Fotos: 1 Wikiolo, 2 Andrew Bossi, 3 Steve Collis, 4 ErwinMeier - alle Lizenz cc by sa 4.0
Home

4. März 2018


Wenn ich das Innenraum-Bild der heutigen Kirche einfach so zeige,
dann gibt es ein paar wenige, die "sitzen, sehen und staunen" sagen.
Und es wird recht viele geben, die "nix wie raus" sagen und "ich lauf dann mal eine Runde
um den Block" oder auch "in so einer Kirche kann ich keine Andacht finden".

Und das, obwohl das eine bedeutende Kirche ist.
Und eine Kirche, die von Touristen gezielt angesteuert wird.
Ganz sicher haben einige Seelenfärbler diese Kirche schon gesehen.

Ja, beten wird schwer werden ... dazu gibt es zu viele visuelle Eindrücke.

Der bayerische Autor und Kabarettist Jörg Maurer hat das sehr schön gesagt:
"Dieses Gebäude ist sozusagen eine Kurzfassung des bayerischen Wesens ... hier drinnen versteht man Bayern am schnellsten.
Die Kirche wurde 1733 gebaut und gestaltet, ohne kirchliche oder weltliche Auftraggeber,
nur für den Eigenbedarf ... dieses Eigenständige, Eigenbrötlerische führt zum Kern des bayerischen Wesens.
Den Erbauern ging es wohl weniger um Andacht und stille Einkehr, sondern um
Repräsentation, Größe, Pathos, Muskelspiel sowie üppige Dekoration und das alles auf engsten Raum.
Richtig in sich versinken und still beten kann man hier weniger, eher geblendet staunen und den Kopf schütteln.
Nach dem Besuch dieser Kirche versteht man die Einheimischen ein bisschen besser.
Nicht viel, aber ein bisschen. Das ist schon einmal ein Anfang."

Drehen wir doch mal die Zeit um fast 300 Jahre zurück ... zwischen 1729 und 1733
konnte einer der späteren Erbauer ein paar neben seinem Wohnhaus gelegenen Grundstücke kaufen.
Darauf sollte eine Art Privatkapelle gebaut werden.
Deren Altar er durch ein Fenster seines Privathauses sehen konnte.

Weil die Kirche nicht durch kirchlichen Auftrag errichtet wurde, sondern als Privatkirche
zur Ehre Gottes und dem Seelenheil der Baumeister, konnte diese ganz unabhängig bauen
und niemand konnte ihnen reinreden.

1733 war Grundsteinlegung ... 1746 wurde die noch unvollendete Kirche geweiht.

Und dann war es aber schnell aus mit "privat" ... denn die Bevölkerung protestierte
und wollte, dass die Kirche öffentlich zugängig wird.

Von außen sieht man nicht viel ... die barocke Fassade ist
in die Häuserflucht der Sendlinger Straße eingebunden:



Die Kirche entstand auf engstem Raum, das Grundstück ist nur 22 mal 8 Meter groß.

Umso erstaunlicher ist die Leistung der beiden Baumeister, denen es gelang,
in dem zweistöckigen Innenraum Architektur, Malerei und Plastik harmonisch zu verbinden.

Ob das Ihr als Betrachter gleich auch so empfindet, da bin ich gespannt.
Es ist natürlich sehr schwierig, in einer so engen Kirche ein Bild zu fotografieren,
das den Innenraum realistisch wiedergeben kann.

Was fast gar nicht geht, ist das Einfangen der gelungenen indirekten Lichtführung,
weil halt fast alle Fotos nur mit Blitzlicht gemacht werden.
Dadurch werden natürlich auf den Bildern auch hell/dunkel und die Farben beeinflusst.

Der Innenraum der Kirche ist vertikal in drei Abschnitte gegliedert,
die in der Helligkeit von unten nach oben zunehmen.

Der unterste Abschnitt mit den Bänken für die Kirchenbesucher ist relativ dunkel gehalten
und symbolisiert in der Gestaltung die Leiden der Welt.
Der zweite, darüber gelegene Abschnitt ist weiß und bläulich gehalten und dem Kaiser vorbehalten.
Der oberste Abschnitt mit der indirekt und verdeckt beleuchteten Deckenmalerei ist Gott und der Ewigkeit gewidmet.

Schauen wir uns doch diese Deckenmalerei mal an:



Oben habe ich nur "Erbauer" gesagt und auch den Kirchennamen noch nicht verraten,
nun löse ich auf ... wir sind in München ... die Erbauer waren die Gebrüder Asam und das ist auch die Asamkirche.

Der Innenraum, normal fotografiert, ohne Weitwinkel:



Man bekommt natürlich einen viel besseren Eindruck, wenn man selbst die Kirche besucht.

Ein bißchen mehr vom Innenraum zeigt diese Weitwinkelaufnahme:



Es gibt insgesamt sieben Beichtstühle mit allegorischen Darstellen,
da Egid Quirin Asam diese Kirche als Beichtkirche für die Jugend konzipiert hat.

Wir sehen eines der bedeutendsten Bauwerke der Gebrüder Asam,
der beiden Hauptvertreter des süddeutschen Spätbarocks.

Willkommen in der Sonntagskirche von Seelenfarben :))
Deine Gedanken zu diesem Kircheninnenraum ?
 



zurück zur Kalenderblatt-Hauptseite

Kalenderblatt-Archiv