Das heutige Kalenderblatt habe ich schon lange im Hinterkopf und doch
bringe ich das Thema nicht wie ursprünglich geplant.
Denn ich wollte "nur" dieses Bild ...
... wirken lassen und dann fragen "seid Ihr gerade dankbar" ?
Das wäre so wunderbar theatralisch gewesen und viele hätten auch "ja,
ich bin dankbar" kommentiert.
Ich war ja auch dankbar ... an diesem Herbsttag in Bad Kreuznach.
Ein behinderter Junge, den seine Pflegerin an die Saline gefahren hat,
weil diese ihm gut tut.
Doch ich frage heute nicht "seid Ihr gerade dankbar ?", sondern "muss es
mir besser gehen, nur weil ich jemand sehe, dem es schlechter geht als
mir ?".
Beides, denke ich.
Denn mir geht es nicht immer perfekt. Das ist menschlich. Das geht den
meisten so.
Und wenn es mir gerade nicht so gut geht, dann denke ich nicht an
anderes Leid.
Sehe ich dann aber welches, relativiert das schon meine Situation.
Doch ich nehme mir heraus, dass in mir zwei Gedanken gleichzeitig
wohnen:
Gedanke 1: mir könnte es viel schlechter gehen, ich darf froh sein, dass
ich laufen und denken kann.
Gedanke 2: nur die Tatsache, dass da jemand im Rollstuhl an mir
vorbeigerollt wird, ändert nichts daran, dass ich
Verbesserungsvorschläge für mein eigenes Befinden habe.
Es ist erlaubt, zu sagen "mir gehts auch schlecht" ... weil, so habe ich
schon vor Jahren geschrieben, "die Größe eines Problems wird von seinem
Besitzer bestimmt".
Man sollte natürlich das Jammern in eigener Sache nicht zum
lebensbestimmenden Gesprächsthema machen, aber "auch mal" jammern ist
erlaubt. Trotz allen Leides um uns herum.
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