Mit
dem Fahrrad
nach Peking (18)
Die Seelenfarben-Reise 2008
Omm
Ommm
Ommmm
Omsk
Das "sk" nimmt dann doch die ganze Entspannung aus dem Wort ;)). Aber so
ist das bei Weltreisen mit dem Fahrrad ... Erdenzeit 2005 ...
Nochfrühling ... auf dem Kalender steht:
20. Juni 2005
Ein wunderschöner Tag, um nach einem
Stadtaufenthalt neu loszufahren. Ein Aufenthalt, der zwischen die Moskitos und Baustellen ein, zwei Tage
der Erholung geschoben hat.
Vor uns liegt ein Ziel, dessen Wort uns teilweise hoffen lässt: Omsk.
Aber noch sind wir in der Stadt ... es ist Montag Morgen und auch in
Russland ist das Leben nicht kostenlos, also suchen wir eine Bank. Oder
besser: wir fragen nach einer Bank ... ist ja alles komisch geschrieben
hier. Wir fragen eine Frau und die ist sofort bereit, uns zu einer Bank
zu führen. Ihre Boutique gibt sie derweil in die Obhut ihrer
Angestellten. Wie schön ... also tigern wir los.
Bank 1: tauscht keine Schecks
Bank 2: tauscht keine Schecks
Bank 3: ist nur eine Filiale, man schickt uns weiter zum Hauptgebäude
Bank 4: hier können wir endlich Geld umtauschen ... dieser nette
Umtausch kostet uns genau 45 Minuten. Herrje, was könnten wir in dieser
Zeit schon geradelt sein ... aber nette Frau, die uns zur Bank geführt
hat, wartet geduldig die ganze Zeit, bis Hermes endlich sein Geld hat.
Das hat sie dann aber nicht umsonst getan, denn wir schenken ihr einen
Blumenstrauß.
Endlich ... endlich gehts jetzt aber los. Mit Rubeln los. Rubellos also.
Obs in Russland Rubbellose gibt ? Jaja ... treten wir mal zur
Abwechslung in die Pedale. Wir treten so lange, bis wir uns in ein Café
setzen wollen. Das führt natürlich wie fast immer zu einem enormen Tohu
und Wabohu, weil sich alle für uns und die Räder interessieren. Am Ende
gibts dann oft Geschenke ... diesmal sind es 3 Knollen Knoblauch vom
Wirt, damit wir auch ja gesund bleiben. Vielleicht hilfts ja auch gegen
die Moskitos ... einmal anhauchen und dann "bsssssiiooummmnnn" ... ein
frommer Wunsch, den wir ja mal träumen dürfen.
Ab sofort beißen wir uns jeden Tag in die Zehe ... ersatzweise in die
Knoblauchzehe.
Die Fahrt: Beschissen wie oft - Regen und Gegenwind.
Der Zeltplatz: Beschissen wie zuletzt - keinen gefunden. Also weiter
fahren bis zu einer kleinen Stadt und dort im Gasthaus übernachten.
21. Juni 2005
Endlich Sonne ... und Sommer ... ja, heute ist
Sommeranfang.
Das feiern nicht nur wir, sondern auch die ... genau ... Moskitos. Wir
fahren durch sumpfiges Gelände und
Schwärme von Moskitos und großen Bremsen
begleiten uns. Wer von Moskitoschwärmen schwärmt und für Bremsen bremst
... jaja, ich hör schon auf. Wenn denn wenigstens die Landschaft
interessant wäre ... aber nein, die ist "nicht sehr abwechslungsreich"
wie Hermes, was übersetzt "langweilig" heißt.
Da müssen wir durch ?
Ja, im wahrsten Sinne des Wortes ... fahren, fahren, fahren ... ohne
anzuhalten, ohne Pause, denn sonst würde wir aufgefressen von den
Viechern.
Die Polizei kommt ... mit Blaulicht ... will sie so die Moskitos
vertreiben ? Nein, sie Begleitschutz für Schulbusse und wir fragen uns,
was das soll. Nun, in Sibirien ist das immer so, Kinderschutz ist hier
ein ganz großes Thema ... ob es hier denn besonders viele böse Buben
gibt ?
Und nun, verehrte Damen und Herren, bauen wir
unser Zelt auf.
Dazu ziehen wir, mitten in der Sonne, unsere Regenkleidung an.
Auf den Kopf kommen liebevolle Schutzhüte und wenn wir, weil wir im
eigenen Saft schwimmen, etwas trinken wollen oder müssen, dann sieht das
so aus:
Willkommen in Sibirien Moskitanien.
Auch mal mit dem Rad nach China fahren ?
Oder zumindest eine kleine Radtour durch Sibirien im Sommer ?
Wie ... nein ??
Warum denn nicht ... ?? *fg*
In dieser Nacht überlegen wir uns zwei- bis
dreimal, ob es wirklich notwendig ist, das Zelt zu verlassen.
22. Juni 2005
Noch mal bitte oben auf das Bild gucken ... denn
so sehen wir auch am Morgen aus, wenn wir das Zelt einpacken ... dann
nix wie auf die Räder und schnell weg. Fluchartig. Schöner Verschreiber
... der aber auch passt ...
Während der Fahrt auch diese Moskitonetze tragen ? Vergiss es ...
erstens schwitzt man wie die Sau und dann sieht man auch viel zu wenig
durch dieses Netz mit Falten ... also weiterhin im Bedarfsfall mit der
Hand wedeln.
Doch nach ein paar Kilometern ... gibt es keine Moskitos mehr. Wie schön
! Wie schön ? Nun ... das eine bedingt das andere ... keine Moskitos
plagen uns, weil es windig ist ... leider Gegenwind. Mückenlos
anstrengend geht es also weiter.
Durch diesen Wind haben wir einen Stundenschnitt von nur 13-14 km, doch
6 Stunden fahren ergeben auch 78 Kilometer Fahrstrecke an diesem Tag.
Mit unseren treuen Rädern:
"Milizia hilft" ist das Stichwort am Abend, denn uns wird bei der
Zimmersuche geholfen ... und dafür gesorgt, das wir in einer Gastinizia,
die eigentlich wegen Renovierung geschlossen ist, dennoch übernachten
dürfen. Egal, wie es dort aussieht, alles ist besser als eine
Mückenwiese.
23. Juni 2005
Auch mal fliegen ? Dann heute einfach mit uns
mitfahren ... denn der Wind hat gedreht und fliegen förmlich über die
Straße. Auch mal schön ... richtig schön ... durch eine inzwischen sanft
hügelige Landschaft.
Weniger sanft hügelig, war das nach 60 Kilometer bei Hermes' Rad eine
Hinterradspeiche brach und das auf der Zahnkranzseite. Eine dreiviertel
Stunde Arbeit bedeutet das und dann war das Problem erledigt. Und das
Werkzeug kaputt, denn der Zahnkranzabzieher hat das alles nicht
überlegt, er brach.
Wir fotografieren ein paar Blümchen ...
... und kommen nach Ischin, treffen zwei Fahrradfahrer und beantworten
altbekannte Fragen ;)). Spontan bekommen wir den Weg zur Post gezeigt,
in dem sie vor uns herfuhren und danach lotst man uns zu einem Gasthaus.
24. Juni 2005
Wummm ... Drommmm ... Mmmmlll ... Broggdgglzackbrommbum ... so ähnlich
hört sich die Nacht an. Ein heftiges Gewitter entsteht und am Morgen
gießt es aus Strömen. Wir bepacken dennoch die Räder ... da sieht Hermes
einen Friseur und entscheidet spontan, das er ein Teil von sich in
Sibirien zurücklassen will ;)).
3 Euro kostet die Frisur ... da guckt bei uns der Friseur die Haare noch
nicht mal an.
Wir ziehen unsere lieben Regenklamotten wieder an ... diesmal nicht zum
Zeltaufbau, sondern weil es immer noch regnet.
Brems ... ein Mercedes hält an ... mit Berliner Nummernschild. Ein
Mongole auf der Heimreise nach Ulan Bator ... ein sehr gut deutsch
sprechender Mongole. Was es nicht alles gibt ... und in die Mongolei
wollen wir ja. Leider klappt das zeitmäßig nicht, dass wir uns mit ihm
in der Hauptstadt seines Landes treffen ... wenn wir dort sind, ist er
schon wieder in Deutschland.
Er schenkt uns zwei Energiegetränke und freut sich sichtlich, dass wir
in seine Heimat fahren wollen.
Windig wird es ... immer mehr ... starker Wind mit Böen, besonders bei
den offenen Flächen ... der Wind ist so stark, dass Hermes Mitfahrerin
ihr Rad nicht mehr halten konnte und sicherheitshalber abstieg und
schiebt. Zumal die Packtaschen der Räder eine richtig schöne
Angriffsfläche für den Wind sind. Und dann die LKWs ... wenn die an
einem vorbeifahren, gibt das Wirbel, die kaum zu berechnen sind ... das
gibt Angst. Und Schieben. Und wenn wir fahren, ist das ein echter Kampf
und harte Arbeit. Nix Erholung. Nix Urlaub.
Die wärmende Szene des Tages: ein LKW hält an, die Fahrer springen
heraus und wollen uns nur die Hände schütteln und uns viel Glück
wünschen ... sie hatten uns schon in Jekatharinburg gesehen und
mittlerweile gehört, dass wir nach China wollen. Herzergreifend.
Nach 71 gefahrenen Kilometern finden wir eine gute und preiswerte
Gastiniza in Abatskoje.
Für uns gibts Betten, für unsere Räder einen Platz im nicht
asphaltierten Hof einer LKW-Werkstatt. Ein einziger Schlammsee durch den
Regen ... wie wir und unser Gepäck. Oder was glaubt ihr, wie ein
Fahrradfahrer aussieht, der bei Regen und Wind von einem LKW überholt
wird ? Gesprenkelt ... gekennzeichnet ... windpockig sandfarben.
25. Juni 2005
Es regnet immer noch ... Schlamm überall ... ein LKW steckt auf einem
Parkplatz hoffnungslos fest. Während wir fahren ... so gesehen kommt man
mit den Rädern manchmal weiter als mit einem LKW *fg*.
Langsam lässt der Regen nach ... ein leichter Rückenwind bleibt. Und ein
Schild kommt. Ein Schild, das sinngemäß bedeutet, dass wir die Räder
bestimmt gleich eine Treppe hochtragen dürfen ;)).
Waren dann aber noch "nur" 12 %. Aber vielleicht wurden zu dieser
Prozentzahl die Schlaglöcher dazu gezählt, denn die Straße wird nun
schlecht, schlechter, noch schlechter. Nach insgesamt 94 Kilometer
erreichen wir Krutinka und suchen die Gastiniza, die es hier geben soll.
Und die auch wegen Renovierung geschlossen ist ... und auch nicht wegen
uns geöffnet wird.
Wir fragen dein Freund und Helfer, die Milizia ... und sie hilft uns
wirklich. Unter Polizeischutz werden wir zur Feuerwehr gebracht,
bekommen eine Wohnung im Feuerwehrgebäude und haben nun eine Küche, ein
Ess/Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer und eine Toilette mit Waschbecken. Es
ist der Wahnsinn.
Derweil übernachten unsere Fahrräder bei den Löschzügen und wir dürfen
mal wieder deutsch reden, denn der Kommandant der Feuerwehr kann unsere
Heimatsprache sehr gut. Wird ein richtig netter Abend.
26. Juni 2005
Man hat den
Wunsch, Hermes Mitfahrerin ein Geschenk zu machen.
Was schenkt man einer Weltreisenden, die mit dem Fahrrad unterwegs ist ?
Ja, genau, einen Blumenstrauß ... *kicher*.
Da steht sie nun und überlegt, wie sie die Vase am Fahrrad befestigen
kann ... oder besser, viel besser ... sie legt den Strauss am Grab des
unbekannten Soldaten nieder.
Trocken, die Luft
Sonnig, der Tag
Holprig, die Straße
So vergeht der Tag ... und wir sehen gleich 5 verunglückte 40-Tonner ...
die letzte Nacht muss sehr stürmisch gewesen sein.
Der Tag an sich war nett und der Abend wird noch netter. Ein schöner
Zeltplatz unter Birken mit nur wenigen Moskitos ... das haben wir uns
redlich verdient.
Gute Nacht John Boy.
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