Irgendwann in der Nacht sind wir an Bratislava vorbeigefahren. Ich hab
mal etwas mehr Verkehr auf dem Wasser gehört. Um 7 Uhr zwitschern die
Vögerl und um 7.30 Uhr sind wir am Frühstücksbuffet. Heute schmeckts
besonders gut, denn heute wird’s noch ein langer Tag.
Doch erstmal sollen wir zu einem Vortrag über Wien in die Panoramabar.
Sollten. Wollen wir aber nicht, das erste Mal Wien seit 35 Jahren (für
mich) soll vollkommen unvoreingenommen sein. Wir schwänzen also. Der
Vormittag geht auch so gut vorbei. An der Schleuse Freudenau haben wir
Glück und bekommen einen früheren Platz zum Schleusen, ein anderer
Kreuzfahrer hat seine Zeit nicht eingehalten. Gut für uns, Momentan.
Es gibt früh Mittagessen, um 12 Uhr schon, denn um 13 Uhr sind wir schon
in Wien angemeldet. Der Hafen ist – na ja – nix wo man sich länger
aufhalten will. Wir liegen in 3. Reihe, das heißt, zum Aussteigen müssen
wir durch zwei andere Schiffe. Weil wir eigentlich zu früh dran sind.
Aber das ist uns egal, wir haben so den ganzen Nachmittag frei und
wollen auf eigene Faust ein wenig die Umgebung erkundigen.
Mit Stadtplan bewaffnet, und mit einer U-Bahn-Karte ausgerüstet, die wir
auf dem Schiff kaufen konnten, marschieren wir los. Laut Karte kann es
nicht weit zum Prater sein. Wir marschieren flotten Schrittes eine
breite Straße entlang. Auf einem großen Wohnblock lesen wir "Gemeindebau
der Stadt Wien" (siehe Bild oben) und sofort fällt uns Wolfgang Ambros
ein: "Du bist die Rose, aus dem Gemeindebau...".
Die Sonne brennt vom Himmel, es gibt kaum Schatten. Es gibt kleine
Läden, türkische Spezialitäten, Kneipen, Wettläden ... eigentlich nix
gemütliches, und trotzdem ist es Urlaub, da entlang zu schlendern.
Die Straße scheint kein Ende zu nehmen und irgendwann sehen wir dann das
Riesenrad.

Darauf hab ich mich schon besonders gefreut. Und die Karten dafür haben
wir schon auf dem Schiff gekauft, in Verbindung mit dem
Wachsfigurenkabinett.
Aber erst mal Riesenrad. Es ist wenig los, logisch, Mittwoch Nachmittag.
Die Gondeln sind größer als ich erwartet habe und wir sind ganz allein.
Langsam geht’s rauf. Die Stadt und der Platz versinken unter uns. Es ist
so wunderschön, dabei haben wir doch noch gar keine Ahnung von Wien.
Anhand der Hochhäuser am Ufer des Donaukanals, an dem der Hafen liegt,
können wir erahnen, welche Strecke wir doch gelaufen sind. Und warum
unsere Füße so weh tun. Aber es ist einfach – unbeschreiblich.

Pratereingang
Wir gönnen uns nach der Fahrt eine kleine Pause, bei Cola und Eis, das
muss sein. Und dann geht’s weiter ins Wachsfigurenkabinett. Ich hab
keine Vergleichsmöglichkeit, obs woanders schöner ist, besser ist.
Manche Figuren sind exzellent nachgebildet, bei manchen muss man
wirklich nachlesen. Aber für uns wars – unbeschreiblich – schön.

Zum Abschluss des Nachmittags schlendern wir noch einmal übers Gelände.
Hier bräuchte ich viel viel mehr Zeit, um einige Karussells
auszuprobieren. Aber das kommt beim nächsten Wien-Besuch dran, da sind
wir uns jetzt schon sicher.

Praterpark
Jetzt müssen wir zurück aufs Schiff, mit der U-Bahn. Doch erst mal unser
Schifferl suchen. Wir wurden umgeparkt weil wir ja noch einen ganzen
weiteren Tag in Wien haben und liegen jetzt direkt an der Kaimauer.
Wir haben eine Stadtrundfahrt bei Nacht gebucht. Mit Stopp in Grinzing.
Stadtrundfahrt bei Nacht, in einer Stadt, die man nicht kennt, bringt
nicht wirklich was. Aber Grinzing war lustig. Wir waren bei Hans Maly,
soll eins der bekanntesten Heurigenlokale sein. Tisch 20 vom Schiff war
zusammen an einem Tisch, klar wars Touristenklamauk. Freilich war alles
nur Schau und ein echter Wiener würde wahrscheinlich woanders hingehen.
Wir auch, das nächste Mal. Aber es war ein lustiger Abend. Mit viel
Wein, viel Gesang, und viel Seegang auf der Heimfahrt. Und das, denk
ich, gehört auch dazu. (Wie das Hofbräuhaus zu München, in das ich als
Münchnerin auch nicht gehe.)
Zurück mit dem Bus auf dem Schiff muss aber ein Absacker an der Bar
trotzdem noch sein.
Gute Nacht, Wien, morgen geht’s weiter.
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