Mit
dem Fahrrad
nach Peking (21)
Die Seelenfarben-Reise 2008
Der Abend des
4. Juli 2005
Es wird ein
Abend werden, der anders als andere Abende verläuft ... doch davon
wissen wir jetzt, beim Zeltaufbauen, noch nichts.
Es raschelt ... da drüben ist jemand.
Ein Paar ... er und sie ... beide mit einer scharfen Klinge in der Hand.
Au wei !
Wird das das Ende unserer Reise
sein ?
Werden wir das überleben ?
Nein ... wenn wir Gras sind ... denn Sergeij und Natalja schneiden Gras
für ihre Kuh. Da wir aber nicht wie lange dünne Halme aussehen,
geschieht uns nix. Außer, dass wir mit den Beiden ins Gespräch kommen.
Es hätte alles passieren dürfen, nur nicht ... das Sergeij sagt ... er
sei Jäger. Denn Hermes ist ja auch Jäger ... und nun gehts los ...
Hermes zeigt Sergeij ein Bild von einem toten Rehbock, an dem sie
tagsüber vorbeigefahren sind ... dann wird gefachsimpelt ... und mehr.
In chronologischer Reihenfolge:
Zuerst bekommt Hermes einen Lehrgang im Sensen ...
... und stellt fest, dass Radfahren einfacher ist.
Nach einem Plauderstündchen mit Gerstensaft verabschieden sich Sergeij
und Natalja erstmal, um zu Hause die Kuh zu melken und zu füttern. Doch
die Beiden kommen wieder ... zu Viert. Denn sie haben einen Freund, den
Iwan mitgebracht ... Iwan ist Deutschlehrer, ist das nicht toll ? Und
seine Frau, Swetlana, ist auch dabei.
Die Zutaten für ein wunderbares Abendessen lauten: Bier, Fisch, Salat,
Speck, Radieschen, Gurke, Brot.
Dann lädt Jäger 1 (russisch) Jäger 2 (deutsch) zur Bockjagd ein. Hermes
lehnt ab, weil er keinen Jagdschein dabei hat ... doch Sergeij lacht nur
und meint "Papiere ... was ist das ??". Beide fahren in die
Abenddämmerung und lassen die Frauen am Zelt zurück. Hermes kriegt nun
eine Einweisung in russische Automatikflinten, dann fahren sie weiter
... in Russland wird mit dem Auto gepirscht.
Ein Bock ... hurz ... kam nicht ... dafür wurde es schnell dunkel.
Querfeldein fuhr der Jeep
Querfeldein fuhr der Jeep in ein Sumpfloch
Der Jeep fuhr nicht mehr und steckte fest
Sergeij arbeitet heftig mit dem Spaten, um das Auto wieder flott zu
kriegen ... Hermes schneidet derweil Schilf.
Zwei Männer stehen wadentief im Sumpf.
Insekten lieben Sümpfe.
Zwei von Moskitos zerstochene Männer stehen wadentief im Sumpf.
1 1/2 Stunden später war das Auto wieder frei und die Männer kamen am
Zelt an - bocklos, stichreich, schlammwadig.
Derweil hatten die beiden Frauen und der Deutschlehrer Feuer gemacht und
dabei nasses Gras verbrannt, denn dieser Qualm hält die Moskitos in
Schach. Und dann wurde erzählt und erzählt ... Iwan spricht akzentfreies
Deutsch, wie praktisch und erzählfreudig schön.
Hermes fragt Iwan "waren sie schon mal in Deutschland" ... Iwan verneint
und Hermes meint trocken "ja, haben sie denn kein Fahrrad ??" ...
schallendes russisches Gelächter hallt daraufhin durch die Nacht ...
dieses Hallen war erst der Anfang ... es folgten russische Lieder am
Lagerfeuer .... Swetlana sang dann ein trauriges Liebeslied und es wurde
sehr still am Feuer. Die Männer summten leise dazu ... es war, als wenn
die russische Seele weint ... eine besondere, melancholische, wunderbare
Stimmung.
Um 3 Uhr morgens endete dieser denkwürdige Abend.
5. Juli 2005
Müde bin ich
... und fahr trotzdem fort. Was nicht einfach so passiert a la "steigen
wir mal schnell aufs Rad und fahren los", sondern vorher müssen ...
... viele Dinge zusammengelegt, verpackt, angeschnallt werden, bis es
überhaupt losgehen kann.
Wieder so ein heißer Tag ... erbarmungslos brennt die sibirische Sonne
auf deutsche Radfahrer. Statt Väterchen Frost gibts heut Mütterchen
Hitze. Oder ists die Tante ?? Egal ... irgendjemand war heute besonders
nett und hat eingefädelt, dass wir an diesem tollen Café vorbeikommen
... dort konnte man sogar duschen und das lassen wir uns nicht zweimal
sagen.
Abends gibts Arbeitsteilung ... die Frau des Hauses
Zeltes baut dieses auf, während der Herr ins Dorf zum Einkaufen geht.
Die Nacht findet wieder auf einer Wiese statt.
6. Juli 2005
Muht Hermes
beim Rasieren ?
Nein, eine Kuhherde läuft, während der Herr sich rasiert, an ihm vorbei.
Schafe ebenfalls.
Schwein gehabt ? Nein, Schweine laufen auch in Russland nicht frei rum
... aber Kreuzottern ...
... wobei die ja nicht laufen, sondern schleichen. Oder schlängeln.
Zur Info: Kreuzottern sind giftig,
aber sehr scheu, so dass es nur selten zu einem Biss kommt, denn vorher
sucht die Schlange normalerweise das Weite. Damit ein Mensch das
Zeitliche segnet, müsste die Schlange sehr in die Enge getrieben werden
und es müssten auch noch 5 Schlangen gleichzeitig sein, damit die Dosis
des Giftes tödlich ist.
Also, wenn Ihr eine Kreuzotter seht ... erst fotografieren, dann
davonlaufen ;)).
Ausnahme: wenn Ihr Kind oder alt seid ... da ists dann etwas
gefährlicher. Da heißt es dann "nicht fotografieren und in eine andere
Richtung als die Schlange laufen".
Man "muss" ja auch keine Kreuzottern fotografieren, es dürfen auch
Disteln sein:
Trotzdem es heute so heiß ist, fahren wir stattliche 95 Kilometer mit
dem Rad ... über Straßen, die mal besser, mal schlechter waren ... bis
zu unserer traditionellen Blumenwiese am Abend.
7. Juli 2005
I Osero ... das
klingt so schön italienisch ... ist aber der Name eine Cafés in
Russland, das wir nach 15 km Fahrt an diesem Tag erreichen. Innen siehts
aber eher deutsch aus, denn es gibt ein Jagdzimmer und ein
Deutsch-Drahthaar läuft um uns rum.
Sibirien ... blühende Landschaft ...
... und uns begegnet ein Auto mit Ludwigsburger Nummernschild ...
russische Aussiedler auf dem Weg zu ihrer Mutter in Tomsk und sich sehr
wundernd, das wir die ganze Strecke mit dem Rad zurückgelegt haben.
Immer stärker wird der Verkehr ... was einerseits nicht so angenehm ist,
aber andererseits bedeutet, dass wir nach vor unserem nächsten
Etappenziel sind: Nowosibirsk.
Wir überqueren einen langen Fluss mit kurzem Namen und suchen ein Hotel.
Ist diesmal gar nicht so schwierig und beim Entladen unserer Räder hören
wir wieder mal eine deutsche Stimme ... ein Hamburger, der hier seit
zwei Jahren bei einer Bank arbeitet. Wir verabreden uns mit ihm zum
gemeinsamen Abendessen.
Ein richtig netter Abend, es gab viel zu erzählen.
7. Juli 2005
Ruhetag in
Nowosibirsk.
Dann geht es weiter über Kemerova nach Krasnojarsk.
Was die Reise betrifft, werden wir nur einen Tag in dieser Stadt
bleiben.
Was das Kalenderblatt betrifft, wird die Pause etwas länger sein, denn
es gibt mal ein paar Tage lang wieder andere Themen hier.
Danke, Hermes, dass Du (Ihr) diese Fahrt gemacht habt ... sonst gäbe es
diese tollen Kalenderblätter ja nicht :)).
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