Home

30. Januar 2011


Gedanken werden Worte ... Burkhard Jyschs

Gedankenkollektion 6

Heute:

Gedankenmalerei


Wie würdest du, Vincent, wohl die Löwenzahnwiese gemalt haben
mit ihren tausend kleinen Sonnenhoffnungen?
Ich erinnere mich an Gras, das du kreuz und quer gemalt hattest,
ähnlich deiner Schrift aus einem Brief an den Bruder,
in dem es um deinen Hunger ging.

---

Das perfekteste aller Bilder, so ist sich die Fachwelt einmal einig,
ist das, was im Kopf eines Menschen entsteht.
Dort hinein sehen zu dürfen ohne zu stören,
alles zu verstehen, ja selbst die Sprache des Schweigens ...

---

Um das Böse zu malen bediente sich der Künstler eines einfachen Tricks.
Das Bild zeigte einen Betrüger bei der Tat.
Besonders deutlich am glücklichen Gesicht des Opfers zu erkennen, das noch nichts ahnt ...

---

Um sich selbst zu malen, kann es nicht schaden,
ebenso fehlerhaft dabei vorzugehen wie die Natur es mit uns tat.
Was nutzt ein Bild, das einen Menschen zeigt, wie er vielleicht hätte aussehen können – fehlerlos.


---

Ein Pinsel ist doch nichts anderes als gebündelte Natur.
Weich, borstig, spitz oder haarfein, und wenn er meisterlich eingesetzt wird,
vollzieht er das, was der Meister ihm durch die Hand zuflüstert.

---

Während der Fotograf den glücklichen Moment erlebt,
wenn er das lebhafte, das sich bewegende, das wogende und fliehende anhält,
geht es dem Maler ganz ähnlich.
Nur nicht in einer tausendstel Sekunde.

---

Um einen See zu malen brauchst du kein Blau.
Kein See ist blau.
Er ist der Widerschein des Himmels.
Also mal einen Himmel auf Erden.


alle Gedanken: (c) Burkhard Jysch

 



zurück zur Kalenderblatt-Hauptseite

Kalenderblatt-Archiv