Defne aus der Türkei erzählt uns von ihrem Land:


26. April


OKULUNUZDAYDIM

Das ist ein ganzer Satz und heißt: Ich war in unserer Schule.

Die Idee der Überschrift habe ich von der "Sendung mit der Maus" abgeschaut.
Dort hieß es vor einigen Wochen in der Sendung über die Türkei OKULSUNUZDAYIZ
und das heißt wir sind in Eurer Schule.
Wenn man so ein Wort richtig entziffern kann ist also Türkisch ganz einfach.



Aber nun zum Thema. Frühmorgens bin ich mal zur Schule
durch den Olivenhain geschlichen und habe sie in ihrer ganzen Pracht fotografiert.
 Dann habe ich mir gedacht dass nur ein paar Bilder vom Gebäude und Text dazu
für Euch auch nicht so interessant sein werden und bin
am Montag in der Früh zur normalen Schulzeit zur Schule gegangen.



Es musste am Montag sein weil ich weiß dass sich da alle Schüler vor der Schule versammeln
und vom Schuldirektor auf die Schulwoche eingestimmt werden.
Ganz vorsichtig habe ich mich von hinten angeschlichen.



Die Schulpflicht ist 8 Jahre, bis 1997 waren es nur 5 Jahre.
Die Schulstunden sind bei uns im Ort von 8:30 bis 12:00 Uhr und von 13:00 Uhr bis 14:30.
Das ist aber von Ort zu Ort unterschiedlich.
Die großen Ferien beginnen landesweit immer Mitte Juni und dauern
lange 3 Monate bis Mitte September.
Halbjahresferien sind etwa Anfang Februar so ca. eine Woche.
Zwischendurch gibt es auch noch staatliche und religiöse Feiertage.



Aber nun zurück zur Montagszeremonie.
Die Schüler und die Lehrer stehen stramm und die Nationalhymne wird abgespielt oder gesungen.
Im Bild links sehen wir das obligatotische Denkmal des Staatsgründers Atatürk.
Im Bild in der Mitte der Schuldirektor, der auch bei der Gelegenheit
wichtige Ereignisse der Woche verkündet.
Auf dem blauen Schild steht dass es sich um die Grundschule von Kalkan handelt.
Am Freitag nachmittag werden die Schüler entsprechend
mit guten Wünschen ins Wochenende entlassen.
Die Mädchen der ersten Klasse sind auch bei uns sehr rosalastig angezogen.



Dann passiert es natürlich dass ich angesprochen werde
und gefragt werde was ich denn da mache.
Ich erzähle dass ich einen Bericht über die Schule im Internet schreiben werde
und dann werde ich von einer mir bekannten Lehrerin
sofort eingeladen auch in der Schule Fotos zu machen.

Erst mal besuche ich die erste Klasse und der Unterricht wird extra unterbrochen
dass ich meine Fotos machen kann. Die nette Lehrerin stellt sich gerne dorthin
wo ich sie mit den Schülern fotografieren möchte.
Die Schüler sind neugierig und lassen sich bereitwillig fotografieren.
Die blauen Schuluniformen der ersten Klassen kann man nicht so gut erkennen
weil viele in der noch etwas kälteren Jahreszeit im März noch Jacken dazu anhatten.



Dann noch mal ein Blick nach vorne zur Tafel.
Links im Bild noch ein verlegener oder gelangweilter Daumenlutscher.



Um die Lehrer und Schüler nicht zu viel aufzuhalten begnüge ich mich damit
gleich zur höchsten Klasse zu gehen und die anderen Klassen auszulassen.
Hier ist die Schuluniform etwas anders: Ein weisses Hemd oder
eine weisse Bluse mit Krawatte und ein Rock für die Mädchen und für die Jungs eine Hose.
Die Haare der Mädchen müssen, soweit sie lang sind, zusammengebunden werden.



Auch hier die gleiche Gestaltung der Schultafel. Die Lehrerin ist die Englischlehrerin.
In unserer Schule wird nur Englisch als Fremdsprache gelehrt.
Die achte Klasse ist für die Schüler sehr anstrengend.
Um die Übernahmeprüfung auf das 3jährige Gymnasium zu bestehen
gehen viele auch am Wochenende noch zusätzlich zu privaten Schulen,
sogenannte Dershane.



Diese Woche wird etwas Besonderes bei uns stattfinden:
Ein Schüleraustausch zwischen der Türkei und Deutschland (Butzbach, Hessen).
Da es privat organisiert und bezahlt wird können nicht eine ganze Klasse
sondern nur 10 ausgewählte Schüler und 2 Lehrer daran teilhaben.
Einige der abgebildeten Schüler sind also dabei.
Letzen Dezember waren die türkischen Schüler in Deutschland
und diese Woche ist nun endlich der Gegenbesuch
hier in Kalkan der deutschen Schüler und Lehrer.



Angefangen mit dem Schüleraustausch hat es damit
dass mich ein deutscher Tourist, der Lehrer ist, angesprochen hat
dass er mit unserer Schule Kontakt aufnehmen will.
Wir haben dann vermittelt und anfangs auch dabei mitgeholfen
und nun findet der Austausch schon zum dritten Mal statt
und ist ein Selbstläufer geworden.

Für Türken ist es ja gar nicht so einfach zu reisen, weil für fast alle Länder
ein Visum gebraucht wird. Das heißt dann, dass extra ein Lehrer
nach Izmir (8 Stunden mit dem Bus oder 5 Stunden mit dem Auto) reisen muss
um dort das Visum für Deutschland zu beantragen.
Für solche Zwecke wie einen Schüleraustausch
wird das Visum aber problemlos erteilt.



Zum Schluß darf ich noch einen Blick in das freundliche Lehrerzimmer werfen.
Ich kannte das sowieso schon von früher von diversen Besprechungen
zum Schüleraustausch. Es waren gerade nicht besonders viele Lehrer versammelt
weil die meisten während der Schulstunden beim Lehren waren.



Der Bericht hat so lange gedauert weil ich unter anderem damit beschäftigt war
wieder einige Stunden vor den verschiedenen Schulen in der Hitze rumzustehen
und heftig zu einem bestimmten Ereignis zu fotographieren.
Davon aber später mal.

Defne aus der Türkei

--

Da bin aber sehr gespannt, welches Ereignis das war.

Wieder ein toller und sehr informativer Bericht,
der uns auch hinter die Kulissen schauen lässt, danke :).




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