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19. März 2024


Burkhard Jysch schreibt spontane kleine Geschichten,
in denen vorgegebene Zufallswörter drin vorkommen sollen.


Bierfass Grenze Gruß

Die Zeiten ändern sich.
In einem Schnelldurchgang schaue ich mir die Veränderung Deutschlands an.
Von den Anfängen bis heute ergibt es ein wahres Durcheinander,
in dem sich Landesfürsten gegenseitig alles streitig machten, was begehrlich genug war,
um es sich jenseits der bestehenden Grenze einzuverleiben.
Das braucht Zeit.
Leider geht es nicht immer so gewaltfrei ab wie wir es
in unserem Land erfahren durften und fordert zahlreiche Opfer.
Wenn es dann aber das Glück so will, spielen sich Szenen ab,
die für unmöglich gehalten wurden.
Auf einem der zahlreichen Fotos sehe ich noch das Bierfass auf einem Trabbi,
die feiernden Menschen ringsum, und den Gruß des Willkommen derer,
die auf der vermeintlichen Sonnenseite der Zeit lebten.
Ja, so etwas gab es zum Ende der 80er Jahre!


Locher Socken Beleidigung

Zu einer der mittlerweile abendlichen Talk Shows eingeladenen Persönlichkeiten
erblickte mein Auge eine Gestalt zur besten Sendezeit,
die es wohl darauf angelegt hatte aufzufallen.
Da saß der berühmte Künstler an der Geige, schlug seine langen Beine übereinander,
und zeigte seine Knöchel in die Kamera.
Zwischen dem Hosenbein und dem Fuß trug er Socken,
die in Farbton und so gewollter Lässigkeit eine wahre Beleidigung waren.
Die Jeans hatte schwerere Zeiten als in einem Steinbruch hinter sich
und war wie mit einem Locher bearbeitet, was dem Ganzen noch die Krone aufsetzte.
So muss man also aussehen, ging es mir durch den Kopf,
und kalt den Rücken hinab, wenn man erst einmal VIP ist.
Violin Important Person.
Als dann aber sein erwarteter Auftritt den Abend verzuckerte,
waren nur noch Bilder oberhalb der Gürtellinie zu sehen.
Mit versunken verschlossenen Augen, die verschlissene Welt
unter sich lassend und einfach bezaubernd.


Willen Gesangsverein Pianist

Ein Dorf blieb ein Dorf, selbst wenn es längst erwachsen geworden war,
sein Ortsschild bereits mehrfach seinen Platz wechseln musste,
weil es unaufhörlich wuchs, und der Friedhof das einzige war,
was seine Bestimmung behielt.
Wer im Dorf aufwuchs, wollte bald in die Welt, um dann später zu erfahren,
dass es Sinn machte zurück zu kehren.
Zurück zu den alten Freunden oder den verpassten Gelegenheiten früherer Liebschaften.
Sie würden sich verändert haben, aber im Herzen blieb doch etwas, was alles verband.
Zum Beispiel gab es immer noch den Gesangsverein,
der mehr sang als die von der Feuerwehr, und schöner,
der Pianist, der so mühevoll mit dem Flohmarsch begann,
und jetzt sogar in New York einen Auftritt hatte.
Geblieben war auch das Getuschel unter den Neugierigen,
die dessen ungeahnt hohes Vermögen bereits verteilten unter den Geschwistern,
und dann erfahren mussten, dass er einen letzten Willen hinterlassen hatte,
der alles anders bestimmte.
Aber bei der Feuerwehr blieb es beim "Wasser Marsch!",
auch wenn das Bier gemeint war nach getaner Arbeit.
 



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