Der dritte Flusstag auf dieser Reise, und das ist gut nach dem feuchtfröhlichen Abend. Wir dürfen ausschlafen, Frühstück ist erst ab 8 Uhr. Und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel.

Erst einmal müssen wir aber wieder unsere Zollerklärung abgeben für die serbischen Behörden, denn am Abend überqueren wir wieder die Grenze Serbien-Ungarn. Aber das ist gleich erledigt, wir haben ja keine Angaben zu machen. Es ist also ein vollkommen freier Tag.

Naja, frei eigentlich nicht. Denn kaum ist der zweite Kaffee auf dem Sonnendeck getrunken, riecht es schon verführerisch…es ist Frühschoppen. Mit Spanferkel frisch vom Grill. Mit Brotauswahl. Mit Salaten.

Es riecht alles so verführerisch. Und die Sonne scheint. Und die Ober kommen mit frisch gezapftem Bier vorbei. Und dann kommen die Tischnachbarn mit einem gefüllten Teller vorbei. Wer kann da nein sagen?



Wir fahren an Vukovar vorbei. Der Balkankrieg ist 2012 noch nicht so lange vorbei und jeder hat noch die Bilder im Kopf, als serbische Geschütze über die Donau hinweg Vukovar angriffen, um die Aufgabe der Stadt zu erzwingen.



Die Zerstörung des Wasserturms und somit die Versorgung der Bevölkerung mit Frischwasser war wohl die tückischste aller Strategien. Ein paar hundert Meter weiter grüßt uns das neu restaurierte Franziskanerkloster St. Phillip und St. Jakob mit seiner schönen Turmspitze. Heute steht der Wasserturm als Mahnmal hoch über dem Donauufer, die kroatische Flagge weht stolz. Auch im Hafen merkt man, dass neue Zeiten angebrochen sind



Und überall am Ufer sieht man neben den zerstörten Häusern emsige Betriebsamkeit, um die Stadt wieder aufzubauen. Mit viel Erfolg, wie man sehen kann.



Leider war in Vukovar kein Landgang geplant, und die Informationen gingen in der Musikbeschallung des Frühschoppens ein wenig unter. Schade, aber ist eben so.

Jetzt jagt aber ein Termin den anderen. Wir "müssen" Mittagessen. Und heute freuen wir uns besonders, denn es gibt Sarme, (in Sauerkrautblätter eingewickelter Reis mit Wammerl (Bauchfleisch) und Zwiebeln, dazu eine scharfe Paprikasoße und bei uns zu Hause gibts noch scharfe Würste dazu) ein Gericht, das in unserer Familie das traditionelle Weihnachtsessen ist. Und das wir noch nirgends anders auf der Speisekarte gelesen haben. Und die schmecken sehr gut, zwar anders als "bei Muttern", aber sehr schmackhaft.

Wieder rauf aufs Sonnendeck, ja, so ein Flusstag ist schon Stress. Die traumhaft schöne Landschaft gleitet an uns vorbei, es ist ruhig, viele Gäste halten Mittagsschlaf.

Am Nachmittag werden dann die Ausflüge für die kommenden Tage vorgestellt. Diesmal müssen wir dabei sein, denn im Programm stehen einige Dinge, die uns für Wien interessieren, da muss man sich ja bald entscheiden. Und diesmal müssen wir schnell sein, denn für einige Veranstaltungen gibt es nur beschränktes Kontingent, aber davon erzähl ich euch, wenn’s soweit ist. Ich bin sogar so verrückt, mich in den Pulk um die Rezeption zu drängen, um DEN EINEN Ausflug zu buchen, an dem mir so viel liegt.

Aber dann wird’s auch schon wieder ruhig, wir gönnen uns heute mal den Cocktail des Tages schon vor dem Abendessen. Weil der Tag doch so anstrengend war und man da schon ein wenig Pause braucht.

Und dann gibt’s schon wieder Abendessen. Fünf Gänge, einer besser als der andere. Ja, nur Kleinigkeiten, aber trotzdem ist man pappsatt. Es stellt sich so langsam eine zufriedene Behäbigkeit ein. Nur nicht zu viel bewegen. Nur kein Stress, alles ganz easy. Nix pressiert, trink ma noch ein Glaserl Wein an Deck.

Die Meute strömt in die Bar, der zweite Bingoabend. Nein, brauch ma nicht. Lieber Abendluft und die Zollkontrolleure an der Grenze zu Ungarn beobachten. Hier fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt. Mit Gewehr im Anschlag stehen sie oben an der Gangway, über uns, weil wir so tief im Wasser liegen. Vier Uniformierte Zollbeamte betreten mit finsterer Miene das Schiff. Eine Stunde, die irgendwie unbequem wirkt. Doch die Sonne geht so schön unter, wir lassen den Tag ganz gemütlich ausklingen. Unser nächster Halt wird Budapest sein. Bis dahin waren wir dann schon wieder 858 km unterwegs.