Erst mal der Aufruf für die Kalenderblätter Mai:
Bitte schickt mir und beachtet diese Vorgaben:
Größe der Grafik: 600 Pixel breit und 400 Pixel hoch.
Größe der Datei: 75-80 kb, wenns mehr ist, rechne ich runter, bis es
passt.
Name des Monats: "Mai" muss drauf stehen.
Text oder Spruch: muss ebenfalls drauf stehen.
Die Zahlen 1-31 sind freiwillig.
Wichtig: kein Copyright verletzen und keine Signatur draufmachen. Das
Kalenderblatt
per Mail an
mich schicken und in der Mail dazu schreiben, ob Ihr die evtl. in der
Grafik vorhandenen Bilder selbst fotografiert habt. Ebenfalls sehr
wichtig: die Mail muss den Betreff "Kalenderblatt Mai 2008" haben.
Einsendeschluss ist der 29. April, 23.59 Uhr. Kalenderblätter, die erst
am 30. April eintreffen, werden nicht mehr veröffentlicht!!
--
Ich frag' mich grad, ob Ihr Euch gestern gefragt habt, was ich wohl über
den 104jährigen Johannes denke. Ganz bewusst hatte ich meine Worte sehr
neutral gewählt, weil ich niemanden beeinflussen wollte. Und es gab ja
auch die breite Palette zwischen "hör uff", "furchtbar" und "mach
weiter" und "faszinierend".
Was denke ich über Johannes Heesters ?
Ich bin ehrlich, ich hab lange Zeit gedacht, dass seine junge Frau ihn
immer wieder auf die Bühne zerrt, weil sie im Mittelpunkt sein will.
Oder wegen dem Geld oder wegen irgendeinem Grund, der zu seinen
Ungunsten verhindert, dass der alte Herr endlich im Lehnsessel seinen
Lebensabend genießen kann.
Wenn jemand auf die Bühne geführt werden muss, damit er auftreten kann,
wenn jemand kaum noch was sieht, dann wird das grotesk. Dann frage ich
mich, ob das nicht Quälerei ist. Ob er das noch will oder seine Frau. Ob
sie für ihn die Termine macht und er folgt ihr, weil er ein kleines,
wenn auch singendes Rädchen im alten Getriebe ist.
Auf der anderen Seite: der Kerl ist 104. Drei Ausrufezeichen. Es ist
schon etwas Besonderes, dass der Kerl ohne Umzufallen stehen bleiben
kann. Dass er zu singen imstande ist. Dass er überhaupt noch lebt, was
ihn zu einer absoluten Ausnahme macht.
Ok, er sprintet nicht auf die Bühne ... es ist beim Johannes ja nur noch
der Kopf, der da ist, der Rest bewegt sich kaum noch. Lippen und was das
Hirn ihnen zum Singen befiehlt.
Was mich sehr beeindruckt hat, ist
dieses
Video. Das kommt für mich so rüber, als macht er das richtig gern. Als
wenn ihn da niemand auf die Bühne zwingt, sondern das sein Leben ist.
Heute morgen ging mir durch den Kopf, dass Herr Heesters seit über 80
Jahren nonstop nix anderes macht als singen. Wenn alle Vernunft incl.
der vielen Menschen, die sagen "nu hör auf" ihn wirklich zum Feierabend
überzeugen könnten, dann ... ja, und dann ? Was kann ein Mensch, der ein
Leben lang gesungen hat, anderes tun als singen ? Soll er mit 104
anfangen, Briefmarken zu sammeln ? Oder Rosen züchten ? Oder Hörbücher
hören.
Wie mag denn Johannes' Welt in ihm drinnen aussehen ? Wenn ich mir so
überlege, wie viele Opas vom Krieg erzählt haben und immer wieder und
immer dasselbe, dann ist im Herrn Heesters vielleicht zu fast allen
Zeiten der Graf Danilo zu finden. Oder der Jedermann. Wissen wir, ob er
nicht morgens mit "heut geh ich ins Maxim" singend den Tag begrüßt. Und
danach seine Frau fragt "du, Schätzchen, wo trete ich denn heute Abend
auf?".
Was soll da seine Simone machen ? Zu ihm sagen "hey, du bist in Rente"
... um die Antwort zu erhalten "meine Welt ist die Bühne, da kann ich
doch nicht in Rente gehen". Vielleicht weiß sie, dass er sofort ins Gras
beißt, wenn er nicht mehr öffentlich singen darf. Vielleicht hilft sie
ihm, dass er sein Künstlerleben, so lange es geht, weiter leben kann.
Ich weiß nur eines: das ich nichts weiß. Denn ich sitze nicht am
Frühstückstisch des Herrn Heesters, und nicht in seiner Garderobe. Ich
sehe nicht den Glanz in seinen Augen vor einem Auftritt ... oder die
Müdigkeit, wenn er gar nicht mehr singen will, aber muss. Es kann sein,
dass er eigentlich seine Ruhe will. Es kann sein, dass er in seiner ganz
eigenen Welt lebt. Es kann auch sein, dass dieses Leben, das er heute
führt, genau das ist, das er führen will. Alles Spekulation.
Eine Altersgrenze für irgendwelche Dinge gibt es für mich nicht. Selbst
wenn er kaum noch kann, das aber öffentlich tun will, dann ist sein
Wille sein Himmelreich, egal, wie schlimm die Menschen das empfinden.
Als der Papst fast am Fenster zusammengebrochen ist, da war auch nur
eines wichtig "hat ihn jemand ans Fenster gesetzt und gesagt "nu mach
mal" oder wollte der alte Dickkopf unbedingt ein paar Worte verlieren.
Schwierig ist es dann, wenn jemand nicht mehr überblicken kann, was er
tut. Wenn er, könnte er sich von außen betrachten, "schrecklich" sagen
würde. Vielleicht singt der Johannes nur noch, vielleicht ist sein Leben
auf seine Singstimme reduziert. Wenn man dann zu ihm sagt "nu lass mal"
und er dann weint und bettelt "ich will auf die Bühne", dann kann
Letzteres für ihn besser sein, als wenn er es nicht tun dürfte.
Gut, er könnte auch in der Cafeteria eines Altersheims so tun, als wäre
das ein großer Konzertsaal, aber ich glaube und habe die Hoffnung, dass
er schon noch ein wenig weiß, was er da tut.
Im Zweifel für den "Angeklagten". Im Zweifel für den Johannes Heesters,
denn es könnte sein, dass jeder Rücktritt von der Bühne sein Leben
zerstören würde. Und das kanns ja auch nicht sein. Denn wir Zuschauer
oder Leser sind da nicht ganz so wichtig wie der Wille und das
Himmelreich des Johannes.
Könnten wir für ein paar Stunden mit ihm tauschen, dann wüssten wir
mehr. Vielleicht wären wir geschockt, vielleicht überrascht.
Ist zwar heute dasselbe Thema wie gestern, aber ich hatte gerade das
Bedürfnis, meine Gedanken dazu niederzuschreiben. Ich wollte das so ...
und der Wille und das Himmelreich ;)). Ähm ... ja ... Ihr wolltet das ja
auch ... hier lesen, was ich geschrieben habe *gg*.
Noch zwei Links:
Bericht über Edna Parker, 115 Jahre alt (und
hier ein Video über die Dame)
Bericht über Tomoji Tanabe, 112 Jahre alt
Möget Ihr alle auf eine für Euch lebenswerte Weise sehr alt werden :)).
Denn Leben vor dem Tod ist durch nichts zu ersetzen.
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