Mit
dem Fahrrad
nach Peking (19)
Die Seelenfarben-Reise 2008
27. Juni 2005
Der Morgen
grummelt uns entgegen ... ein Gewitter baut sich drohend auf ... und
zieht dann doch seitlich an uns vorbei *ätschibätsch* ... aber Gott
sei's gedankt und wir können trockenen Rades losfahren.
Aber nicht lange, später regnets dann doch ... und regnet und regnet ...
bis nach Omsk. Jawoll, wir sind nun in Omsk angekommen ... wenn die 700
Kilometer Entfernung gestimmt haben, dann ist die Preisfrage, wie viele
Tage wir für diese Strecke brauchen, mit "9" Tagen beantwortet ... was
etwa 80 km am Tag bedeutet.
Wir sind also im nassen Omsk ... und es gibt wieder ein Geschenk. Nicht
nur ein Lächeln, das ist sowieso dabei ... doch ein Mann, der uns nach
unserer Reise fragt, schenkt uns dann spontan 100 Rubel und es gelingt
uns nicht, das Geld abzulehnen.
Nun suchen wir uns ein Hotel, das sollte doch ein Leichtes sein,
schließlich ist Omsk die siebtgrößste Stadt in Russland ... doch
Pustekuchen (wie heißt das eigentlich auf russisch ?? *gg*) ... die
Hotels sind alle ausgebucht. Und so fahren wir, weil wir so gerne im
Regen fahren, wieder ein Stück zurück zu einer Gastiniza.
Dort lernen wir Alexander kennen, Motocrossfahrer und Organisator für
fast alle Omsker Sportveranstaltungen. Und gut deutsch sprechend.
Leider hat Alexander viel Zeit für uns ... weil er zur Zeit durch einen
Unfall gehandicapt ist. Der nette Kerl organisiert, dass unsere
Fahrräder in seinem Rennstall stehen dürfen. Wir bekommen eine
Extravorstellung seiner Motocross-Fahrzeuge und seinen Mechaniker
("Lebensversicherung", wie Alexander sagt) dürfen wir auch kennen
lernen.
28. Juni 2005
Frühstück und dann zu Fuß die Stadt erkunden ... über den Fluss ... zum
jungen Pärchen. Das läuft da gerade und wir fragen es nach einen
Fahrradgeschäft. Und was passiert ? Wie immer ... das junge Pärchen
begleitet uns spontan ... zu einen Internetcafe, zum Fahrradgeschäft (wo
wir einen Zahnkranzabzieher kaufen) und zu einer Bank, die anstandslos
unsere Reiseschecks umtauscht.
Abends gibts eine Stadtrundfahrt mit dem Auto ... und Alexander. Dieser
zeigte uns "sein" Omsk und einen schönen, verkehrsarmen Weg, den wir
beim Weiterfahren nehmen können.
Wer weiß, wo und was wir ohne Alexander heute Abend gegessen hätten ...
doch so kamen wir in ein Restaurant, in das "wir" sonst nie rein
gekommen wären. Weil das ein sehr gutes Restaurant ist und wir mit
unserer Fahrradkleidung ... eben einen Alexander brauchen, um doch dort
essen zu können.
Ein typisch regionales Fischgericht ...
... gab es ... vorzüglich, wenn man sowas mag.
29. Juni 2005
Sonne ... ein schöner Tagesbeginn.
Der von Alexander gezeigte Weg war klasse und bald waren wir flott auf
der M51 unterwegs. Gute Straße ... und als wir uns in einem Cafe mit
Wasser versorgten, hatten wir ein Erlebnis der besonderen Art.
Achtung, das ist kein Film !!
Ein Cowboy kommt angeritten, wirft die Zügel einem jungen Mann zu,
springt vom Pferd, holt sich eine Flasche Wasser, drückt diese Hermes in
die Hand, springt aufs Pferd, lässt sich vom Hermes die Flasche wieder
geben und galoppiert zu seiner Rinderherde zurück.
Thats America Das ist der wilde Osten.
Der Abend war so schön wie der Morgen, denn die Mücken am Zeltplatz
hielten sich in Grenzen.
30. Juni 2005
Achtung, sie fahren gerade auf dem Rad und werden von einem anderen
Radfahrer überholt ... das ist ein Russe, der aus St. Petersburg kommt
und nach Barnaul im Altei will.
Mal die Karte nehmen:
Das rote ganz links - da kommen wir her.
Das rote ganz rechts - da wollen wir hin.
Das grüne, das ist Omsk, da sind wir gestern losgefahren
Das violette, das ist unser nächstes Zwischenziel, Nowosibirsk
Der Russe, den wir gerade kennen gelernt haben, kommt von hellblau und
will nach rosa.
So, das hätten wir mal wieder auf übersichtliche Weise geklärt ;)).
Jetzt aber kommts ... seht Ihr diese lange hellblaue Strecke ...
tausende von Kilometern ... und unser Russe ist die mit einem ganz
normalen Rad ohne Schaltung, wenig Gepäck und ...
... barfuß mit Latschen gefahren.
Seine Unterarme und Fußrücken waren durch die Sonne total verbrannt und
entzündet, den einen Unterarm schützt er mit einer Zeitungsseite, die er
am Ärmel des T-Shirts mit einer Sicherheitsnadel befestigt hat.
Unser Angebot, ihm Mullbinden zu geben, lehnt er ab. Wenigstens nahm er
unseren Tipp, Umschläge mit Essigwasser zu machen, an. Ein Asket ? Ein
Verrückter ? Ein Masochist ? Vielleicht von allem etwas ...
In Kalatschinsk wollte wir zur Post, um zu telefonieren ... da überholt
uns ein Mann mit dem Auto und fragt uns nach unserer Reise ... er selbst
ist Wanderführer und bietet uns an, uns zur Post zu fahren. Der Freund
des Mannes rauscht im dicken BMW an, bekam einen Bericht des anderen
Russen von dem, was dieser gerade erfahren hatte und da bietet uns
spontan der BMW-Fahrer an ...
... aus seinem Auto nach Deutschland zu telefonieren. Wir lehnen ab,
können uns aber nicht durchsetzen und hören bald vertraute Stimmen via
Telefon. Wir haben keine Chance, zu bezahlen ... und so ähnlich geht der
Tag weiter. Denn wir fahren danach zum Markt und werden von einem
regionalen TV-Team entdeckt, dem wir vor laufender Kamera ein Interview
geben müssen. Dann hieß es noch "bitte eine Runde mit dem Rad fahren"
und das wurde auch live gesendet.
Und noch eine Begegnung steht an ... ein Ehepaar aus Bautzen, die nach
einer Mittelasientour mit dem Auto nun auf dem Weg Richtung Heimat sind.
Irgendwann fahrn wir dann auch mal wieder ... durch Birkenwälder ...
deren Grün zart und filigran in den Sommer lacht. Hmm ... ist Sibirien
so spät dran, wenns ums Grün werden geht ? Treiben da erst Ende Juni die
Birken aus ? Nein, normalerweise nicht ... aber was wollen sie machen,
wenn Horden von Maikäfern sie kahl frisst ... da müssen sie wohl oder
übel Ende Juni nochmal neu austreiben.
Doch die Käfer sind nicht nur böse ... manche Bäume verschonen sie auch.
Vielleicht hatten die Schutzgeld bezahlt ;)).
Der Tag endet ...
... in einem dieser herrlichen Birkenwälder :)).
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