Fotos: Henry Flower, An-d, Mattes (Lizenz cc by sa 3.0)
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15. Januar 2021


Wenn man hier in Deutschland bzw. Europa sich ein
schaffe schaffe Häusle baut, dann braucht man viel Geld.

Wenn man das hat, geht man über Planung
zur Ausführung bis zum Einzug.

Man muss sich dabei vielleicht über die Handwerker ärgern,
aber man muss keine Geister beschwören.

Ganz anders in Thailand.

Dort gibt es zahlreiche "Phi" ... so nennt man dort die Geister.
Die Phi sind Teil des täglichen Lebens und haben Einfluss auf den Lauf der Welt.

Innerhalb der Phi gibt es die Gruppe der "Phra Phum"-
"Phum" entspricht dem Wort Erde, "Phra" bedeutet ehrenwert bzw. respektvoll.

Dies sind Schutzgeister, die überall wohnen
und natürlich auch auf dem Grundstück, auf dem das Haus gebaut werden soll.

Baut jetzt der Mensch dort ein Haus ... verlieren die Phra Phum ihre Heimat.
Darum muss man sie beschwichtigen und stellt ein Ersatzhäuschen auf.

Diese nennt man San Phra Phum.

Diese Häuschen kann man kaufen:



Und sie stehen nicht nur auf dem Grundstück von Privathäusern,
sondern auch vor Läden und Büros ... und vor diesem BMW-Händler:



Es wäre ja kein Problem, wenn man so ein Häuschen einfach in den Garten stellt und gut ist.
Dem ist aber längst nicht so ... es gibt da schon einiges, das zu beachten ist.

1. das Geisterhaus steht vor dem Haus, darf aber nicht in seinem Schatten stehen.

2. Vor dem Aufstellen errechnet ein Priester einen astrologisch günstigen Zeitpunkt,
an dem das Haus aufgestellt werden soll.

3. Im Rahmen einer Zeremonie wird das Geisterhaus eingeweiht.

4. Das Haus wird mit Figuren bestückt, die nach festgelegter Reihenfolge und Platzierung aufgestellt werden.
Es sind Figuren ... die Tänzer (für die Unterhaltung des Geistes),
Bedienstete und verstorbene Familienangehörige darstellen.
Bunte Bänder und Lotuskränze schmücken das Haus.

5. Ganz wichtig, der Erdgeist muss sich in seinem neuen Haus wohlfühlen,
also muss das attraktiver gestaltet sein als das Hauptgebäude.
Dazu werden im Häuschen regelmäßig Opfergaben deponiert.
Reis, Schnaps, Wasser, Limonade, Obst, Blumen.
Spätestens alle zwei Wochen werden solche Gaben ins Haus gestellt.
Und man entzündet öfter mal ein Räucherstäbchen.

6. Ist ein Geisterhäuschen zerstört oder unbrauchbar
und durch ein neues ersetzt worden, dann wird das alte
auf einen Geisterhäuschen-Friedhof gebracht.

Nun noch ein paar Tipps für Häuslebauer und -besitzer in Thailand.
Und in Kambodscha und Teilen von Laos und Vietnam,
denn dort gibts auch die Geister.

- immer über die Türschwelle steigen, nie drauf treten,
denn dort wohnt der Schwellengeist.

- war ein böser Besucher da, dann bannt man seinen Geist,
indem man bis zur Grundstücksgrenze Wasser verspritzt,
den ganzen Weg, den der Besucher genommen hat.

- nie eine Bougainvillea im Garten pflanzen,
denn das ist eine Totenpflanze, die nur in der Nähe
von Krematorien wachsen sollte.

- nie ganz in weiß oder ganz in schwarz gekleidet sein,
denn das sind die Farben von Geistern.

- wie schützt man sich gegen unerwünschten Geisterbesuch ?
Durch rote Hemden auf der Wäscheleine.


 



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