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22. August 2008


Mit dem Fahrrad nach Peking (12)

Die Seelenfarben-Sommerreise 2008


Die Antworten auf die gestrigen Fragen:

Hattest Du mit Traktor jetzt einen wirklichen Traktor oder dieses Pferdewägelchen gemeint ?
Ich habe einen wirklichen Holzbauern mit einem Traktor, der uns bereits im Dorf angehalten hat, gemeint. Das Pferdefuhrwerk ist uns erst später, ausserhalb des Dorfes, begegnet. Solche Fuhrwerke waren auf dem Lande aber keine Seltenheit! Und die "Tatarenpferde" liefen frei herum, nicht etwa in eingezäuntem Gelände!

Fahren auf den Straßen hauptsächlich LKWs oder sind die Russen, was Privatautos betrifft, auch schon gut motorisiert ?
Ausser in Stadtnähe waren am häufigsten LKW's unterwegs ... möchte sagen 3:2!

Wie roch für Euch das Land ... nach Diesel, Schweiß oder Natur ?
Dazu kann ich leider nicht viel sagen ... durch meine vielen Nasen-OP's ist mein Geruchsinn nahezu verschwunden! Aber Autoabgase (Dieselabgase) haben wir reichlich inhaliert ... man kann schon sagen: im Überfluss!

Bei uns heißt es an den Brunnen doch immer "kein Trinkwasser" ... hattet Ihr keine Angst, aus einem Dorfbrunnen Wasser zu schöpfen ?
Nein, das hatten wir nicht (waren auch gegen Hepatitis A+B geimpft)! Hinter dem Baikalsee haben wir sogar Wasser aus einem sauberen Bach pur getrunken ... und auch unsere Flaschen damit gefüllt. Ich habe da zum ersten Mal "Quellwasser" geschmeckt ... es war wirklich wunderbar erfrischend. Ob ein Bär 1.000 m oberhalb auch davon getrunken hatte, störte uns nicht!

Kurzer Rückblick zu Nischni Novgorod ... Du sagtest, das Frühstück sei "mickerig". Wie genau sieht denn ein Frühstück aus, das so ist ?
Mickriges Frühstück war sehr selten ... aber das sah denn ungefähr so aus: 1 Brötchen, 1 kleine Scheibe Brot, 1 Scheibe Wurst, 1 Scheibe Käse ... ein kl. Stck. Butter und einen Klacks Marmelade ... davon war ich nicht satt! Tee gab es dagegen soviel man wollte!

Habt Ihr auch Synagogen gesehen ?
Nein, hatte aber auch kein Augenmerk darauf gerichtet!
 



29. Mai 2005
 
Eigent ist ja Mai.
Wonnemonat.
Und was meint das Wetter dazu ?
Es meint, es wäre April.

Packen am Morgen - bei Sonnenschein.
Nach dem Packen - Gewitter.
Auf den Rädern - Sonne.
Dann - Regen.

Aprilwetter im Mai ... darauf erstmal einen Dujardin Kaffee. In einem Kaffee. Aber so heißt alles, wo man etwas essen und trinken kann ... im Schwabenland sagt man "Besen" zu allem. Oder Besenwirtschaft. Oder Rädlewirtschaft. Oder Häckerwirtschaft. Wir sind aber in Russland und sind in/trinken Kaffee.

Der Kaffee hat geholfen ... die Sonne scheint ab sofort und auch für den Rest des Tages.
Schöne Aussicht für unsere Fahrt in den Ural.
Ja, wir sind nun wirklich bei diesem Gebirge, das zwischen Europa und Asien liegt, angekommen.

Die nächste Stadt auf unserem Weg hört sich an wie eine Sinfonie. Denn sie heißt Tschaikowski. Und ist auch wirklich nach dem Komponisten benannt worden.

Ca. 85.000 Einwohner hat die Stadt und liegt am Wotkinsker Stausee:



Ein ganz großes Erfolgserlebnis gibt es für Hermes in dieser Stadt ... was so selbstverständlich sein sollte, in Russland aber nicht ist ... hier geht es doch: endlich nach Hause telefonieren. Und während des Gesprächs erfahren wir, dass wir die Uhr schon wieder eine Stunde vorstellen müssen. Das geht aber flott, darin haben wir inzwischen Übung ;)).

Trotzdem merkt man diese Stunde ... es ist gar nicht zu leicht, den alten Zeit- und Fahrradrhythmus beizubehalten.


30. Mai 2005
 
Die Berge kommen ... uns immer näher. Die Anstiege werden länger und höher.

Da müssen wir Mittags etwas Gutes zur Stärkung essen ... wie wäre es mit Pelmeni ? Dieses Gericht kommt aus Sibirien und man könnte auch russische Tortellini dazu sagen.

Hermes Mitfahrerin entdeckt für sich Smetana. Hat nichts mit Musik zu tun, sondern ist eine leckere Sauermilch/Sauerrahm.

Und wieder kommen Busfahrer vorbei, die un über den Ural mitnehmen wollen. Wir lehnen wieder danken ab und bereuen das dann heimlich, als wir den nächsten Berg hinauf fahren ;)).


31. Mai 2005
 
Brrr ... bibber ... der Morgen ist kalt. Und das Wetter wird immer wechselhafter. Immer mal wieder regenschauert es und wir erklären in der kommenden Nacht unsere Schlafsäcke zum Freund, weil sie so schön warm sind. Tja, in den Bergen ist es nachts kalt und da wir ziemlich nördlich sind (Breitengradhöhe von Südschweden), ist auch sehr lange hell am Abend.

 
1. Juni 2005
 
Neuer Monat, neues Glück ?
Zumindest eine neue Stadt ... wir sind in Kujeda.

Und da passiert eine ganz rührende Geschichte ... eine Geschichte, die sogar schon mal ein eigenes Kalenderblatt war ... voriges Jahr, am 5. Juli.

Hermes hat damals eine kleine Geschichte erzählt und die war so schön ... und so menschlich ... und heute haben wir bei unserer Pekingreise genau den Tag, an dem das passiert ist.

Darum gibts die Geschichte heute noch einmal ... Hermes erzählt:


Die Geschichte über das Buch "Der kleine Wassermann":

Auf unserer Rad-Reise Kornwestheim-Peking radelten meine Reisebegleiterin (S.) und ich durch den Ural. Es war am Mittwoch, den 1. Juni 2005 als wir in das Dorf Kujeda kamen. Von dort wollten wir einen neuen Bericht für unsere HP absenden. In der Post war auch ein Internet-Cafe.

Ich ging zuerst hinein, um in unserem Gästebuch nachzuschauen, wer alles wohl geschrieben hatte. Meine Mitfahrerin wartete derweil bei den bepackten Rädern. Eine Frau kam mit ihrem ca. 6 Jahre alten Jungen vorbei und erkundigte sich bei S. nach unserer Reise. Mit "Händen und Füßen" konnten sich S.i und die Frau unterhalten. Bald darauf ging die Frau mit ihrem Jungen weiter.

Als ich aus der Post heraus kam, ging S. ins Internet um einen neuen Reisebericht, den wir am Abend vorher schon vorbereitet hatten, zu schreiben. Die Zeit verbrachte ich wartend bei den Rädern. Von ihrer Begegnung mit der Frau und Ihrem Sohn wusste ich nichts.

Nach einiger Zeit kam eine Frau mit ihrem kleinen Sohn auf mich zu (die, die S. schon angesprochen hatten) und der kleine Junge reichte mir ein Kinderbuch hin. Ich nahm das Buch ...




... und schaute es mir an. Als ich dem Jungen das Buch zurückgeben wollte, lehnte er die Rücknahme heftig ab. Die Mutter erklärte mir, daß der Junge mir das Buch schenken wollte. Ich mochte das Buch, es war neu, vielleicht gerade erst für uns gekauft, gar nicht annehmen. Dann nahm die Mutter mir das Buch aus der Hand und schrieb, vermutlich stellvertretend für ihren Sohn, eine Widmung hinein ...



... und überreichte mir das Buch erneut.

Als ich das Buch wieder annahm, strahlte der Junge vor Freude über das ganze Gesicht.

Eine Zeitlang unterhielten wir uns noch über unsere Reise und die Mutter erklärte ihrem Kind, daß wir eine ganz große Reise machten. Beide, Mutter und Kind, schienen sehr beeindruckt zu sein und verabschiedeten sich bald.

Diese rührende Begegnung hat das Buch für mich zu einem besonderen Stück der Erinnerung gemacht.

Mit meinem defekten Fotoapparat haben wir das Buch von Jekaterinburg nach Hause geschickt, damit es auf der weiteren Reise nicht unansehnlich und beschädigt wurde.

Immer wieder denke ich gerne an diese nette Begegnung zurück, die während unserer Reise nicht die einzige dieser Art war. Immer wieder lernten wir nette, hilfsbereite und liebe Menschen kennen.



Mit diesen wunderbaren Gedankenbildern gehen wir ins Wochenende und fahren morgen weiter.
 

 



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