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15. Februar 2011

Fotos 1, 2, 4, 8 - Chintunglee / Foto 3 - David Wong / Fotos 5, 9 - Chinatravelsavvy / Foto 6 - Gzdavidwong / Foto 7 - Gwarp
Alle Lizenz: cc by sa 3.0

Ich löse mal wieder eine Sonntagskirche im Kalenderblatt auf,
weils ein bisschen mehr zu sagen und zu zeigen gibt.

Hier waren wir letzten Sonntag ...



... schon irgendwie seltsam ... gelle ?

Der rote Teppich, kein Schmuck, dafür Lautsprecher ... die aber wahrscheinlich Klimaanlagen sind.
Eine ehemalige Kirche, die nun Konzertraum ist ?

Ich wollte ja zuerst protestieren und sagen "selbstverständlich ist das eine Kirche
und kein Konzertraum und selbstverständlich finden hier Gottesdienste statt ..." doch
dann dachte ich ein wenig nach und kam zu dem Ergebnis: keine Ahnung.

Rückblende ... es war einmal das Jahr 1711 ... damals errichtete die britische Ostindien-Kompanie
so einige Handelsposten im fernen Osten und sogar in China ... einer davon war in der Stadt Guangzhou,
vielen unter dem Namen Kanton eher bekannt. Diese Stadt unterhielt viele Handelsbeziehungen,
mit Indien, Arabien ... irgendwie muss ja chinesische Seide und Porzellan dorthin
und auch nach Europa gekommen sein.

Kanton beschränkte das Recht von Ausländern, sich hier niederzulassen
und Lagerhäuser und Fabriken zu bauen, auf ein kleines Gebiet in der Stadt, das sich Shamian nennt.

Heute gibt es dort allerlei Generalkonsulate und viele Touristen, die die historischen Gebäude,
die Parkanlagen und Alleen besuchen ... Shamian gilt als einer der romantischsten Orte in Guangzhou (Kanton).

Hotel gibt es hier auch, eine Jugendherberge, Geschäfte mit Souvenirs und Raritäten
und viele historische Gebäude im Kolonialstil ... unter anderem auch dieses:

 

Die Menschen haben eigentlich schon immer dort, wo sie gelebt haben, ihre Kirchen errichtet
und so ist das auch hier in China passiert.

Und jetzt sehe ich ein Bild erst genauer ... und sage Euch: es findet hier doch ein Gottesdienst statt.
Oder zumindest das, was man sich unter ...



... Sunday Service vorzustellen hat.
Die Bibel wird auch gelesen ... eine kleine Oase des christlichen Glaubens in China.

Die Kirche nennt sich "Christ Church Shamian" und ist eine von drei christlichen Kirchen in der Stadt.

--

Es gibt noch eine "Church of Our Lady of Lourdes", auch in Shamian:



Innen sieht sie so aus:



--

Kirche Nummer drei ist die "Cathedral of the Sacred Heart", sie liegt in einem anderen Stadtteil.
Ihr deutscher Name ist "Herz-Jesu-Kathedrale" ... sie wurde von 1863 bis 1888
im Auftrag der Pariser Mission für französische Missionare erbaut und ist die Kathedrale
für das Erzbistum Guangzhou ... auch sowas gibt es.

Diese stattliche Kathedrale ...



... steht sogar auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China.

Innen sieht diese Kirche so aus:

Mit Touristenrummel ...



... und während eines Gottesdienstes:



Für mich war das ganz überraschend, dass es solche Kirchen in China gibt.

Wie ist das eigentlich mit diesem "Erzbistum" ?

Es wurde 1914 zum Bistum und 1946 zum Erzbistum erhoben.
Die eben gezeigte Kathedrale ist der Bischofssitz.

Es gibt in dieser Provinz ca. 20.000 Katholiken, was 0,4 % der Bevölkerung entspricht.
Ca. 60 Priester gibt es auch ... aber ganz so einfach ist das christliche Leben auch wieder nicht.

Der Bischof, der aus Hong Kong stammende Jesuit Tang Yee-ming
wurde 1958 gefangen genommen ... und erst 1981 wieder freigelassen,
damit er eine notwendige Krebsbehandlung in Hong Kong erhalten kann.

Dort wurde er zum Erzbischof geweiht und kam nie mehr nach Kanton zurück.
China ernannte nämlich einen anderen zum Chef des Bistum.
Der wurde wiederum nie vom Vatikan anerkannt ... erst bei seinem Nachfolger passte das wieder.
Der nächste Erzbischof ist auch noch der aktuelle ... Erzbischof Joseph Gan Junqiu.

Ziemlich erstaunlich, was man so erfährt, wenn man sich auf
katholischen Spuren ins ferne China begibt.
 



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