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Der kleine Zweifel
( ©
Redangel
)
Der kleine Zweifel räkelte sich nochmal in seiner Höhle, bevor er sich
aufrichtete und auf den Weg machte. Im schummrig blauen Licht sah er an
sich herunter.
Er war durchsichtig und farblos, aber das war bei kleinen Zweifeln völlig
normal. Schon bald würde er nicht mehr so winzig klein sein. Das würde
sich schnell ändern, sobald er von ihr die richtige Nahrung bekam. Dafür
würde sie schon sorgen, seine Besitzerin. Schließlich hatte sie
zugelassen, daß er sich bei ihr einnisten konnte. Sie würde ihm alles
geben, was er brauchte um schnell groß zu werden. Es war an der Zeit, sich
um Nahrung zu kümmern. Am liebsten fraß der kleine Zweifel hellgraue
Gedanken oder die Unsicheren. Solche wie sie gerade gedacht hatte.
Warum-meldet-er-sich-nicht-Gedanken
oder
ich-bin-ihm-völlig-geichgültig-Gedanken
oder
er-ist-bestimmt-bei-ihr-Gedanken.........
Der kleine Zweifel verschlang alles gierig und merkte sofort, wie er zu
wachsen begann. Er mußte umgehend seine Höhle verlassen, denn er passte
schon nicht mehr hinein. Außerdem war er nicht mehr durchsichtig, er
hatte langsam Farbe bekommen. Da, noch mehr leckerer Gedankensalat von
ihr.
Der kleine Zweifel stürzte sich auf die
er-geht-bald-weg-Gedanken,
die
ich-seh-ihn-niemals-wieder-Gedanken
und die
ich-hab-ihn-schon-verloren-Gedanken
und fraß und fraß.
Davon wurde er größer und drückte nun seiner Besitzerin richtig auf den
Magen.
Ihr herz wurde schwerer und schwerer.
Der kleine Zweifel war nicht mehr klein, sondern riesengroß, rabenschwarz
und schwer wie ein Mühlstein.
Er war zur
v e r z w e i f l u n g
geworden.
Sie mußte ihn von nun an tragen, seine Besitzerin, diesen Mühlstein der
Verzweiflung.
Schließlich hatte sie ja zugelassen, dass der kleine Zweifel sich bei ihr
einnisten konnte.
Solange musste sie ihn tragen, bis sie es zuließ, dass das kleine Fünkchen
Hoffnung sich bei ihr breitmachen konnte.
Dagegen war die Verzweiflung nämlich machtlos.
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