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19. September 2023


Für alle, die sich gestern gewundert haben,
dass Margots Straßenbilder mit einem Bild ganz ohne Fazit geendet haben ...

... es geht heute noch weiter.



Teil 2

Margot schreibt und zeigt:

Neben zahlreichen Wildblumen am Ufer der Ahr ist diese Rose ...



... die einzige kultivierte Blume, die ich entdecken konnte.

Das Foto der Rose ist die Schnittstelle zu der zweiten Fotostrecke,
die ich euch von der Lindenstraße zeigen möchte.
Der Bausand hinter der Rose zeigt das Thema des zweiten Teils.
Das Ahr-Hochwasser vor zwei Jahren und die immer noch sichtbaren Folgen.




Ich konnte euch kein Foto des Straßenschildes machen, weil schlichtweg keines existiert.
Die Flut 2021 hat es fortgespült, doch hier ein Foto, das beweist,
dass wir in der richtigen Straße unterwegs sind, in der zuvor viele Klinken ansässig waren.




Diese Bekanntmachungen sind sehr erwünscht, doch viele Geschäfte werden geschlossen bleiben.
Die Menschenhaben keine Kraft und Ressourcen mehr zum Wiederaufbau.




Hier seht ihr das Kurhaus auf der gegenüberliegenden Seite der Ahr
etwas näher und könnt die Zerstörung besser sehen.
Das unmittelbar an der Ahr stehende Kurhaus wurde 1905 fertiggestellt.
Das 170 Meter lange im Neobarockstil errichtete Kurhaus,
war wie so vieles aus dieser Zeit ein Repräsentationsbau,
mit dem das junge und aufstrebende Bad Neuenahr mit anderen Kurorten
wie Baden-Baden konkurrieren wollte.

Mittelpunkt des Kurhauses ist der große Fest- und Theatersaal,
um den sich die übrigen Räume gruppieren.
Ein prächtiges Vestibül und Terrassen in westlicher und südlicher Richtung schließen sich dem Festsaal an.
Gartensaal sowie der Kursaal bildeten mit dem Ensemble von Musikpavillon, Parkanlage usw.. .

Von 1951 bis 1958 fanden die Bundespressebälle im Bad Neuenahrer Kurhaus statt.
Erst nachdem in Bonn die Beethovenhalle fertiggestellt worden war,
wechselte der Bundespresseball an den damaligen Regierungssitz.

Die Flut von 2021 hat alles verändert.
Sie zerstörte die Spielbank vollständig.
Die hat inzwischen im aus der gleichen Zeit stammenden Bahnhof eine neue Bleibe gefunden.
Alle anderen Gebäude sind noch nicht vollständig saniert.
Aber man sieht überall fleißige Handwerker.
Ein Gebäude, das die Verwaltung beherbergte musste abgerissen werden.




Ob hier noch einmal frisiert werden wird?
Es mutet an, als solle Gras über die Sache wachsen mit dem Grün in der Einfahrt.
Doch oft scheitert der Aufbau an fehlenden Gutachten oder Versicherungszahlungen.
Hinter den Bildern steckt viel Leid, auch heute noch.




Das Café Renaissance ist ein positives Beispiel für einen gelungenen Aufbau.
Seit diesem Jahr ist es wiedereröffnet.
Bei schönem Wetter ein beliebtes Ziel mit seiner Lage an der Ahr
spüren die Besitzer an Schlechtwettertagen, dass weniger Touristen da sind
und die Einwohner vor Ort sind vielmals mit dem eigenen Aufbau beschäftigt.




Ein Anblick, der hier ganz normal ist.
Überall Baugerätschaften, Gewerke und vor allem auch Geräusche.




Das meist gesehene Fahrzeug an der Ahr sind seit zwei Jahren Transporter von Handwerkern und Firmen.
Ich war zur Mittagszeit unterwegs und es war schwierig,
Fotos zu machen ohne Menschen, da fast vor jedem Haus Handwerker saßen
und ihre Mittagspause an der frischen Luft verbrachten.




Mit Schaufel und Eimer kamen vor zwei Jahren unzählige Helfer in die Flutgebiete,
ein Teil bis heute und leisten Hilfe beim Wiederaufbau.
Diese #solidahrität zu erleben ist unbeschreiblich.
Sie gibt den Glauben an die Menschlichkeit zurück.
Das klingt pathetisch, aber beschreibt es gut.
Busseweise kamen sie an und aus Fremden wurden Freunde.
Hier sind noch Handabdrücke mit Flutschlamm verewigt, der dann zu Flutstaub wurde,
der Fahrzeuge aus dem Tal überall unverwechselbar und erkennbar machte.




Leerstehende Wohnungen neben wieder bezogenen.
Viele Mieter kommen nicht mehr zurück.
Zu eindringlich und stark sind Angst und Erinnerungen an die existenzbedrohende Flutnacht.
Eine Dame, zu der ich Kontakt habe lebt jetzt in der Eifel, "weit weg von jedem Gewässer".
 Das Trauma sitzt tief: Regen, die Dusche lässt die Angst wiederkehren bei vielen Betroffenen.
Andere bekommen Gänsehaut, wenn sie Hubschrauber hören,
weil diese tagelang über der Stadt unterwegs waren, um Menschen zu bergen.




Auf der gegenüberliegenden Seite der Ahr begann meine Führung.
Hier seht ihr nun das Ende der Straße.




Auch der schöne Fußweg endet hier.
Für Fahrradfahrer gibt es teilweise Ausweichstrecken.



Doch die Situation in den Flutgebieten ist teils immer noch sehr bedrückend
und wird nicht so schnell überwunden sein.

Schließen möchte ich mit zwei Fotos.



Zum einen noch eine der wunderschönen Villen der Lindenstraße,
bei der zum Glück der Aufbau im Gange ist.




Und zum zweiten mit dem Portal der Kirche am Beginn der Straße.
Leider ist deren Tür noch geschlossen, da hier große Schäden am Bauwerk sind.
Doch die Hoffnung bleibt, dass auch diese Tür sich eines Tages wieder öffnet
und ich noch einmal den Gospelchor hier singen hören darf!




Natürlich wurde mein Blick hierauf gelenkt und die Gänsehaut ist auch jetzt wieder da.
Gedenkstätten für die vielen Toten finden sich überall im Tal und den anderen Flutgebieten.

Zum Schluss ein herzliches Dankeschön an Engelbert für diese Aktion
und dass er eine Straße an der Ahr herausgesucht hat.

Wer in der Region lebt, bleibt nicht unberührt von diesem Flutereignis.
Der Aufbau wird noch Jahre, teils Jahrzehnte dauern.
Ich habe mich für die geteilte Darstellung entschieden,
da in der Presse oft zu positive Bilder gezeigt werden;
besonders Politiker, die auf Stippvisite da sind lassen sich vor "ihren Erfolgen" ablichten.

Im Tal sind viele Menschen davon enttäuscht.
Aber es gibt das Schöne, was ich mit Tour eins zeigen will
und es gibt die Schäden und Herausforderungen in Teil zwei.
Beides innerhalb der halben Stunde eingefangen.

Ich würde gerne diese Fotostrecke in zehn Jahren noch einmal machen, um zeigen zu können,
dass auch wieder mehr Blumen in den Gärten wachsen
und nicht nur die einsame Rose vor den Haufen Bausand.
Doch die Rose ist ein Hoffnungsträger.
 



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