Heute:

Gerlinde, Rand der sächsischen Schweiz

(63, verheiratet, 5 Kinder, 6 Enkel)

1. Freust Du Dich auf das Weihnachtsfest ?
JA !!!!
2. Verbringst Du das Weihnachtsfest mit der Familie oder bist Du alleine ?
Wir werden als Familie zusammen sein - aber es können nicht alle fünf Kinder da sein.
3. Ist für Dich die Adventszeit eine Zeit der Besinnung und Erwartung ? Kannst Du Dir die Muße dafür nehmen ?
Es ist eine Zeit der Besinnung und Erwartung, aber auch eine Zeit voller Aufgaben. Manchmal ist es schwer, sich diese Zeit zu nehmen.
Manchmal kann man sie auch mit Aufgaben koppeln: Mutter im Pflegeheim zu besuchen, bedeutet auch, Zeit zu haben, in einem Andachtsheft zu lesen, miteinander zu singen.
4. Wirst Du Plätzchen backen (wenn ja, welche Sorten) ?
Eher nicht. Wenn ja, dann sind es die vorgefertigten Keksteige.
5. Schreibst Du noch Weihnachtskarten mit Hand ?
Ja.
6. Wird es bei Dir/Euch in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum geben ?
Das weiß ich noch nicht so genau - wenn mein Mann den Berg aufbaut, reicht der Platz nicht für einen Weihnachtsbaum.
7. Wenn ja ... wie wird er geschmückt sein (wie immer ? ... Farbe, welche Lichter, welche Spitze) ?
Mit weißer Lichterkette, bunten Kugeln und Lametta - keine besondere Spitze.
8. Wer kauft denn den Baum und wer schmückt ihn ?
Wenn, dann kaufen wir ihn gemeinsam - mein Mann schmückt ihn.
9. Kannst Du Dich an einen Weihnachtsbaum mit echten Kerzen erinnern ?
Ja, ich meine, erst nach 1965 gab es bei uns (bei den Eltern) die elektrische Beleuchtung.
10. Schenkt Ihr Euch etwas ? Wenn ja ... hast Du die Geschenke schon oder kaufst Du sie erst kurz vor Weihnachten ? Sind Geldgeschenke/Gutscheine einfallslos ?
Als Ehepaar schenken wir uns - wenn überhaupt - eine Kleinigkeit. In erster Linie bekommen die Enkel Geschenke - wir haben sechs Enkel; diese Geschenke liegen seit September hier. Prinzipiell halte ich Geldgeschenke und Gutscheine nicht für einfallslos.
11. Wie wird der Heilige Abend ablaufen ?
In diesem Jahr spielt keines der Familien-Mitglieder beim Krippenspiel mit. Das macht die Zeit etwas ruhiger.

Der Sohn, der seine Wohnung hier im Haus hat, bläst im Posaunenchor mit - die Posaunen begleiten das 1. Spiel um 15.00 Uhr. Anschließend blasen sie noch zum Abschied und zur Begrüßung - denn um 17:00 Uhr beginnt das 2. Spiel.

Die Familie wird sich teilen - ein Teil geht zum ersten Gottesdienst, der andere Teil zum zweiten. So ist unser Haus nicht längere Zeit ganz leer.

Von unseren fünf Kindern werden drei am Heiligen Abend da sein, dazu unser jüngstes Enkelkind.

Gegen 19:00 Uhr werden alle bei uns sein und gemeinsam zu Abend essen. Traditionell gibt es Kartoffelsalat mit Würstchen - ob Bratwurst oder Wiener, das wird noch entschieden. Ein kleines Kompott - je nach Wunsch und Zeit - Pudding (so richtig gekocht wie früher) mit Vanillesoße oder Obst oder Eis. Während wir in der Küche alles aufräumen, ist mein Mann in der Weihnachtsstube verschwunden (das Wohnzimmer wird etwa ab 4. Advent von den Kindern nicht mehr betreten - früher mit abschließen erzwungen, heute bleibt die Tür unverschlossen - aber sie wollen sich überraschen lassen).

Wird an die Wand geklopft, wissen alle: Wir dürfen kommen!

Der Jüngste voran, geht es in die Weihnachtsstube: In der Schrankwand dreht sich die Spieldose und spielt "Stille Nacht, heilige Nacht" alle suchen sich dabei leise ein Plätzchen, sehen sich immer wieder staunend im Zimmer um.

Die Jüngeren schauen unauffällig, ob da nicht irgendwo ein Geschenk zu entdecken oder zu erahnen sei. Ist die Spieldose abgelaufen, wünschen wir uns ein gesegnetes Weihnachten und endlich gibt es die Geschenke.

Manchmal sind sie auf einem Tisch aufgebaut, manchmal kommen Pakete mit der Post (von denen, die Weihnachten nicht daheim sein können), die wir dann alle gemeinsam auspacken. Es sind selten große Geschenke, meistens abgelauschte kleine Wünsche oder Basteleien oder Handarbeiten oder ganz liebe Briefe.

Die Hauptsache an Weihnachten ist die Geburt Jesu - die Liebe Gottes, die uns zu Königskindern macht.

Als die Kinder jünger waren, haben wir gemeinsam zur Gitarre gesungen. Heute mögen sie das nicht mehr so sehr. Wir erzählen fröhlich miteinander - und dann gehen die Kinder nach Hause.

Das Enkelkind (10 Jahre), das mit hier im Ort wohnt, freut sich auf den Morgen des 1. Feiertages. Denn in der Nacht wird ihm das Christkind die Geschenke bringen ... und wenn er da zu spät zu Bett geht, kann es ihm die Geschenke nicht bringen (ich staune jedes Jahr, wie er diese Geschichte genießt).

Bei gutem Wetter und sicheren Straßen könnte es sein, dass sich am 1. Feiertag ein Teil der Familie gegen 3:00 Uhr auf den Weg ins Erzgebirge begibt. Um 5:00 Uhr beginnt die Christmette mit der Aufführung des Großolbersdorfer Krippenspieles im Heimatort meines Mannes.

Wer wirklich fährt, entscheidet sich manchmal erst beim Klingeln des Weckers um 2:30 Uhr :)).

Gegen 8:00 Uhr, spätestens 9:00 Uhr sind wir zurück und können gemeinsam frühstücken.

Um 10:00 Uhr ist der Weihnachtsgottesdienst in unserer Kirche - wer früh nicht ausgeschlafen hatte oder im Posaunenchor bläst, wird dabei sein.

Dieses Jahr gibt es das Mittagessen in einer Gaststätte - dazu reist auch unsere Tochter mit Familie aus der Oberlausitz an. Während sich die "Älteren" viel zu erzählen haben, nutzen die Jungs die Kegelbahn.
12. Gehst Du am Heiligen Abend in die Kirche ?
Ja.
13. Dein Wunschwetter für das Weihnachtsfest ?
Das Wetter ist mir relativ egal. Glitzerlicht und Schneeflocken sind heimeliger als Matschwetter - aber am Wetter mache ich Weihnachten nicht fest. Für die Fahrt ins Gebirge sind trockene Straßen das Optimale.
14. Kannst Du das Weihnachtsfest genießen oder ist das eher Stress für Dich ?
Ich kann Weihnachten genießen - auch wenn es manchmal mit viel Planung und viel Arbeit einhergeht. Das Fest ist jetzt, wo die Kinder groß sind, viel weniger anstrengend.
15. Bekommt dein Haustier auch ein Geschenk zu Weihnachten?
Da wir keine Haustiere mehr haben, gibt es auch kein Geschenk. Früher bekamen Meerlis und Zwergkaninchen ein Extra-Leckerli zu Weihnachten.
16. Singt Ihr gemeinsam Weihnachtslieder ?
Wenn wir bei meiner Mutter im Heim gemeinsam feiern, werden die alten und neuen Weihnachtslieder gesungen - daheim kann ich die Familie nicht mehr wirklich überreden.
17. Gibt es ein Lieblingsweihnachtslied ?
Es gibt so viele schöne Weihnachtslieder, da kann ich mich kaum festlegen - "Adeste fideles" höre ich sehr gern, "Ihr Leitla, freit eich alle" singe ich lieber selbst (Erzgebirgisches Weihnachtslied).
18. Ist Weihnachten bei Euch ein friedliches Fest (oder gab es auch mal Streit und Ärger) ?
In reichlich 43 Ehejahren gab es nicht nur friedliche Weihnachtstage ... aber die friedlichen sind in der Mehrzahl :)).
19. Welche/s Weihnachtslied kannst du mit mindestens 3 Strophen textsicher singen ?
Viele: Kommet ihr Hirten, Vom Himmel hoch, da komm ich her; Es ist ein Ros' entsprungen; Stille Nacht; O du fröhliche; Morgen kommt der Weihnachtsmann; Morgen, Kinder, wird's was geben; Weihnachten is, stille Nacht; Leise rieselt der Schnee; Alle Jahre wieder ...
20. Hast Du schon eine Idee, was es an den drei Tagen zu essen geben wird ?
Vorstellungen habe ich - erst mal sehn, ob der Fleischer meine Wünsche erfüllen wird. Sicher sind Rouladen und Kaninchenschenkel dabei.
21. Kannst/Könntest einen Heiligen Abend alleine gut aushalten ?
Ich weiß es nicht - aber ich glaube, es fiele mir sehr schwer.
22. Bist Du schon mal über das Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ?
Nein.
23. Was würdest du einem Kind antworten, wenn es dich fragt "Wie bringt das Christkind die Geschenke in das verschlossene Zimmer?" ?
Das ist das Geheimnis des Christkindes!
24. Wie lange darf es bei Dir Weihnachten sein (wann werden die Weihnachtssachen weggeräumt) ?
Am ersten Advent beginnen wir ganz langsam mit Fensterbeleuchtung, dem Adventsstern und einer brennenden Kerze auf dem Leuchter - und jeden Sonntag wird es etwas mehr ... von Weihnachten bis 6. Januar strahlt die Stube von Lichtern und Figuren, vor allem aus dem Erzgebirge. Ab Mitte Januar bis Maria Lichtmess 2. Februar wird ganz langsam weggeräumt. Der Stern war das erste, was aufgehängt wurde und wird auch das letzte sein, was in der Weihnachtsecke auf dem Boden verschwindet.

Vielen Dank, Gerlinde, für dieses Interview :)).

 

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