Die Nacht wird kurz, denn ... Zitat:
"ca 5 Uhr morgens Beginn der Kataraktenstrecke/Eisernes Tor.
Ungefähr vier Stunden lang werden wir diesen landschaftlich reizvollsten Abschnitt der Donau,
auch Eisernes Tor genannt, passieren.
Die gesamte Strecke ist etwa 75 km lang.
Die Kataraktenstrecke beginnt bei der Burg Globulac, bei Flusskilometer 1040,
und reicht bis zur Trajantafel, KM 965.
Sie wird unterteilt in den oberen und unteren Kazan und ist
an der engsten Stelle nur 150 m breit, aber bis zu 90 m tief.
Die Katarakten bestehen aus drei beckenartigen Talerweiterungen und vier Engtälern."

So nüchtern beschrieben stands in unserem Tagesprogramm.
Ich denke mir, naja, der Wecker klingelt um 7 Uhr, es wird ein Bordtag, also ganz gemütlich.
Und dann wache ich auf, weil es auf einmal ein anderes Geräusch gibt.
Fenster und Vorhang sind offen und quasi direkt vor dem Fenster ragt eine dunkle, schwarze Felswand empor.

Es ist kurz nach 5 Uhr, noch dunkel.
Ich schlüpfe in eine warme Jogginghose, dicken Pulli und Jacke drüber.
Kurz durch die Haare kämmen, Mund spülen, Kamera packen
und rauf aufs Sonnendeck, naja, eher Monddeck.



Ich bin fast allein, nur zwei Männer mit ihren Profikameras stehen mit mir am Bug.
Ich komm mir richtig komisch vor mit meiner kleinen Knipse.
Es ist total still, nur das Wasser rauscht.
Und wir sind sehr schnell unterwegs.
Die Donau macht wilde Kurven und jedesmal ändert sich die Landschaft.

Im wahrsten Sinne des Wortes Atemberaubend.
Mal eng und dunkel, dann wieder breiter.
Langsam geht die Sonne auf, wir fahren ihr entgegen.
Ich vergesse alles um mich rum, merke kaum, wie immer mehr Menschen an Deck kommen.
Es wird heller, die Eindrücke immer mehr.



Informationen kommen über die Bordlautsprecher.
Eine alte Lotsenstation ist erhalten geblieben aus der Zeit vor dem Bau der Staustufen.
Als der Begriff Eisernes Tor noch seine Berechtigung hatte.

Die Strecke der Donau war damals sehr felsig und kurvig.
Ohne Lotsen war sie nicht befahrbar, denn der Fluss war so schmal,
dass keine zwei Schiffe aneinander vorbei kamen.
Und trotzdem gab es immer wieder schwere Schiffsunglücke.

Diese Wracks liegen noch heute auf dem Grund der Donau,
der damals schon 15 m unter dem Meeresspiegel lag.
Deshalb wurde ein 2,5 km langer Kanal, der Sip-Kanal erbaut.
Seit dem Bau der Schleusen liegt er unter Wasser.

Wir fahren vorbei an Kloster Mraconia, das 1523 erbaut wurde.
Während des russisch-österreichischen Türkenkrieges von 1787–1792
wurde das Kloster völlig zerstört.
1931 begann der Wiederaufbau des Klosters, doch wurden die Ruinen
nach dem Bau des Wasserkraftwerks überflutet.

Die Statue des Drakerkönigs Decebalus ist eine 40m hohe Statue,
die höchste Felsskulptur in Europa.
An dem Projekt waren 12 Bildhauer 10 Jahre lang beschäftigt.
Fertigstellung war 2004.

Ein römischer Fund ist die Trajan-Tafel aus dem Jahre 100,
die der römische Kaiser Trajan anlässlich der Beendigung des Straßenbaus
in der unteren Schlucht der Donau anbringen ließ.

Bei den Bauarbeiten für das Kraftwerk wurde die Tafel versetzt
und ist jetzt nur noch vom Wasser aus sichtbar.

Ein kleines witziges Detail hab ich noch gefunden,
das wahrscheinlich in kaum einem Reiseführer auftaucht.
Staatschef Tito wurde ja in Jugoslawien sehr geschätzt.
Wir fanden auf unserer Reise mehrere solche Ehrenbezeichnungen.
Eine thront auf einem Waldrücken über der Donau.



Ich kann euch gar nicht beschreiben, welchen Eindruck die gewaltige Landschaft
auf mich gemacht hat.
Leider fehlte damals eine gute Fotoausrüstung,
sonst gäbe es noch viel mehr wunderschöne Bilder.
Aber auch so ist die Auswahl immer schwierig.

Für mich persönlich war dieser Morgen DAS Highlight der ganzen Donaureise.
Und dann weitet sich das Tal.
Wir fahren auf die erste Staustufe des riesigen Kraftwerks Djerdap 1 zu.
Aber davon mehr nach dem Frühstück.