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27. November 2009


Mit dem Fahrrad nach Peking (47)

Die Seelenfarben-Reise 2009



9. September 2005

Verlassen sie bitte mit dem Fahrrad

sofort

die Autobahn



sagte der Polizist !!


Upps ... jetzt aber wirds ernst ... wir sollen runter ... von unserer geliebten Autobahn.


Was tun ?

Wir versuchens mal mit ... Gesten und Worten ... wir erklären dem Herrn, dass wir am Beginn der Autobahn gefragt hatten, ob wir drauf fahren dürfen und das wir schon 300 Kilometer lang drauf fahren.


Hmm ... wenigstens einen Teilerfolg können wir erringen ... der Polizist gestattet uns, bis zur nächsten Abfahrt weiterzufahren und dann erst die Autobahn zu verlassen.


Abfahrt Badaling ... das sagt mir gar nix und bestimmt auch den meisten von Euch nicht ...


... aber hier

... sehen wir sie

... die
große Mauer:



Ein Wunder ... ein großes Wunder ... eines der sieben Weltwunder.



Ehrfürchtig schauen wir zu den Steinen hoch ... und sehen die kleinen Menschen, wie sie auf den Spuren der Vergangenheit laufen.

Da ... wollen wir auch hin ... und die Göttin Fortuna ist uns hold, denn wir finden ein Plätzchen für unsere Fahrräder, wo sie mit Bewachung stehen können ... wie schön ... jetzt gondeln wir zur Mauer:



Fast wie im Allgäu ... nur die Hinweistafel wirkt irgendwie fremd *gg*.

Hier sind wir schon oben:



Ein Ausschnitt des obigen Bildes ...



... und hier zeige ich Euch mal, wie das genau war ...



... mit der Seilbahn sind wir angekommen ... dann unter dem Berg durchgelaufen und wo das "E" ist, ist auch der Eingang. Dann sind wir mittendrin ... direkt bei den Souvenirläden, die es auch hier gibt.



Mitten in China sieht es so aus, wie es an jedem anderen Touristenrummelort aussieht.

Allerdings ist das, was wir sehen, einmalig auf der Welt:



Fast 9000 Kilometer (!!) lang ... das größte Bauwerk der Welt. Sind aber keine 9000 durchgehende Kilometer, denn es gibt Lücken ... die Hauptmauer ist 2400 Kilometer lang ... auch schon Wahnsinn.

Leider ist es dunstig hier ... man sieht nur schemenhaft ...



... wie die Mauer immer weiter geht ... über die Berge durch die Täler über die Berge.

Links im Bild ... fast nicht sichtbar ... Moment, ich bearbeite das mal:



Da links ... geht die Mauer immer weiter und das ganz schön steil.

Wollt Ihr mal einen richtigen Eindruck haben, wie steil das ist ?

Wusste ichs doch ... bitte sehr:



Ja heidernei ... das gibt Wadenmuskeln, auch wenn man kein Fahrrad fährt.

Man sieht oben sehr schön, wo die Seilbahn ankommt ... und rechts dann den Ausgang.

Wer hier rum läuft, muss ganz genau auf seine Haxen aufpassen, denn manche Stellen sind ganz schön steil und wer will schon einen chinesischen Gips als Andenken haben.

Eines der Wunder der Welt ... eines von zwei Wundern, die man hier sehen kann. Das erste hat Stufen, Steine und Türme ... und das andere trägt ein rotes T-Shirt ;)).



Ja, doch ... Hermes ist auch ein Weltwunder ... denn er ist nicht, wie viele andere Touristen, hierher geflogen, sondern geradelt ... das soll ihm erst mal einer nachmachen :)).


Upps ... ist schon spät heute ... wir bleiben am Besten in Badaling ... und finden ein richtig schönes Zimmer, in das wir sogar die Fahrräder mitnehmen dürfen.



Und nun gehen wir erstmal schauen, was wir so zu Abend essen wollen ... auch da findet sich etwas Feines und zusätzlich haben wir einen richtig netten Abend mit den Wirtsleuten des Lokals ... hach ... :)).


10. September 2005

Frühstück ... wie ist das eigentlich so in einem chinesischen Hotel, in dem "kein" westliches Frühstück angeboten wird ... lohnt sich das denn, mal zum Frühstücken nach China zu fahren ?

Nee, nicht wirklich ... das chinesische Frühstück besteht aus:

- ganz weißen, gedämpften Hefestücken, weich und völlig unknusprig
- Kraut, ähnlich dem Sauerkraut ... aber es schmeckt nicht sauer, sondern sehr salzig
- eine Art Schmalzgebäck
- Tee

Da werden die meisten von uns auch ziemlich unknusprig bei einem solchen Frühstück.

Wir packen unsere Räder ... schieben sie aus dem Zimmer ...



... und stellen fest, dass Hermes Hinterrad platt ist.

Mist !! ... wieder alles abladen ... Rad ausbauen ...  hmm ... der Schlauch ist okay ... einbauen ... aufladen ...


... 
das Rad ist wieder platt !!    Also: Ventilwechsel *seufz*.

Irgendwann sind wir auch damit fertig ... da kommt ein Hotelangestellter vorbei und will unbedingt das Rad aufpumpen ... er darf.

Und wir dürfen irgendwann auch mal wieder losfahren ... wat sind wir heute frech !!

Denn ... wir fahren grad mal wieder in Richtung Autobahn ... vielleicht steht ja nicht an jedem Tag so ein neinsagender Polizist da rum ... ähemm ... wir kommen aber grad mal bis zur Mautstelle und dort heißt es dann "tut mil leid, solly, die Autobahn ist nichts fül Fahllädel".

Also müssen wir wieder nach Badaling zurück ... wie blööööd.

Noch viel blöder ...
der Reifen ist wieder platt.

Das ist ganz bestimmt die Strafe für unsere freche Idee, wieder Autobahn zu fahren ... nun müssen wir den kompletten Schlauch wechseln ... und haben

die
Faxen
dicke

Sooooo ein Hals ... aber was wir nicht wissen ... hinter jedem doofen Ding steckt auch was Gutes ... denn wir dürfen nach ein paar kurzen Steigungen eine wunderbare Passabfahrt machen ... und das auf erstklassiger Straße.





Welch eine Kulisse ... wir sind richtig froh, keine Autobahn zu fahren ... Mensch, was hätten wir da verpasst ... und: was haben wir alles verpasst, "weil" wir die Autobahn genommen haben ?

So schön hier ... beeindruckend ... immer wieder mal sehen wir die Mauer ... und einmal übersehen wir auch etwas ... nämlich die Abzweigung, die nach Peking führt. Also müssen wir wieder 2 Kilometer zurück radeln und dann gescheit abbiegen.

Noch ein kleiner Pass ... dann wurde das Land immer flacher ... Peking kam immer näher ... und wir fahren mal wieder auf einem Fahrradstreifen, der ignoriert und einfach als weitere Spur von den Autos genutzt wird.

Kreuz und quer fahren die Autos und so passiert, was wir befürchten:


Hermes wird
von einem aus einer Seitenstraße kommenden Auto
angerempelt.


Luft anhalten ... Atem stockt ... und wieder ausatmen ... Hermes ist nichts passiert ... außer, dass sich seine Lautstärke verstellt hat und er laut und wütend über den Rempelchinesen schimpft.

Der Fahrer war ja noch da und bekam das alles mit ... nun sind ja Chinesen eher nicht so groß ... und zusätzlich wurde dieser Chinese bei jedem Wort von Hermes kleiner und kleiner und musste sich zu allem Elend auch noch die Beschimpfungen der anderen chinesichen Autofahrer anhören. So ists recht, man rempelt nicht ungestraft einen Fahrrad-Weltreisenden.


Weiter gehts ... nun kommt der Stadtplan, den wir geschenkt bekamen, zum Einsatz ... er leistet uns wertvolle Dienste ... und so sehen wir um 17 Uhr in das Gesicht eines netten älteren Herrn ... zumindest hätten wir nie gedacht, dass wir den mal so sympathisch finden würden ... denn wir stehen ...



... am

Platz
des

himmlischen
Friedens



Wir sind angekommen !!!!


Schneller als wir uns freuen können, bildet sich um uns eine große Menschentraube ... wieder mal ;)). Wir kommen kaum nach mit den Beantworten der vielen Fragen (wie wars, wer seid ihr, sind die Fahrräder schwer, darf ich dich mal angreifen, wo kommt ihr her, wo seid ihr gefahren, hast du grad das Spätzle-Rezept dabei).

Großes Interesse ... noch größere Anerkennung ... es ist
ein wunderbares Gefühl, hier zu sein ... wir sind am Ziel unserer Reise ... 13.000 von zu Hause entfernt durchfährt uns ein ungeahntes Glücksgefühl, wir schweben auf Wolke sieben ... so lange, bis wir ...
 

...
ziemlich unsanft landen.

Die Polizei mal wieder ... sie löst die Menschenansammlung auf und fordert uns auf, den Platz mit unseren Rädern zu verlassen ... was wir mal lieber auch tun.

Aber eines kann uns auch die Polizei nicht nehmen ... einen letzten Blick zurück:



Hermes am Platz seines himmlischen Friedens :)).

Vielen Dank an alle, die zu dieser phantastischen Seelenfarbenserie beigetragen haben ... Hermes und seine Mitfahrerin ... die wunderbaren täglichen Aufzeichnungen, die Grundlage für meine Texte waren ... die Bilder ... und die vielen in Gedanken mitfiebernden und mitradelnden Seelenfärbler.

Es war eine

wunderbare
spannende
inspirierende
horizonterweiternde
bereichernde

und ungemein menschliche Reise ... es war schön, mitfahren zu dürfen :)).
 



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