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Wir schreiben das Jahr 1835 ... ... damals gab es in Amerika schon diese Tageszeitung: ![]() The Sun ... Die Sonne ... mit dem Slogan "sie scheint für alle". Ende August 1835 erschien erstmalig eine 5teilige Artikelreihe mit dem Titel "Great astronomical discoveries lately made by Sir John Herschel. At the Cape of Good Hope [From Supplement to the Edinburgh Journal of Science]". Auf deutsch: "Große astronomische Entdeckungen, die Sir John Herschel am Kap der Guten Hoffnung gemacht hat [Aus der Beilage zum Edinburgh Journal of Science]" Herschel war damals ein sehr angesehener Astronom. Da wurden dann zuerst über die angeblichen astronomischen Entdeckungen des Herrn, die er in seinem ab 1834 errichteten Observatorium am Kap der Guten Hoffnung gemacht hat, berichtet. Es wurde von einem Teleskops mit gewaltigen Abmessungen und einem völlig neuen Prinzip berichtet. Herschel habe Planeten in anderen Sonnensystemen entdeckt und "nahezu jedes herausragende Problem der mathematischen Astronomie gelöst oder korrigiert". Der Autor der Artikelserie, der sich Dr. Andrew Grant nannte, lieferte in seinem ersten Bericht eine sehr ausführliche Beschreibung des neuen Hochleistungs-Teleskops mit vielen Zahlen und pseudowissenschaftlichen Ausdrücken. Außerdem behauptete Grant, er habe das Super-Teleskop mit entwickelt und sei mit Herschel befreundet. Daher habe er die Aufzeichnungen Herschels über seine neuesten sensationellen Entdeckungen vorab bekommen. Er sagte dann noch "eine wissenschaftliche Publikation werde bald folgen". So kam bei den Lesern erstmal kein Zweifel über die Seriosität des Artikels auf. Außerdem hätte Herschel Leben auf dem Mond entdeckt, hieß es dann weiter. Der Artikel beschrieb Tiere wie Bisons, Ziegen, Einhörner, zweibeinige schwanzlose Biber und Fledermausmenschen mit Flügeln, die Tempel erbaut haben sollen, sowie Naturphänomene wie Bäume, Ozeane und Strände. ![]() Das ist die Originalabbildung von damals. Als die vermeintliche Existenz von Menschen auf dem Mond so sensationsheischend und öffentlichkeitswirksam enthüllt war, verkündete der Herausgeber der Sun, Benjamin Day, dass sein Blatt mit 19.360 Exemplaren die höchste Auflage aller Zeitungen weltweit habe. Viele der konkurrierenden Verleger druckten die Serie eilig nach. Drei Wochen lang sorgte diese Geschichte für so viel Aufruhr, dass eine Missionsvereinigung in Springfield, Massachusetts ernsthaft erwogen haben soll, Missionare zum Erdtrabanten zu entsenden, um die Fledermausmenschen zu bekehren. Es stellte sich dann nach und nach heraus, dass dieser Artikel eine Fälschung war ... doch die Zeitung sagte erst mal nix dazu. Edgar Allan Poe meckerte, der Artikel sei ein Plagiat eines seiner Werke. Erst am 16. September 1835, gestern vor 190 Jahren, räumte the Sun ein, dass es eine Fälschung war ... ... und die Leser reagierten ... größtenteils amüsiert. Dieser skurrile Schwindel gilt als einer der bekanntesten der gesamten Mediengeschichte. Knapp 9 Jahre später. Im April 1844 veröffentlichte die Sun eine Extraausgabe mit einem Bericht über die Überquerung des Atlantiks von Europa nach Nordamerika in einem Heißluftballon durch den bekannten Erfinder und Ballonkonstrukteur Thomas Monck Mason in drei Tagen. Der Bericht war eine Sensation, große Menschenmengen belagerten das Zeitungsgebäude, um ein Exemplar zu ergattern. Es mussten mehrere Neuausgaben am selben Tag gedruckt werden, um die Nachfrage zu befriedigen. Zwei Tage später gab die Zeitung zu, dass es sich, wie bei dem Artikel von 1835, um einen Schwindel handelte. Der Autor dieses zweiten Schwindels: Edgar Allan Poe. Dieser hatte diese Geschichte extra geschrieben, damit sie als Schwindelgeschichte erscheinen soll. Sie fand dann auch als "Der Ballon-Schwindel" Eingang in sein Werk. Ich wünsche Euch einen ehrlichen Tag ... ... sollten Euch Fledermausmenschen begegnen, dann empfangt sie bitte freundlich ;)). |