Heute ist Flusstag, das heißt, es gibt keine Landausflüge. Das bedeutet
aber auch pausenlos essen. Und bespaßt werden.
Doch zuerst gibt’s Dusche für mich, aufwärmen, denn es ist doch
empfindlich kalt draussen und Frühstück. Und dann schnell wieder raus.
Inzwischen ist es richtig warm geworden. Wir erreichen die erste
Staustufe des Kraftwerks Eisernes Tor, Djerdap 1. Hier bildet die Donau
die Grenze zwischen Serbien und Rumänien.
Die doppelstufige Schleuse beträgt erst 20 m, dann 14 m und dauert
eineinhalb Stunden. Es ist schon eine gewaltige Leistung, das große
Schiff zusammen mit den anderen kleinen Schiffen, die mit uns in die
Kammer dürfen, zentimetergenau in die Kammer zu steuern. Die riesigen
Tore hinter uns schließen sich und dann geht’s langsam abwärts. Nasse
Betonwände, in denen sich das Morgenlicht glitzernd bricht. Beim Blick
zurück kommt schon ein leicht mulmiges Gefühl auf, als die Stahlwände
sichtbar werden. Allein das Bewusstsein, dass dahinter Tonnen von Wasser
gebändigt sind.

Lieber umdrehen, nach vorne blicken. Frühschoppen ist angesagt. Was die
Mannschaft an solchen Tagen leistet, ist enorm. Kaum sind wir vom
Frühstück aufgestanden, gibt’s an Deck Weißwürscht, die sogar ganz gut
sind, Leberkäse, Salaten, Brezn, Bier, Musik. Es ist gemütlich, die
Sonne scheint.
Die erste Schleuse geht auf und vor uns liegt die zweite
Schleusenkammer. Türe zu, und weiter geht’s
bergab.
Inzwischen ist das Frühschoppenbüffet abgebaut, die Musik ist zum Glück
auch aus. Wir suchen uns im hinteren Teil des Schiffs einen ruhigen
Platz und genießen die Fahrt über eine jetzt wirklich blaue, breite,
langsam fließende Donau.

Die Donau macht hier viele Kurven, und somit ändert sich der
Sonnenstand. Jetzt ergibt sich ein Phänomen, das wir auf dieser Reise
amüsiert immer wieder beobachten. Auf der kurzen Strecke nach der
Schleuse ist es relativ gerade. Die Leute haben sich einen
Schattenplatz, oder in der Sonne, je nach Vorliebe gesucht. Dann kommt
die erste Kurve, aufeinmal wird aus einem Schattenplatz ein Sonnenplatz.
Großes Stühlerücken beginnt, viele schimpfen, weil sie – oh Wunder –
nicht mehr die bevorzugte Position haben.
Andere beschweren sich, dass ihnen zu nah auf den Pelz gerückt wird. Gut
dass wir abseits sitzen und das ganze Geschehen amüsiert aus der Ferne
betrachten können. Nach der nächsten Flussbiegung geht das Drama nämlich
weiter…Und dann kommt noch der Schiffssteward, der bittet, dass man doch
bitte den Weg zwischen Reling und der ersten Liegestuhlreihe frei lassen
möge – also bitte, das ist ja unverschämt ... Ironie - .
Und dann gibt’s schon wieder Mittagessen. Angenehm klimatisiert.
Natürlich ziehts anderen, aber man wird ja immer wieder drauf
hingewiesen, dass an heissen Tagen ein Tuch um die Schultern im
Restaurant nützlich ist. Aber das passt ja vielleicht farblich nicht zur
Kleidung – ohje, ich sags euch, es ist manchmal schon schwierig.

Wir verziehen uns nach dem Mittagessen wieder an Deck. Jetzt ist es
ruhiger, denn viele haben sich in die Kabine verzogen für ein
Mittagsschläfchen. Unsere Tischnachbarn haben sich zu uns gesellt. Doch
viel gesprochen wird nicht, einfach nur die Landschaft vorbeiziehen
lassen.
Den ganzen Tag über können uns an der Rezeption Lose kaufen für eine
abends stattfindende Tombola. Der Erlös kommt der Mannschaft zugute. Ein
Los kostet 2.50€, 5 Lose 10€. Natürlich kaufen wir 5 Lose, es gibt nur
Kleinigkeiten aus dem Bordshop zu gewinnen, aber das Geld ist nett
angelegt.
Am Nachmittag erreichen wir die zweite Staustufe, Djerdap2. Diesmal
beträgt der Höhenunterschied 13m. Die Donau bildet jetzt die Grenze
zwischen Rumänien am, in Fahrtrichtung linken Flussufer und Bulgarien.
Mit weiten Flussufern, Frachthäfen, kleinen Dörfern.

Nur ein wenig Technik zum Kraftwerk:
Djerdap1 ist das größte Laufkraftwerk der Donau, und vor Djerdap 2 das
letzte Kraftwerk der Donau bis zum schwarzen Meer. Die Planung wurde
schon 1964 von Serbien und Rumänien gemeinsam begonnen, der Betrieb
wurde 1972 aufgenommen. Durch den Bau wurde der Wasserspiegel um 35m
gehoben, wodurch der 150 km lange Djerdapsee vor der Talsperre entstand.
Beinahe 100 km flussabwärts, bei KM 863 befindet sich das Kraftwerk
Djerdap 2, das zusammen mit Djerdap 1 zu gleichen Teilen Serbien und
Rumänien gehört
Mit mehr Technik will ich euch nicht langweilen, kann aber gern
nachgefragt werden.
Nach diesem eindrucksstarken Tag ziehen wir uns auf die Kabine zurück um
ein klein wenig abzuschalten.
Am Abend, nach dem Abendessen, erwartet uns eine bulgarische Hochzeit,
die von der Crew veranstaltet wird. Und danach ist die große Verlosung.
Wir haben ein Käppi gewonnen, über das sich mein Mann sehr freut, denn
er hat seins am zweiten Tag schon verloren.

Obwohl wir nix als essen und sitzen und schaun an diesem Tag unternommen
haben, gehen wir todmüde nach dem obligatorischen Gute-Nacht-Cocktail zu
sechst auf unsere Kabine. Und schlafen wie tot bis uns am nächsten
Morgen die Vogerl wieder wecken.
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