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18. September Oktober 2007

Andere Völker, anderer Glauben, andere Ideen, wie die Menschen entstanden sind. Wir kennen den lieben Gott, das Paradies, den Adam, die Eva und den Apfel. In anderen Kulturen sieht das ganz anders aus ... und nicht nur das ... es gibt manchmal in den gleichen Ländern ganz verschiedene Schöpfungsgeschichten, so dass die Sätze unten "eine" von mehreren Denkweisen, wie die Menschen entstanden, sein können.

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bei den Sumerern

Als das Schicksal für alles Lebendige festgelegt war, da wuchsen die Pflanzen und die Menschen aus der Erde. Sie wuchsen im Fruchtjahr des Himmelsgottes, sie brachen aus der Erdrinde hervor. Der Gott Enki formte den ersten Menschen aus Lehm und legte ihn in eine Ziegelform. Dann durchbohrte der Mensch die Erde und wuchs aus der Ziegelform. So war der Same der Menschen in die Erde gelegt.

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in Babylon

In der Stadt Babylon ließ der Gott Marduk den Saal für die göttliche Versammlung einrichten. Die Götter sollten ab sofort keine Arbeit mehr verrichten, darum beschloss er, für sie Arbeitssklaven zu erschaffen.  Er ließ den Meeresdrachen Kingu in einem Ritual töten. Aus seinem Blut wurden die Menschen erschaffen.  Die Menschen, die er Lullu nannte, sollten ab sofort die Tempel der Götter beaufsichtigen und ihnen viele Opfer darbringen.

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bei den Germanen

In der Vorzeit wurden zwei Baumstämme vom Meer an das Land geschwemmt. Der eine Baum war eine Esche, der andere war eine Ulme. Nun kamen drei Götter, sie sahen die Baumstämme und formten daraus das erste Menschenpaar. Aus der Esche wurde der Mann geschnitzt, aus der Ulme die Frau. Die drei glücklichen Holzschnitzer waren Odin, Hönir und Lodur.

Odin schenkte dem ersten Menschenpaar das Leben und die Kraft der Bewegung. Hönir gab den Verstand und das Gefühl. Und Lodur formte das Gesicht der ersten Menschen, gab ihnen das Gehör und die Sprache und er bestimmte die Farbe seiner Haut.

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in Finnland

Alles war am Anfang mit Wasser bedeckt. Die Götter waren schon da. Da wollte der oberste Gott Num wissen, ob die Erde schon aus dem Wasser aufgetaucht sei. Nun schickte er mehrerer Tauchvögel hinab zum Meeresgrund, sie sollten Schlamm aus der Tiefe holen.

Es war der große Lappentaucher, er holte mit seinem breiten Schnabel Meerschlamm aus der Tiefe und gab ihn dem Gott. Dieser formte aus dem Schlamm die Inseln und dann die ganze Erde. Sie schwamm wie eine große Insel auf dem Meer.

Der Lappentaucher tauchte immer weiter und die Erde wurde immer größer. Nun konnten die Kräuter und die Bäume aus der Erde wachsen. Dann begannen die Tiere und die Menschen zu wachsen.

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bei den Tamilen in Indien

Der göttliche Geist Singbonga erschuf zuerst das Pferd mit den Flügeln. Dann nahm er den Schlamm von der Erde und knetete mit den Fingern eine Figur, das war die Gestalt der Menschen. Diese begannen zu leben, doch das Flügelpferd hatte vor den neuen Lebewesen Angst und zertrampelte mit den Hufen die ersten Menschen.

Nun musste der göttliche Geist noch einmal aus der Erde die Menschen formen. Doch er formte gleichzeitig den Hund als Wächter, er sollte die Menschen vor dem Flügelpferd beschützen. Doch diese Menschen hatten noch keine Gelenke und konnten weder gehen noch sitzen. Daher nahm ihnen der göttliche Geist noch mal das Leben.

Und er formte die Menschen zum dritten Mal aus Lehmerde, doch diesmal gab er ihnen die Gelenke. Jetzt konnten sie gehen und sich setzen, konnten sie essen und schlafen. Die Schöpfung war ihm gut gelungen, er war sehr zufrieden.

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in China

Als der Himmel und die Erde getrennt wurden, da gab es noch keine Menschen auf der Erde. Es war nur die Göttin Niü-Kua, sie war eine kluge Töpferin. Sie konnte schöne Töpfe und Vasen aus Lehm formen. Da begann sie, aus der Lehmerde viele Menschen zu formen, das wurden später die Krieger. Doch nun wurde sie bei der Arbeit müde, die Formung dauerte zu lange. Und so hatte sie eine andere Idee.

Sie flocht ein Seil aus Hanf, zog das Seil durch den flüssigen Lehm und dann ließ sie dem Lehm trocknen. Nun begann sie, das Hanfseil mit dem festen Lehm in viele Teile zu schneiden. Sie verwendete dabei ein Messer aus Stein. So entstanden viele kleine Stücke aus Ton, das waren die arbeitenden Menschen, die Bauern, die Viehhirten, die Händler, Fischer, Jäger und Sklaven.

So wurden die Ränge unter den Menschen von der göttlichen Töpferin festgelegt. Die Krieger hatten den höchsten Rang, denn sie waren eine Einzelfertigung der Göttin (alle anderen Menschen sind eine Massenfertigung der Göttin und der Rang dieser Menschen ist niedriger).

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in Südostasien

Als der Himmel und die Erde getrennt wurden, da gebar die Erde zunächst die Tiere und dann die Blumen und Pflanzen. Zuletzt gebar sie einen Menschenmann und eine Menschenfrau. Beide Menschen hatten Haare und Schwänze wie die Tiere.

Nun badete die Frau nackt in einem See. Da berührte ein Baumast ihre Scheide und sie wurde schwanger. Sie gebar einen Sohn, der zum Ahnvater aller Miao-Stämme wurde. Von ihm stammen alle Nachfahren seines Volkes ab.

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bei den Eskimos

Am Anfang von Allem war der Gott Tulungusak, sein Körper war aus getrocknetem Lehm und Meerschlamm. Er schlief, um ihn herum war es dunkel. Als er aufwachte, sah er eine Schwalbe. Sie zeigte ihm den Schlamm in der Tiefe des Meeres. Nun verwandelte sich der Gott Tulungusak in einen Raben und er tauchte auf den Meeresgrund.

Mit seinem Schnabel holte er Tonstücke aus dem Meeresboden und steckte sie der Reihe nach in die Erde, die es schon gab. Aus diesen Tonstücken wuchsen nun die vielen Tiere, Pflanzen, Berge und Wälder. Zuletzt wuchsen die Menschen, sie waren von Schalen und Hülsen umgeben. Zuerst wurden die Männer, dann erst wurden die Frauen.

Sie lernten die Paarung und so konnten sie das Leben weitergeben. Nun besiedelten sie die Küsten des Meeres und begannen, Fische zu fangen.

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in Australien

Am Anfang war das große "Traumzeitalter". Da wuchsen die Vorfahren der Menschen wie Blumen aus der Erde. Sie vollbrachten große Wanderungen durch die Wüste und markierten ihren Weg mit Wasserlöchern, die sie in den Sand gruben. Sie konnten genau erkennen, wo unter dem Sand Wasser war.

Sie paarten sich und hatten viele Kinder, das waren die Menschen. Ihnen gaben sie die Gesetze und die heiligen Regeln. Sie zeigten ihnen die Techniken der Jagd und des Sammelns.

Als die große Wanderung von Osten nach Westen durch die große Sandwüste zu Ende war, da verschwanden die Ahnen wieder von der Welt. Nun lebten die Menschen alleine weiter, sie schlossen sich zu Sippen und zu Stämmen zusammen. Sie lernten das Lesen von Tierfährten, bauten sich Hütten und vollzogen die Riten der Ahnen.

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Ist sehr interessant, wie unterschiedlich wir Menschen entstanden sein sollen. Bisher war mir die Götter- und Glaubenswelt der anderen Völker ziemlich egal, aber warum nicht mal den Horizont erweitern und feststellen, dass unsere Idee der Schöpfung nur eine von vielen ist.
 



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