunderbare Warmherzigkeit.
Wo er gebraucht wurde, war er ... wenn man ihn rief, kam er
und oft war er schon da, bevor man ihn rufen konnte, als hätte er
einen sechsten Sinn ... dabei schaute er den Menschen einfach nur in
die Augen
und konnte in ihren Blicken lesen ... und spürte, was ihnen fehlt
und was sie bedrückt.
Dann war er da ... als wäre ein ruhender Pol an ihrer Seite.
Oft setzte er sich einfach nur neben einen Menschen und schon wurde
es leichter.
Er war ein Freund ... und ein Quell der Liebe.
Wenn der Mönch selbst auftanken wollte ... dann ging er ans Meer.
Er saß am Abend auf einem Stein und schaute einfach nur der
untergehenden Sonne zu.
Aus der Weite des Meeres und den Farben des Himmels schöpfte er
Kraft.
Er war schon alt ... vielen im Dorf war, als hätte es ihn schon
immer gegeben.
Er dachte nie darüber nach, dass auch er sterblich war.
Er lebte einfach ... irgendwann wüsste er schon, dass er auf seine
letzte Reise gehen musste,
aber bis zu diesem Zeitpunkt lebte er ... und tat viele gute Dinge.
Eines Abends saß er am Meer ... und da spürte er, dass ihn jemand
rief.
Sein Blick ging nach oben ... ihm war, als käme dieses Rufen aus den
Wolken.
Er schaute lange in den Himmel und sagte dann leise "ja, ich bin
bereit ... es ist
zwar schade, dass ich nun nie mehr an meinem geliebten Platz am Meer sein
kann,
aber ich weiß, meine Reise hier ist zu Ende ... aber was ist mit den
vielen Menschen hier,
für die kann ich dann nicht mehr da sein, wenn sie einen Freund
brauchen".
Daraufhin war eine Stimme in seinem Herzen ... er verstand genau die
Worte:
"Sei nicht traurig, ich werde dafür sorgen, das die Menschen für
alle Zeiten
einen Platz haben, an dem sie dich und deine Liebe spüren können.
Text: Engelbert
Schinkel
Foto: Klaus Ender
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