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15. August 2023




Die Aufgabe ist:

(Du sagst mir, wo ungefähr du wohnst und ich suche dir eine Straße aus,
die ich nicht kenne und du vielleicht auch nicht.
Du fährst dorthin, steigst aus dem Auto aus oder vom Fahrrad,
stellst den Timer auf dem Handy und dann hast du 30 Minuten Zeit, zu fotografieren.
Von all den Bildern suchst du dann 10 aus, die ich zeigen werde.)

In dieser Folge:

Angelika V.

Ich lasse Angelika einfach mal erzählen:



Was für eine herrlich verrückte Aktion! :))

Schuhe nass, Rock nass bis auf die Unterhose,
fast 9000 Schritte an dem Tag gelaufen, 86 Stufen hoch gestiegen,
unzählige Brücken überquert und total happy wieder zu Hause angekommen.
Nun mach ich mir erstmal einen heißen Tee und suchte die Bilder. :).



Unter anderem haben mich die Wetteraussichten für diese Woche dazu veranlasst.
(Anmerkung Engelbert: gemeint ist die Woche rund um den 1. August)

Und ich hatte total Lust darauf, diese mir unbekannten Straßen zu erkunden.



Ich war unglaublich neugierig, wo Engelbert mich wohl hinschicken würde.

In meiner Vorstellung waren natürlich die "schönen" Ecken hier rundherum:
Zollenspieker mit Fähre, Freilichtmuseum Rieckhaus, der Mini-Leuchtturm der Bunthäuser Spitze
oder das Grüne Zentrum an der Bille.

Dann kam Engelberts Frage: "Kennst du Allermöhe?"

Hm, ja, ich weiß wo es ist.
Es ist sozusagen der Nachbarstadtteil.
Ich fahre alle Jubeljahre mal durch, wenn ich zur Autobahn will,
aber kennen ... eher nicht.
Aber ich dachte nun an Deiche, Fachwerkhäuser, Allermöher Kirche ...

Und dann kam Engelberts Auftrag:
"Ich würde dich in die Otto-Grot-Straße schicken."

Ja, wo ist denn die?
Ein Blick auf Google Maps sagt mir dann Neuallermöhe.
Ein Stadtteil, der vor einigen Jahren auf die grüne Wiese geklotzt wurde,
wo 23300 Einwohner auf 4,2 Quadratkilometern Fläche wohnen,
wo 2 von 3 Einwohnern einen Migrationshintergrund haben
und alle paar Wochen ein Einbruch, ein Gewalt- oder Drogendelikt in der Zeitung erscheint.

Ein unbekannter Stadtteil für mich,
weil er nicht auf meinen Besorgungsrouten liegt.
Ich bin gespannt!

Montag Morgen, leichter Nieselregen.
Aber das kann eine echte Hamburger Deern nicht erschüttern.
Also los ins Abenteuer.






Und jetzt weiß ich auch endlich wer Otto Grot war!

Die Straße ist eine schnurgerade Anliegerstraße von etwa 1 km Länge.
Rechts und links trennt ein Grünstreifen, meist mit einem Baum bepflanzt,
den Fußweg von der Fahrbahn.
In einem kurzen Abschnitt entdecke ich liebevoll mit bunten Blumen bepflanzte Hochbeetkästen.



Bei dem Nieselregen heute und den ausgiebigen Regenfällen der letzten Tage
sehen die Blümchen etwas traurig aus.



Von der Otto-Grot-Straße zeigen rechts und links immer mal wieder Sackgassen
zwischen den Häuserblocks ab und ich überquere immer wieder Brücken,
die eines der vielen Fleete überspannen.



Ein Fleet ist ein größerer Entwässerungsgraben.
Hier im Marschboden ist es unbedingt notwendig,
aber als kleine grüne Oase auch hübsch anzusehen.



Die Sankt Pauli Ultras outen sich auch als Fans von Che Guevara ;).



Dieses außergewöhnliche Gebäude mit der angrenzenden Wiese
nennt sich Feste Burg und ist ein ökumenischer Gemeindesaal.
Auf mich wirkte es erst mal sehr abweisend.



Deutlich einladender ist dieses bunte Haus, das KulturA,
ein Stadtteilkulturzentrum mit vielfältigen Angeboten wie
z.B. Lesungen, Flohmarkt, Sport- oder Nähkursen und dem Bistro Cafe Evergreen.



Wie man der Karte entnehmen kann,
bietet das Bistro einen abwechslungsreichen und günstigen Mittagstisch an.
Die Speisekarte ist allerdings schon älterem Datums
und weil ich vor der regulären Öffnungszeit dort war,
konnte ich auch nicht ergründen, ob es auch eine aktuelle Karte gibt.



Die Fleete, die den Stadtteil durchziehen machen sicher viel Freude.
Man kann stellenweise auf Stufen am Wasser sitzen und seine Seele baumeln lassen
oder kann auch mit dem Kanu darauf fahren.

Die unschöne Seite sind die Nutrias, die hier in der Gegend zunehmend zur Plage werden.
Und ein paar ignorante Zeitgenossen, die Fahrräder oder Einkaufswagen in den Fleeten entsorgen.



Mit diesem 10. Bild endet für mich eigentlich mein Spaziergang hier.
Weil ich von meinen 30 Minuten aber noch ein paar übrig habe,
und weil ich so neugierig bin, klettere ich noch auf den Turm,
den man hier zwischen den Büschen sehen kann.



Er steht auf dem Fleetplatz, ein Platz mit verschiedenen Geschäften,
der an die Otto-Grot-Straße grenzt.
Die drei Wendeltreppen schrauben sich über 86 Stufen in 25 Meter Höhe zu einer Aussichtsplattform.
Es ist das Wahrzeichen von Neuallermöhe und allen Kindern gewidmet.
Von hier hat man einen weiten Blick über die Dächer des Stadtteils.
Und auf die grünen Felder hinter der S-Bahn,
wo in den nächsten Jahren der neue Stadtteil Oberbillwerder entstehen soll.


Fazit:

Die ganze Aktion hat mir unglaublich viel Spaß gemacht
und ich hatte noch den ganzen Rest des Tages ausgesprochen Schwung und gute Laune.

Ich wäre ohne den "Auftrag" niemals an einem regnerischen Montagmorgen
nach Neuallermöhe zum Spazierengehen gefahren!
Und nun habe ich eine ganz neue, faszinierende Gegend
mit hoher Lebensqualität kennengelernt,
die ich in nächster Zeit noch weiter erkunden will.
 



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