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5. Oktober 2006


Weils zu Herz geht ... weils wichtig ist ... weils anderen auch so geht ... weil das Leben nicht immer nur Friede und Freude, sondern auch Last und Flucht und Vergangenheit ist ... heute in kurzen Worten die Geschichte einer Seelenfärblerin. Manche kennen die Geschichte aus ihrem Blog, der Name ist aber nicht wichtig, denn hier geht es einfach nur darum, wie und was das Leben so spielen kann.

Blau, das sind meine Worte, rot sind die autobiographischen Worte der Seelenfärblerin.


Es war einmal eine etwas andere Zeit ...

... da gab es in Deutschland den 2. Weltkrieg und eine Frau tauschte Lebensmittel ein gegen ein Schäferstündchen mit einem europäischen Ausländer. Ihr Verlobter war zu dieser Zeit in Rußland und schwer verwundet, aber er kam zurück.

Aus dieser Tauscherei "Lebensmittel gegen Schäferstündchen" entstand ein kleiner Junge. Der Verlobte dieser Frau kam zu ihr zurück, heiratete sie und adoptierte das fremde Kind. Dann bekam dieser Junge ein kleines Geschwisterchen, ein Mädchen. Natürlich würde das Mädchen immer bevorzugt und der Junge bekam Dresche ... er wurde misshandelt, man trat ihm ins Kreuz ... bis er in ein Gipsbett musste. Er ertrug unzählige Quälereien seines Adoptivvaters und seine Mutter liebte ihn nicht. Er bekam Schläge mit dem Hosengürtel vom Vater und seine Mutter nannte ihn "Balg". Viel zu oft wurde er angeschnallt, ausgepeitscht und musste ständig Kippen sammeln und Steckrüben essen.

Als der Junge in dem Alter war, wo man ein Mädchen kennenlernt, da hatte auch er eine kleine Freundin, die nicht von seiner Seite wich, weil auch sie Verständnis wegen ihres Elternhauses brauchte. Dieses Mädchen hatte selbst in der Zwischenzeit viel erlebt, ihre große Liebe verloren und suchte nur noch Halt. Der junge Mann gab ihr Verständnis und so blieben sie zusammen. Eines Tages heirateten sie sogar aus diesen ganzen Notlagen heraus. Erst zu dieser Zeit erfuhr er durch die Papiere, dass er adoptiert wurde. Wieder litt eine Kinderseele, nur jetzt war sie erwachsen geworden.

Es war ein etwas seltsames Paar und was sie zusammenkittete, das war diese verhängnisvolle Kindheit bei beiden. Sie glaubte, sie würde ihre erste Liebe nie wiederfinden, deshalb blieb sie bei ihrem Mann auch in kritischen schweren Zeiten. Und er genoß die Wärme, die seine kaputte kleine Kinderseele heilte und beide konnten sich nichts geben außer Verständnis und Hilfe füreinander.

Als sie älter wurden, da ähnelten sie beide immer mehr ihren Müttern und Vätern und das Leben wurde schwerer. Sie wurden jeder für sich selbstständiger und hatten unterschiedliche Menschen mit denen sie umgingen. Der Mann arbeitete als Handwerker auf einem großen Friedhof und die Frau in einem großen Kosmetikkonzern, wo sie heute, 40 Jahre später, immer noch beschäftigt ist.

Inzwischen leben ihre Eltern nicht mehr, von seinen Eltern lebt nur noch die Mutter.



Und so haben sich zwei Kinderseelen irgendwie über die Zeit und ins Erwachsenenalter gerettet bzw. geflüchtet ... überlebt, aber halt irgendwie. Ein Einzelfall ? Mitnichten ... es gibt viele Elternhäuser, deren Kinder zeitlebens versuchen, die Wunden der Kindheit verheilen zu lassen. Ja, das tun sie, aber schon mal was von Narbenschmerzen gehört ??
 



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