Mit
dem Fahrrad
nach Peking (47)
Die Seelenfarben-Reise 2009
9.
September 2005
Verlassen sie bitte mit
dem Fahrrad
sofort
die Autobahn
sagte der
Polizist !!
Upps ... jetzt
aber wirds ernst ... wir sollen runter ... von unserer geliebten
Autobahn.
Was tun ?
Wir versuchens mal mit ... Gesten und Worten ... wir erklären dem Herrn,
dass wir am Beginn der Autobahn gefragt hatten, ob wir drauf fahren
dürfen und das wir schon 300 Kilometer lang drauf fahren.
Hmm ... wenigstens einen Teilerfolg können wir erringen ... der Polizist
gestattet uns, bis zur nächsten Abfahrt weiterzufahren und dann erst die
Autobahn zu verlassen.
Abfahrt Badaling ... das sagt mir gar nix und bestimmt auch den meisten von Euch
nicht ...
... aber hier
... sehen wir sie
... die
große Mauer:
Ein Wunder ... ein großes Wunder ... eines der sieben Weltwunder.
Ehrfürchtig schauen wir zu den Steinen hoch ... und sehen die kleinen
Menschen, wie sie auf den Spuren der Vergangenheit laufen.
Da ... wollen wir auch hin ... und die Göttin Fortuna ist uns hold, denn
wir finden ein Plätzchen für unsere Fahrräder, wo sie mit Bewachung
stehen können ... wie schön ... jetzt gondeln wir zur Mauer:
Fast wie im Allgäu ... nur die Hinweistafel wirkt irgendwie fremd *gg*.
Hier sind wir schon oben:
Ein Ausschnitt des obigen Bildes ...
... und hier zeige ich Euch mal, wie das genau war ...
... mit der Seilbahn sind wir angekommen ... dann unter dem Berg
durchgelaufen und wo das "E" ist, ist auch der Eingang. Dann sind wir
mittendrin ... direkt bei den Souvenirläden, die es auch hier gibt.
Mitten in China sieht es so aus, wie es an jedem anderen
Touristenrummelort aussieht.
Allerdings ist das, was wir sehen, einmalig auf der Welt:
Fast 9000 Kilometer (!!) lang ... das größte Bauwerk der Welt. Sind aber
keine 9000 durchgehende Kilometer, denn es gibt Lücken ... die
Hauptmauer ist 2400 Kilometer lang ... auch schon Wahnsinn.
Leider ist es dunstig hier ... man sieht nur schemenhaft ...
... wie die Mauer immer weiter geht ... über die Berge durch die Täler
über die Berge.
Links im Bild ... fast nicht sichtbar ... Moment, ich bearbeite das mal:
Da links ... geht die Mauer immer weiter und das ganz schön steil.
Wollt Ihr mal einen richtigen Eindruck haben, wie steil das ist ?
Wusste ichs doch ... bitte sehr:
Ja heidernei ... das gibt Wadenmuskeln, auch wenn man kein Fahrrad
fährt.
Man sieht oben sehr schön, wo die Seilbahn ankommt ... und rechts dann
den Ausgang.
Wer hier rum läuft, muss ganz genau auf seine Haxen aufpassen, denn
manche Stellen sind ganz schön steil und wer will schon einen
chinesischen Gips als Andenken haben.
Eines der Wunder der Welt ... eines von zwei Wundern, die man hier sehen
kann. Das erste hat Stufen, Steine und Türme ... und das andere trägt
ein rotes T-Shirt ;)).
Ja, doch ... Hermes ist auch ein Weltwunder ... denn er ist nicht, wie
viele andere Touristen, hierher geflogen, sondern geradelt ... das soll
ihm erst mal einer nachmachen :)).
Upps ... ist schon spät heute ... wir bleiben am Besten in Badaling ...
und finden ein richtig schönes Zimmer, in das wir sogar die Fahrräder
mitnehmen dürfen.
Und nun gehen wir erstmal schauen, was wir so zu Abend essen wollen ...
auch da findet sich etwas Feines und zusätzlich haben wir einen richtig
netten Abend mit den Wirtsleuten des Lokals ... hach ... :)).
10.
September 2005
Frühstück ... wie ist das eigentlich so in einem chinesischen Hotel, in
dem "kein" westliches Frühstück angeboten wird ... lohnt sich das denn,
mal zum Frühstücken nach China zu fahren ?
Nee, nicht wirklich ... das chinesische Frühstück besteht aus:
- ganz weißen, gedämpften Hefestücken, weich und völlig unknusprig
- Kraut, ähnlich dem Sauerkraut ... aber es schmeckt nicht sauer,
sondern sehr salzig
- eine Art Schmalzgebäck
- Tee
Da werden die meisten von uns auch ziemlich unknusprig bei einem solchen
Frühstück.
Wir packen unsere Räder ... schieben sie aus dem Zimmer ...
... und stellen fest, dass Hermes Hinterrad platt ist.
Mist !!
...
wieder alles abladen ...
Rad ausbauen ...
hmm ...
der Schlauch ist okay ... einbauen ... aufladen ...
...
das Rad ist wieder platt
!!
Also: Ventilwechsel *seufz*.
Irgendwann sind wir auch damit fertig ... da kommt ein Hotelangestellter
vorbei und will unbedingt das Rad aufpumpen ... er darf.
Und wir dürfen irgendwann auch mal wieder losfahren ... wat sind wir
heute frech !!
Denn ... wir fahren grad mal wieder in Richtung Autobahn ... vielleicht
steht ja nicht an jedem Tag so ein neinsagender Polizist da rum ...
ähemm ... wir kommen aber grad mal bis zur Mautstelle und dort heißt es
dann "tut mil leid, solly, die Autobahn ist nichts fül Fahllädel".
Also müssen wir wieder nach Badaling zurück ... wie blööööd.
Noch viel blöder ...
der Reifen ist wieder
platt.
Das ist ganz bestimmt die Strafe für unsere freche Idee, wieder Autobahn
zu fahren ... nun müssen wir den kompletten Schlauch wechseln ... und
haben
die
Faxen
dicke
Sooooo ein Hals ... aber was wir nicht wissen ... hinter jedem doofen
Ding steckt auch was Gutes ... denn wir dürfen nach ein paar kurzen
Steigungen eine wunderbare Passabfahrt machen ... und das auf
erstklassiger Straße.
Welch eine Kulisse ... wir sind richtig froh, keine Autobahn zu fahren
... Mensch, was hätten wir da verpasst ... und: was haben wir alles
verpasst, "weil" wir die Autobahn genommen haben ?
So schön hier ... beeindruckend ... immer wieder mal sehen wir die Mauer
... und einmal übersehen wir auch etwas ... nämlich die Abzweigung, die
nach Peking führt. Also müssen wir wieder 2 Kilometer zurück radeln und
dann gescheit abbiegen.
Noch ein kleiner Pass ... dann wurde das Land immer flacher ... Peking
kam immer näher ... und wir fahren mal wieder auf einem Fahrradstreifen,
der ignoriert und einfach als weitere Spur von den Autos genutzt wird.
Kreuz und quer fahren die Autos und so passiert, was wir befürchten:
Hermes wird
von einem aus
einer Seitenstraße kommenden Auto
angerempelt.
Luft anhalten ... Atem stockt ... und wieder ausatmen ... Hermes ist
nichts passiert ... außer, dass sich seine Lautstärke verstellt hat und
er laut und wütend über den Rempelchinesen schimpft.
Der Fahrer war ja noch da und bekam das alles mit ... nun sind ja
Chinesen eher nicht so groß ... und zusätzlich wurde dieser Chinese bei
jedem Wort von Hermes kleiner und kleiner und musste sich zu allem Elend
auch noch die Beschimpfungen der anderen chinesichen Autofahrer anhören.
So ists recht, man rempelt nicht ungestraft einen Fahrrad-Weltreisenden.
Weiter gehts ... nun kommt der Stadtplan, den wir geschenkt bekamen, zum
Einsatz ... er leistet uns wertvolle Dienste ... und so sehen wir um 17
Uhr in das Gesicht eines netten älteren Herrn ... zumindest hätten wir
nie gedacht, dass wir den mal so sympathisch finden würden ... denn wir
stehen ...
... am
Platz
des
himmlischen
Friedens
Wir sind angekommen !!!!
Schneller als wir uns freuen können, bildet sich um
uns eine große Menschentraube ... wieder mal ;)). Wir kommen kaum nach mit
den Beantworten der vielen Fragen (wie wars, wer seid ihr, sind die
Fahrräder schwer, darf ich dich mal angreifen, wo kommt ihr her, wo seid
ihr gefahren, hast du grad das Spätzle-Rezept dabei).
Großes Interesse ... noch größere Anerkennung ... es ist ein
wunderbares Gefühl, hier zu sein ... wir sind am Ziel
unserer Reise ... 13.000 von zu Hause entfernt durchfährt uns ein
ungeahntes Glücksgefühl, wir schweben auf Wolke sieben ... so lange,
bis wir ...
... ziemlich unsanft landen.
Die Polizei mal wieder ... sie löst die Menschenansammlung auf und
fordert uns auf, den Platz mit unseren Rädern zu verlassen ... was wir
mal lieber auch tun.
Aber eines kann uns auch die Polizei nicht nehmen ... einen letzten
Blick zurück:
Hermes am Platz seines himmlischen Friedens :)).
Vielen Dank an alle, die zu dieser phantastischen Seelenfarbenserie
beigetragen haben ... Hermes und seine Mitfahrerin ... die wunderbaren
täglichen Aufzeichnungen, die Grundlage für meine Texte waren ... die
Bilder ... und die vielen in Gedanken mitfiebernden und mitradelnden
Seelenfärbler.
Es war eine
wunderbare
spannende
inspirierende
horizonterweiternde
bereichernde
und ungemein menschliche Reise ... es war schön, mitfahren zu dürfen
:)).
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