Die Nacht war kurz und unruhig. Immer wieder wurde ich wach durch das Ruckeln und die ungewohnten Geräusche, wenn wir durch eine Schleuse fuhren. Einmal leuchtete ein heller Scheinwerfer direkt in unsere Kabine, das war richtig unangenehm. Aber auch so eine Nacht geht vorbei und wir freuen uns jetzt auf den nächsten Tag.

Um 7 Uhr sitzen wir schon bei Kaffee und Spiegelei, denn um 8 Uhr legen wir in Dürnstein an. In den achtziger Jahren, erfahren wir, wurde das Augustiner Chorherrenstift renoviert. Dabei wurde dem Kirchturm die ursprünglich blaue Farbe wiedergegeben. Zu dieser Zeit protestierten die Einwohner von Dürnstein gegen die Farbe.



1710 wurde ein Hyronimus Übelbacher zum Probst des Klosters ernannt. Unter seiner Führung begann die Barockisierung des Stiftes. Zur gleichen Zeit wurden wohl die Farben blau und weiß für den Kirchturm gewählt, denn Blau stand für Reichtum und weiß für die Unschuld Mariens, deren Aufnahme in den Himmel die Stiftskirche geweiht ist.



Es wäre möglich gewesen, einen Stadtrundgang mit Stiftsbesichtigung zu buchen. Doch in knapp zwei Stunden, die wir Zeit hatten, wollten wir uns nicht mit 70 anderen Leuten durch Gässlein zwängen.



So marschierten wir auf eigene Faust los. Natürlich erst mal das Stift ansehen. Wenigstens in die Kirche reinschaun. Tja, denkste, Puppe. Abgeschlossen. Nur mit Führung zu besichtigen. Oder zu den Gottesdiensten ... Pech gehabt, dann eben nicht.



Was hilft ärgern. So schlendern wir durch die morgendlich ruhigen gepflasterten Sträßchen. Die kleinen Läden öffnen erst viel später, wenn die großen Touristenströme fließen. Dafür können wir ungestört Bummeln und genießen. Rauf zur Burgruine schaffen wir es zeitlich nicht. Muss aber auch nicht sein.
Um 10.30 Uhr verlassen wir schon wieder Dürnstein.



Ein weiterer schöner Streckenabschnitt der Donau liegt vor uns, die Wachau. Und genau jetzt sollen wir uns zu Ausschiffungsinformationen in der Panoramabar einfinden. Muss das sein?

Ich frage die Reiseleiterin, ob man was versäumt, wenn man schwänzt. Sie kennt uns mittlerweile, denn wir hatten schon öfter mit ihr persönlich Kontakt, grade weil wir so wenig Ausflüge gebucht hatten. Sie drückt uns die Einleger für die Koffer in die Hand, die wir brauchen, das wars. Alles andere, sagt sie lächelnd, erfahren wir im Tagesprogramm heute Abend in der Kabine. Gut, die Frau ist super.

Wir haben also ein paar schöne, relativ ungestörte Flusskilometer an Bord vor uns. Wieder einmal sitzen wir zu sechst zusammen und genießen schweigend die Landschaft und die Fahrt. Weinberge, Buckel, schöne Dörfer, mal eine Fähre über die Donau, die von unserem Kapitän gegrüßt wird.



Dann wieder große Gruppen Radfahrer die uns klingelnd und winkend überholen. Der Donauradweg ist streckenweise direkt am Ufer entlang. Ich komm mir vor wie in einem Hans-Moser-Film, so kitschig schön ist die Landschaft.



Das Mittagessen reisst uns aus der Lethargie. Da wir diesmal direkt vom Sonnendeck kommen und die Veranstaltung in der Panoramabar gerade beendet ist, stehen wir im Stau. Nein, natürlich nicht, denn wir drehen um und warten erst einmal 10 Minuten, bis alle anderen sitzen. Und dann geht Tisch 20 zum Essen.

Nachmittags erreichen wir Melk, aber davon gibt’s morgen mehr.