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20. Oktober 2008


Mit dem Fahrrad nach Peking (21)

Die Seelenfarben-Reise 2008



Der Abend des


4. Juli 2005

Es wird ein Abend werden, der anders als andere Abende verläuft ... doch davon wissen wir jetzt, beim Zeltaufbauen, noch nichts.

Es raschelt ... da drüben ist jemand.
Ein Paar ... er und sie ... beide mit einer scharfen Klinge in der Hand.


Au wei !
Wird das das Ende unserer Reise sein ?
Werden wir das überleben ?


Nein ... wenn wir Gras sind ... denn Sergeij und Natalja schneiden Gras für ihre Kuh. Da wir aber nicht wie lange dünne Halme aussehen, geschieht uns nix. Außer, dass wir mit den Beiden ins Gespräch kommen.

Es hätte alles passieren dürfen, nur nicht ... das Sergeij sagt ... er sei Jäger. Denn Hermes ist ja auch Jäger ... und nun gehts los ... Hermes zeigt Sergeij ein Bild von einem toten Rehbock, an dem sie tagsüber vorbeigefahren sind ... dann wird gefachsimpelt ... und mehr.

In chronologischer Reihenfolge:

Zuerst bekommt Hermes einen Lehrgang im Sensen ...



... und stellt fest, dass Radfahren einfacher ist.

Nach einem Plauderstündchen mit Gerstensaft verabschieden sich Sergeij und Natalja erstmal, um zu Hause die Kuh zu melken und zu füttern. Doch die Beiden kommen wieder ... zu Viert. Denn sie haben einen Freund, den Iwan mitgebracht ... Iwan ist Deutschlehrer, ist das nicht toll ? Und seine Frau, Swetlana, ist auch dabei.

Die Zutaten für ein wunderbares Abendessen lauten: Bier, Fisch, Salat, Speck, Radieschen, Gurke, Brot.

Dann lädt Jäger 1 (russisch) Jäger 2 (deutsch) zur Bockjagd ein. Hermes lehnt ab, weil er keinen Jagdschein dabei hat ... doch Sergeij lacht nur und meint "Papiere ... was ist das ??". Beide fahren in die Abenddämmerung und lassen die Frauen am Zelt zurück. Hermes kriegt nun eine Einweisung in russische Automatikflinten, dann fahren sie weiter ... in Russland wird mit dem Auto gepirscht.

Ein Bock ... hurz ... kam nicht ... dafür wurde es schnell dunkel.

Querfeldein fuhr der Jeep
Querfeldein fuhr der Jeep in ein Sumpfloch
Der Jeep fuhr nicht mehr und steckte fest

Sergeij arbeitet heftig mit dem Spaten, um das Auto wieder flott zu kriegen ... Hermes schneidet derweil Schilf.

Zwei Männer stehen wadentief im Sumpf.
Insekten lieben Sümpfe.
Zwei von Moskitos zerstochene Männer stehen wadentief im Sumpf.

1 1/2 Stunden später war das Auto wieder frei und die Männer kamen am Zelt an - bocklos, stichreich, schlammwadig.

Derweil hatten die beiden Frauen und der Deutschlehrer Feuer gemacht und dabei nasses Gras verbrannt, denn dieser Qualm hält die Moskitos in Schach. Und dann wurde erzählt und erzählt ... Iwan spricht akzentfreies Deutsch, wie praktisch und erzählfreudig schön.

Hermes fragt Iwan "waren sie schon mal in Deutschland" ... Iwan verneint und Hermes meint trocken "ja, haben sie denn kein Fahrrad ??" ... schallendes russisches Gelächter hallt daraufhin durch die Nacht ... dieses Hallen war erst der Anfang ... es folgten russische Lieder am Lagerfeuer .... Swetlana sang dann ein trauriges Liebeslied und es wurde sehr still am Feuer. Die Männer summten leise dazu ... es war, als wenn die russische Seele weint ... eine besondere, melancholische, wunderbare Stimmung.

Um 3 Uhr morgens endete dieser denkwürdige Abend.


5. Juli 2005

Müde bin ich ... und fahr trotzdem fort. Was nicht einfach so passiert a la "steigen wir mal schnell aufs Rad und fahren los", sondern vorher müssen ...



... viele Dinge zusammengelegt, verpackt, angeschnallt werden, bis es überhaupt losgehen kann.

Wieder so ein heißer Tag ... erbarmungslos brennt die sibirische Sonne auf deutsche Radfahrer. Statt Väterchen Frost gibts heut Mütterchen Hitze. Oder ists die Tante ?? Egal ... irgendjemand war heute besonders nett und hat eingefädelt, dass wir an diesem tollen Café vorbeikommen ... dort konnte man sogar duschen und das lassen wir uns nicht zweimal sagen.

Abends gibts Arbeitsteilung ... die Frau des Hauses Zeltes baut dieses auf, während der Herr ins Dorf zum Einkaufen geht. Die Nacht findet wieder auf einer Wiese statt.


6. Juli 2005

Muht Hermes beim Rasieren ?
Nein, eine Kuhherde läuft, während der Herr sich rasiert, an ihm vorbei.
Schafe ebenfalls.
Schwein gehabt ? Nein, Schweine laufen auch in Russland nicht frei rum ... aber Kreuzottern ...



... wobei die ja nicht laufen, sondern schleichen. Oder schlängeln.

Zur Info: Kreuzottern sind giftig, aber sehr scheu, so dass es nur selten zu einem Biss kommt, denn vorher sucht die Schlange normalerweise das Weite. Damit ein Mensch das Zeitliche segnet, müsste die Schlange sehr in die Enge getrieben werden und es müssten auch noch 5 Schlangen gleichzeitig sein, damit die Dosis des Giftes tödlich ist.

Also, wenn Ihr eine Kreuzotter seht ... erst fotografieren, dann davonlaufen ;)).

Ausnahme: wenn Ihr Kind oder alt seid ... da ists dann etwas gefährlicher. Da heißt es dann "nicht fotografieren und in eine andere Richtung als die Schlange laufen".

Man "muss" ja auch keine Kreuzottern fotografieren, es dürfen auch Disteln sein:



Trotzdem es heute so heiß ist, fahren wir stattliche 95 Kilometer mit dem Rad ... über Straßen, die mal besser, mal schlechter waren ... bis zu unserer traditionellen Blumenwiese am Abend.


7. Juli 2005

I Osero ... das klingt so schön italienisch ... ist aber der Name eine Cafés in Russland, das wir nach 15 km Fahrt an diesem Tag erreichen. Innen siehts aber eher deutsch aus, denn es gibt ein Jagdzimmer und ein Deutsch-Drahthaar läuft um uns rum.

Sibirien ... blühende Landschaft ...



... und uns begegnet ein Auto mit Ludwigsburger Nummernschild ... russische Aussiedler auf dem Weg zu ihrer Mutter in Tomsk und sich sehr wundernd, das wir die ganze Strecke mit dem Rad zurückgelegt haben.

Immer stärker wird der Verkehr ... was einerseits nicht so angenehm ist, aber andererseits bedeutet, dass wir nach vor unserem nächsten Etappenziel sind: Nowosibirsk.

Wir überqueren einen langen Fluss mit kurzem Namen und suchen ein Hotel. Ist diesmal gar nicht so schwierig und beim Entladen unserer Räder hören wir wieder mal eine deutsche Stimme ... ein Hamburger, der hier seit zwei Jahren bei einer Bank arbeitet. Wir verabreden uns mit ihm zum gemeinsamen Abendessen.

Ein richtig netter Abend, es gab viel zu erzählen.


7. Juli 2005

Ruhetag in Nowosibirsk.
Dann geht es weiter über Kemerova nach Krasnojarsk.

Was die Reise betrifft, werden wir nur einen Tag in dieser Stadt bleiben.
Was das Kalenderblatt betrifft, wird die Pause etwas länger sein, denn es gibt mal ein paar Tage lang wieder andere Themen hier.

Danke, Hermes, dass Du (Ihr) diese Fahrt gemacht habt ... sonst gäbe es diese tollen Kalenderblätter ja nicht :)).



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