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11. Juni 2019


Weil es ein paar interessante Sachen zu erzählen gibt ... gibts die Auflösung der Sonntagskiche ...



... diesmal im Kalenderblatt.

Es ist kein Witz ... wir sind in Hosterwitz.

Damals ein Kirchdorf ... um 1200 soll da mal eine hölzerne Kirche gestanden haben.
Seit 1406 weiß man offiziell von einer Kirche, damals wurde ein Pfarrer urkundlich erwähnt.

1495 wurde eine neue Kirche gebaut ... ein spätgotischer Hallenbau.
Ein schlichtes Rechteck und niedriger und kürzer als die heutige Kirche.
Ohne Emporen und nur mit wenigen Fenstern.
1500 wurde die Kirche auf den Namen "Maria am Wasser" getauft.
Sie wurde als Fischer- und Schifferkirche genutzt und war in der Anfangszeit ein Wallfahrtsort.

Um 1680 rum entsprach die Kirche nicht mehr den Anforderungen der Zeit,
also wurde die Kirche barock umgebaut.

Ab 1698 wurde gesammelt für den Neubau ... 1700 Taler sollte er kosten.
Die Leute zahlten auch ... und das Geld lagerte in der Kirche.

Es kam der 26. August 1702 ... da kam eine Räuberbande, brach in die Kirche ein,
klaute das Geld, wertvolles Kirchengerät und demolierte die Kirche.
12 Jahre später fasste man die Bande ... Rübe ab.
Aber das nutzte im Jahr 1702 nix ... das Geld war futsch, die Kirche immer noch alt.

Man trieb nun die Kirchenschulden ein ... 700 Taler ... es fehlten aber immer noch 1000.

Die musste man sich 1704 leihen ... und es sollte bis 1732 dauern, bis die Schulden wieder beglichen wurden.

Aber der Umbau konnte nun beginnen ... Teile wurden angebaut,
die Kirche bekam einen von südlichen Barockbauten beeinflussten Zwiebelturm.

Es ging aber noch weiter mit den Umbauten ... 1741 gab es umfassende Dach- und Turmsanierungen,
1774 wurde der Kircheninnenraum erheblich umgestaltet, da wurde auch die Kanzel am Altar angebracht.

Ein Bild von 1850:



Das Wasser, das ist die Elbe.
Maria am Wasser ist also Maria an der Elbe.

Und der damals noch eigenständige Ort Hosterwitz ist heute ein Stadtteil von Dresden.

Was 1945 in Dresden los war, weiß ja jeder ... aber, oh Wunder, bei der
Bombardierung von Dresden blieb diese Kirche unbeschädigt.
Um dann drei Monate später von einer Brandbombe getroffen
und leicht beschädigt zu werden ... Wunder Ende.

1972 wurde die Kirche innen restauriert und bekam wieder die originale Farbgebung in weiß.

Ein Bild von 1990 ...



... als würde die Kirche den Betrachter mit drei Augen anschauen.

Es kam 2002 ... und das Jahrhundert-Hochwasser der Elbe.



Die Kirche stand mehrere Tage zwei Meter unter Wasser:



Ein gutes Jahr dauerte es, bis die mit Spenden und durch zahlreiche Helfer
restaurierte Kirche wiedergeweiht wurde und nun wieder freundlich blinzeln kann:



Schauen wir uns doch mal den Altar genauer an:



Rechts im Bild sehen wir den Taufstein ... es gibt einen alten aus dem Jahr 1500,
der auch noch in der Kirche steht, aber nicht mehr genutzt wird.
Dieser hier im Empire-Stil kam 1930 in die Kirche, aber er ist viel älter,
er wurde für die Kirche in Lichtenstein geschaffen, irgendwann restauriert
und hierher nach Hosterwitz versetzt.

Ich zeige auch noch die beiden schönen Fenster:

  

Ich zeige Euch auch noch die Orgel und den Blick vom Altar aus:



Rund um die Kirche ist ein alter Kirchhof, ein Friedhof.

An der Friedhofsmauer hängt dieses Kuriosum:



Das ist der "Schnuff-Stein" ... steht auch drauf:



Das ist ein Epitaph ... ein/e Grabdenkmal/-inschrift an einer Kirchenwand oder einem Pfeiler.

Und dieser hier ... das kam so.

Carl Maria von Weber, ein berühmter Komponist, war mit seiner Frau in Hamburg
und kaufte einem Matrosen einen Kapuzineraffen ab.
Er nannte ihn "Schnuff Weber" ... das Äffchen war an seiner Seite
in den Hamburger Tagen und auch später in Dresden.
Vor allem in Dresden sorgte Herr Weber mit seinem Affen für Aufsehen.

Diesem zahmen Affen widmete nach dessen Tod der Bildhauer Joachim Zehme
einen Epitaph, dessen Nachbildung heute versteckt in der Mauer der Hosterwitzer Kirche zu finden ist.

Weitere Infos zur Sonntagskirche kann man hier nachlesen.
 



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