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16. September 2008

Wir kennen das alle ... uns ruft jemand an oder mailt oder steht vor der Tür ... mit erstarrter Miene oder verweintem Gesicht. Mit Leid in den Stirnfalten ... weil das Leben so beschissen läuft oder weil etwas Schlimmes passiert ist.

Stunden des Leides stehen vor uns, sprechen mit uns.

Und wir ... leiden mit ... Mitleid ?

Wie ist das denn mit dem Mitleid ?

Wer mitleidet, leidet selbst ? Also hat sich das Leid dann verdoppelt ? Nun schwimmen zwei Menschen im Tränensee ? Aber ... ist nicht geteiltes Leid nur halbes Leid ?

Irgendwie kann ich mir beides vorstellen ... da kommt jemand, weint sich aus und irgendwann sind die Tränen versiegt, die Wangen getrocknet und die Dankbarkeit, dass man mal mit jemanden drüber reden konnte, groß.

Aber kann es nicht auch sein, dass man sich gemeinsam immer tiefer in das Leid der Welt eingräbt. Wenn nämlich der, bei dem man seine Sorgen los wird, selbst nicht gerade so stabil ist und viel graue Farbe zum Weitermalen besitzt ?

Wie reagiert man denn am Besten ?

Mit Zuhören, nix sagen, nur reden lassen ?
Mit dem Versuch, Lösungswege aufzuzeigen ?
Oder mit einem "nun hören wir mal auf zu weinen, machen einen Spaziergang und kommen auf andere Gedanken".

Ja, wie ist das mit der Ablenkung ... mit dem "nun heulen wir mal nicht mehr weiter" ? Da kann es sein, dass der Weinende sich nicht verstanden, nicht ernst genommen fühlt.

Und dann noch die Tatsache, dass man nur das wirklich verstehen kann, was man selbst auch erlebt hat. Vom Kopf her wissen wir vieles, aber wie es sich anfühlt, nur durch eigenes Erleben.

Es gibt die Spirale nach unten.
Es gibt die kopfgesteuerten Lösungswege.
Es gibt das Verständnis, das Aufbauen und das Ablenken.
Es gibt das gemeinsame Weinen.
Und das gemeinsame Trocknen der Tränen.
Und die unerschütterliche Schulter, an die man sich anlehnen kann.
Es gibt auch die Schulter, die selbst zusammensackt, wenn man sie beweint.

Eure Gedanken zu diesem Thema ?



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