Luisa
(eine kleine Weihnachtsgeschichte) - vierter Teil

(was bisher geschah:
Teil 1  Teil 2  Teil 3)


Rudolf und Luisa schauten sich an mit einer Mischung aus Hoffnung und Resignation.

Luisa ging auf einmal Richtung Haus ... "willst du rein, ist dir kalt" fragte Rudolf.

Doch Luisa antwortet nicht und ging einfach weiter. Sie schien nicht mehr dran zu glauben, dass ihr Opa die Raketen gesehen hat. Sie schaute nicht mehr zurück und war kurz darauf im Haus verschwunden. Dafür war nun Asso da. Er hatte die Gelegenheit, als die Tür geöffnet wurde, genutzt und stand nun im Vorgarten und bellte den Himmel an.

"Du, ich glaub', bellen nutzt da nix" sagte Rudolf zu ihm und streichelte den Hund.

Doch der ließ sich nicht beruhigen und bellte immer lauter.

Rudolf, der sich wie Rudi Ratlos vorkam ... ein trauriger Engel im Haus, ein sonst so ruhiger Hund, der wild bellend neben ihm stand ... bis auf einmal der Grund des Bellens auf der benachbarten Wiese landete.

Ein wunderschöner blinkender Weihnachtsschlitten mit kräftigen Rentieren davor war sanft auf die Wiese geschwebt. Ihm entstieg ein älterer Herr mit weißem Bart und dieser kam auch gleich auf Rudolf zu, der ihn mit aufgerissenen Augen anschaute.

"Waren sie das mit dem Feuerwerk" tönte auf einmal eine dunkle Baßstimme durch die Nacht. "Ja" antwortete Rudolf und stotterte dabei ein wenig. Das war doch etwas viel Aufregung für einen Tag.

Ehe Rudolf antworten konnte, öffnete Luisa die Tür und stürmte an ihm vorbei, direkt in die Arme vom Weihnachtsmann. "Opi, Opi, gottseidank, Du bist wieder da" rief sie und dann heulte sie mal wieder, diesmal aber vor Freude.

"Ja, der Opi ist wieder da. Ich habe das Feuerwerk gesehen und mich gewundert, wieso zu dieser Jahreszeit dort unten ein Feuerwerk stattfindet. Ich habe zwar nicht so recht geglaubt, dass das mit Dir, mein Engel, etwas zu tun hat, aber ich bin halt jeder noch so kleinen Spur nachgefahren. Mensch, bin ich froh, dich wieder in meinen Armen zu haben ... was hab ich mich verflucht, dass ich dir erlaubt hatte, mit dem Schlitten mitzufahren !" und dann drückte der Weihnachtsmann den Engel ganz fest an sich.

"Aber es war doch so schön, mit dir zu fliegen" meinte Luisa und dann noch "na, wenigstens bis zu dem Zeitpunkt, wo ich mitten in der Luft wieder aufwachte".

"Komm rein und wärme dich auf" sagte Rudolf. "Tut mir leid, das geht nicht, ich habe mit dem Suchen sehr viel Zeit verloren und das bei meinem engen Terminplan. Die Tiere sind zwar müde, aber bis nach Hause schaffen sie es schon noch". Dann ging der Weihnachtsmann auf Rudolf zu und umarmte auch diesen ganz fest. Und er sagte "das werde ich Dir nie vergessen, mein Freund".

Luisa mischte sich ein und meinte keck "Opa, weißt du denn, wie dieser Herr heißt ... er heißt auch Rudolf". "Das ist ja 'nen Ding" ertönte wieder die Baßstimme, gefolgt von einem tiefen, lauten und herzlichen Lachen. Und dann drückte er noch einmal den Rudolf.

Während dieser Umarmung sah Rudolf, dass er sich wirklich nicht getäuscht hatte, der Weihnachtsmann hatte doch wahrhaftig einen Trainingsanzug an. Graues Flanell. Da musste Rudolf nun doch mal fragen "ich dachte, Weihnachtsmänner kämen immer in rot". "Aber ich ziehe doch nicht für eine Probefahrt mit meinem Schlitten meine guten Kleider an" erhielt er die lachende Antwort. 

Die Abschiedszeremonie danach war kurz, aber um so herzlich und schon war der Schlitten wieder im Himmel verschwunden. Rudolf hatte Luisa noch nachgerufen "und nächstes Jahr, da fällst Du bitte wieder vom Schlitten" und erhielt die Antwort "geht nicht, nächstes Jahr kann ich doch schon richtig gut fliegen". 

Nun war wieder Stille im Vorgarten. Rudolf rieb sich die Augen, als wolle er prüfen, ob das alles wirklich passiert ist oder er nur geträumt hat. Doch die langsam kalt werdenden Zehen sagten ihm, dass das kein Traum war.

Zwei Wochen später ...

Heiliger Abend, so gegen sieben Uhr abends. Rudolf saß halb eingenickt in seinem Sessel, Asso direkt neben seinen Füßen. Der Fernseher lief im Hintergrund und spielte heile weihnachtliche Welt. Doch für Rudolf war das ein Tag wie jeder andere. Eher noch trauriger als sonst, weil ihm schmerzlich bewusst wurde, wie alleine er war.

Auf einmal klopfte es an der Tür. Rudolf schreckte hoch ...

Fortsetzung und Schluss am Heiligen Abend ... :))

© Engelbert Schinkel