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24. August 2018


Achtung, im Text kommt Mark vor.
Und Flüssignahrung, 40%ig.
Und Baguette.

Ich glaube, Burkhard Jysch erzählt uns eine Geschichte von damals.

Als er mit einem Pfeil und zwei Kumpels auf Urlaubssuche war.

Viel Spaß :)).


Auf Urlaubssuche ... Burkhard erzählt (bzw. erinnert sich):

Auf der weltweiten Suche nach einem Urlaubsort kaufe ich mir ein Welt Poster, und hefte es an die Wand. Im korrekten Abstand, wie bei den Profis, markiere ich den Fußboden mit einem gelben Klebeband. Zur Auswahl, wo es denn hin geht, genehmige ich mir drei Dartpfeile, die das Ziel markieren. Zur Unterstützung lade ich mir zwei meiner besten Freunde ein, die quasi Notarfunktion übernehmen, damit nicht geschummelt wird. Vielleicht, so sagen sie, würden wir ja zu dritt fliegen/fahren ... .

Zum Abendessen vor dem ersten Wurf gibt es Flüssignahrung im 40% Bereich, dazu ein Baguette und Musik von Leonard Cohen.

Mir werden schließlich die Augen verbunden. Zuvor sehe ich mir natürlich meine Wunschecken genau an. Wer schlägt sein Zelt schon gern in der Sahara auf? Zur Verfügung habe ich 3 Wochen und 800 Mark, die mir ein unvorsichtiger Käufer für meinen Käfer bezahlt hat. Es gibt drei Pfeile, um auszuschließen, dass einer oder alle davon im Wasser niedergehen, was ja auf dieser Welt nicht unwahrscheinlich ist. Dann würde ich nochmal werfen dürfen, und nochmal, und nochmal, bis ich auf Land treffe ... .

Als absolutes Wunschziel, quasi die 20, merke ich mir die Lage von Hawaii. „Damit du es nicht so einfach hast“, höre ich durch den Schal, „drehen wir dich um.“ Nach zwei Umdrehungen nehme ich den Pfeil und feuere ihn Richtung Hawaii. „Nochmal!“ Ich darf erst dann den Schal abnehmen, wenn ich einen Urlaubsort und keine Bohrinsel getroffen habe.

Ich bekomme einen Schluck Zielwasser und beiße vom Baguette.

„Weiter!“ Der erste Durchgang ist betrüblich. Hawaii zu treffen ist ebenso schwierig wie Wildeshausen, obwohl es da Ferienwohnungen und sogar Kühe gibt.

Wer einmal auf die Welt gezielt hat, wird wissen, wo Sibirien liegt, nicht gerade das Urlaubsgebiet. Pfeil Nummer 4 geht auf Landmasse. Sofort nach dem Wurf wird mir der Schal abgerissen. Der Volltreffer erweist sich am Stadtrand von Bremen, meinem damaligen Wohnort. Dazu brauche ich keine drei Wochen Urlaub, und könnte abends im eigenen Bett schlafen, ohne Anfahrt mit der Bahn. Der Pfeil wird von mir als ungültig erklärt, was auch die beiden „Notare“ bestätigen.

Ein weiterer Schluck und Suizidsong von Leonard, sowie nach zwei weiteren Umdrehungen höre ich, wie der Pfeil die Welt verfehlt und in den Türrahmen schlägt. Dafür haben wir keine Regelung. Er wird als ungültig gewertet.

Ich habe noch einen dünneren Schal, der immerhin etwas mehr Licht in die Sache bringen würde. Notariell abgelehnt.

Gegen 2 Uhr in der Nacht, nach 34 Löchern, und nur noch ganz wenig Baguette sagt ein Notar, dass er „auma werenf“ will. Nach der Verschalung bestätigen wir ihm mit neuer notarieller Besetzung die Autorisierung des Wurfes, und die unabdingbare Erfüllung des Reisewunsches, indem wir ihn auf Leber und Tod begleiten werden.

Ausgeschlossen jetzt aber Länder, in denen Alkoholverbot herrscht oder keine Baguettes.

Sein erster Pfeil kommt zurück, da er auf den Metallrahmen eines meiner Bilder prallt, das etwas seitlich der Welt aufgehängt ist. Er wird nach notarieller Abstimmung als ungültig erklärt. Die Statistik zählt 32 Wasserwürfe und einmal unbewohnte Insel.

Der zweite Pfeil ist gefährlich. Er trifft auf Land. Gemeinsam schlingern wir uns an die Karte. Der eine meint, dass das Ziel in Afrika liegen muss, der andere ortet es weiter südlich. Ich schlage vor die Welt umzuhängen, da sich immer gleiche Urlaubsfehler eingeschlichen haben. Entweder Wasser oder Bilderrahmen.

Dann aber doch ein Treffer! Ein beschaulicher Ort im Jemen. Leber eins, zwei und drei melden Bedenken an. Der Einwand schließlich, dass der Jemen keine Baguettes backt, bringt Entwarnung.

Die pure Angst in den Schwarzwald fahren zu müssen oder in die Rhön, lässt uns noch einmal die Sache überdenken. Eine frische Welt soll aufgehängt werden, und beim nächsten Mal sollte etwas mehr Baguette und so gereicht werden...
 



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