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19. Oktober 2016

 
Mit leichter Wehmut betrachtet Inge-Lore das Foto ...



... von diesem Haus in der sächsischen Schweiz ... ... denn das war mal ihr Ferienhaus.

Leider kann Inge-Lore nicht mehr dorthin fahren, denn der Nationalpark hat auf “Eigenbedarf” geklagt.

1966 hat Inge-Lore und ihr Mann das Haus als Ruine übernommen und ausgebaut.



Leider ist es nur noch Erinnerung ... aber die Erinnerung
an viele schöne Tage dort kann Inge-Lore keiner nehmen.

Ein Haus inmitten von Bäumen und Felsen.

Ich hab Inge-Lore gefragt, ob sie ein paar Zeilen zu diesem Haus schreiben kann ...

... hier sind ihre Worte:

Hallo Engelbert – ich habe jetzt in meinem am 22.7.1967 während der Einweihungsfeier
unseres sanierten Ferienhauses vorgelesenen Erinnerungsbuches,
was mir als einziges von unserer Baude geblieben ist, nachgelesen:

"Sollte unser langgehegter Traum, in unserer geliebten Sächsischen Schweiz
ein Häuschen zu haben, in Erfüllung gehen?" – so der Text aus meinem Erinnerungsbuch.

Auf Deine Anfrage nun in Kurzform zum Ferienhaus:

Ein befreundeter Revierförster gab uns den Tipp dieses fast verfallenen Hauses
am Kuhstall, 300 m über dem Kirnitzschtal, nahe Bad Schandau gelegen.
Langwierige Verhandlungen mit den zuständigen Stellen ergaben einen Pachtvertrag
für 99 Jahre und wir konnten loslegen.
Möglich war das nur, da wir eine private Baufirma hatten.

Am 18. August 1966 war Startschuss für unsere Maurer, die vier Wochen lang
bis zum Dunkelwerden halfen, erste Sanierungsarbeiten auszuführen.
Ich selbst habe 7 Schubkarren voll Bucheckern aus dem ehemaligen Pferdestall,
unserem späteren Bauern-Wohnzimmer herausgekarrt, die Maurer mit Essen versorgt,
in der 100 m gegenüberliegenden Gaststätte hatten wir Übernachtungsmöglichkeiten.

Bis zum einbrechenden Winter waren alle Maurer-, Zimmerer-, Klempner- und Dacharbeiten erledigt,
im Frühjahr folgten die Malerarbeiten und bis zur Einweihung
im Juli 1967 wurden die Bauernmöbel angefertigt.

Wir haben wunderschöne Jahre mit Freunden und Verwandten
und jeden Urlaub und jeden Jahreswechsel dort verlebt.

Dann kam die Wende und plötzlich das Angebot, dass wir einen Kaufvertrag bekommen können.
Dann schlug das Schicksal zu und eine auf meinen Mann in den 80er Jahren angesetzte Stasidame
hat mir nicht nur meinen Mann genommen, sondern auch erreicht,
dass die notarielle Beglaubigung des Kaufvertrages verhindert wurde.

Trotzdem habe ich die Baude behalten dürfen und es wurde wieder ein Pachtvertrag.

In den 10 Jahren danach stürzte zweimal eine 100 Jahre alte Buche auf das Dach.
Mit Hilfe meines Sohnes wurde das Dach wieder instandgesetzt.

Nun, vor 3 Jahren trat plötzlich die Nationalparkverwaltung
an mich heran und kündigte den Pachtvertrag.
Trotz anwaltlicher Betreuung konnten wir nicht erreichen, das Haus zu behalten.
Mit einer kleinen Abfindung von 15.000 Euro habe ich kapituliert.
Ich bin zu alt, weiter zu kämpfen.

Dieser ausführliche Bericht für Dich.
Was Du davon im Kalenderblatt schreiben willst, überlasse ich Dir.

Natürlich will ich alles von Deinem Bericht hier schreiben ... auch wenn
das Häuschen leider nicht mehr Gegenwart, sondern nur noch Erinnerung sein kann.

Hier ein paar Bilder von innen:



der ehemalige Pferdestall




das Schlafzimmer mit Himmelbett




das Gästeschlafzimmer




Ausschnitt der Küche




das Haus im Sommer 2013
 



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