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5. September 2007

Warum der Osten ?

Ja, warum waren wir im Osten und nicht an der Nordsee oder im Allgäu.
Weil: "wenn nicht jetzt, wann dann ?".

Denn zwei Herzen in meiner Brust wollten die mittlerweile schon alten, irgendwann aber neuen Bundesländer sehen.

Das eine Herz sagte mir "jetzt sind die Städte dort schön und renoviert, also jetzt anschauen".
Das zweite Herz wollte genau das Gegenteil sehen: den Osten, wie er früher war. Bald ist nichts mehr davon zu sehen, also schnell hin.

Warum ?
Will ich die alten Zeiten hochleben lassen, weil sie so schön waren ?
Schmarrn ... ich bin einfach nur neugierig. Bei uns gab es schließlich kein Ostfernsehen ;).

Die schönen Seiten wollte ich nicht sehen ?
Doch ... aber die sieht man sowieso. Und da erfreut man sich dran und fotografiert sie auch.

Aber ich wollte auch ein paar Stücke Vergangenheit fotografisch einfangen.

Sicher wollen die meisten der Menschen im wilden Osten alles, nur nicht ständig an die Vergangenheit der grauen Häuser und Unfreiheit erinnert werden. Deswegen wird auch schnell und farbig neu gestaltet. Wie Farbe aussieht, weiß ich aber. Wie es früher war, wollte ich sehen. Ohne wertende Hintergedanken, einfach mal sehen. Wie man ein fremdes Land besichtigt.

Früher ist vorbei.

Viola ... den meisten hier ein Begriff ... kommt aus dem Osten, lebt im Westen ... und hat die Vergangenheit nicht erinnerungslos werden lassen. Vielleicht, weil sie im Westen lebt ... vielleicht gibt es aber viele, die sich ein Stück Osten erhalten haben.

Violas Stück nennt sich "DDR-Schrein" und sieht so aus:



Ein sehr persönlicher Schrein.

Violas Worte dazu:

Ein paar Fragmente aus meiner Heimat, die so, in der Gesellschaftsform, in der sie bestand und in der ich gelebt habe, nicht mehr existiert!

Als da wäre, eine Fahne der DDR ... an dem selbstverständlich noch das Preisschild vorhanden ist ;-).
Ein paar Geschirrteile (Kännchen, Eierbecher, Teelöffel) aus einem InterHotel (nicht eigenhändig weggefunden, sondern als Souvenir geschenkt bekommen) und selbstverständlich mit "IH"-Signatur *gg*.

Ausserdem diese heissgeliebten Blechschildchen, von denen ich gern noch viel mehr hätte (natürlich nur "ossische"), die aber nicht so einfach zu bekommen sind :-(.

Dann gibt es da noch "Mann & Frau intim" von S.Schnabl ... der "Dr. Sommer" der Ossijugend ... mit Schwarzweiß-Abbildungen des "ossischen Sexlebens", ausserdem "Alles Soljanka" ... inhaltlich voller traditioneller ossischer Gerichte ... und last, but not least, der Trabi ... natürlich nur symbolisch, sonst bricht ja das Regal zusammen :-)).

Zum Trabant gibt es zu sagen, dass es eine Wartezeit von 12 bis 15 Jahren gab ... diese Jahre der Waretezeit waren auch nötig, um die 12000-14000 Märker zu ersparen, die es braucht, um das Auto zu bezahlen. Und wenn er dann da war, der funkelnagelneue "Pappwagen", dann war es mit Fug und Recht ein Statussymbol ... oft eines für Fleiss und Sparsamkeit ... gehegt, gepflegt und geliebt, bis ins hohe Alter, oder bis der nächste Wagen erspart war!



Ja, und genau das habe ich auch gesucht. Ich wollte Trabbis sehen bzw. ich wollte sehen, ob es noch Trabbis gibt. Und Wartburgs auch. Ich hätte auch Sapporoshez und Wolgas genommen. Und alle anderen Ost-Unikate, ob fahrbar oder nicht, auch.

Nun denn, ich bin nicht gerade mit der Vergangenheit überhäuft worden, aber hie und da und dort hats funktioniert. Soljanka hab ich übrigens auch gegessen. Und das mit dem Ei war anders als gewohnt. Fahnen habe ich keine gesehen, dafür aber Plastikautos. Den Dr. Ostsommer habe ich aber nicht getroffen.

--

Was das heute ist ?
Vorspiel zur ausführlichen Berichterstattung über unsere Fahrt in den wilden Osten :).
 



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