Defne aus der Türkei erzählt uns von ihrem Land:


10. September

Geknüpftes und Gewebtes


Schon bei meinem ersten Türkeibesuch
habe ich mich in die türkischen Teppiche verliebt.

Heute will ich Euch nur eine kleine Übersicht über Teppiche und Kelims geben.
Über das Thema sind eine Menge Bücher geschrieben worden
und ich werde auch nicht auf Einzelheiten eingehen,
aber dieses Kunsthandwerk gehört einfach zur Türkei.

Fangen wir an mit einem Teppich,
in den unversponnene Ziegenhaare der Angoraziege eingeknüpft werden.



Diese Art heißt “Tülü”.

Die Rückseite schaut auch nicht schlecht aus.



Die Kett- und Schußfäden sind aus Schafwolle.
Für die Schußfäden werden unterschiedliche Farben verwendet,
was man aber auf der Vorderseite nicht sieht.


Vom den wilden Langhaarigen kommen wir zu Gewebtem und Besticktem.



Diese Art heisst “Cicim”. Das Bild zeigt ein Kissen.

Das ist die Rückseite des Kissens und wenn man genauer hinschaut,
sieht man dass auch einfarbige Flächen nicht immer Reihe für Reihe durchgewebt wurden,
sondern Flächen je nach Lust und Laune der Weberinnen.



Cicim heißt übrigens Liebling.


Es werden nicht nur graphische Muster verwendet, sondern auch Darstellungen von Blumen ...



... und Vögel




Nun stelle ich Euch einen meiner Lieblingsteppiche vor.
Er kommt aus dem zentralanatolischem Dorf Evliya.
Es ist ein Gebetsteppich und wurde auch als solcher benutzt, weil er Gebrauchsspuren zeigt.
Das Material ist feine handgesponnene Wolle.



Der Teppich ist ca. 65 Jahre alt.
Das ist nicht besonders alt, wenn man bedenkt, dass vermutet wird,
dass in Anatolien schon vor 8000-9000 Jahren angefangen wurde Kelims zu weben.

Auch aus dem Dorf Evliya stammt der folgende Kelim.
Der Kelim ist ein reines Flachgewebe und hat keinen Flor.



Diesen Kelim habe ich mal versucht ganz auf das Foto zu bringen.
Das ist ja gar nicht so einfach weil die Kanten immer schief erscheinen,
was aber bei diesem Kelim nicht so ist.
Die Kettfäden (oben) sind zu feinen Zöpfen geflochten.

Die meisten Teppiche und Kelims stammen aus Zentralanatolien.
Dieser Teppich kommt aber aus dem Ort Milas in Westanatolien.



In dieser Gegend wird Tabak angebaut und der Tabak auch zum Färben der Wolle verwendet.
Das ergibt wunderbare Beige- und Brauntöne, die mit Gelb und warmem Rot kombiniert werden.

Ich liebe diese Farbkombination, obwohl sie bei den türkischen Teppichen eher selten vorkommen.



Nur noch bei Teppichen aus Kars in der Osttürkei werden auch Erdfarben verwendet.

Jeder Ort hat ganz bestimmte Muster und Farben.
Mit ein wenig Erfahrung kann man sehen woher der Teppich stammt.

In meiner Gegend werden nicht so viele Teppiche hergestellt.
Eine Ausnahme ist der Ort Döşemealtı nähe Antalya.
In Döşemealtı werden hauptsächlich rote und blaue Wolle zum Teppichknüpfen verwendet.
Die Borte mit den Sternen und den Punkten ist auch typisch für diesen Teppich.

Manchmal sieht man einen Teppich, der mit den “falschen” Farben geknüpft wurde.
Der Grund dafür ist dass eine Teppichknüpferin weiter weg geheiratet hat
und dann das Muster ihres Geburtsorts knüpft,
aber nur die Farben des neuen Wohnorts zur Verfügung hat.



Der Teppich im Bild ist ca. 50 Jahre alt.


Zum Schluß möchte ich Euch noch ermuntern,
Euch bei einem Türkeibesuch für diese alte Handwerkskunst zu interessieren.
In relativ kurzer Zeit kann man die Qualitätsunterschiede selbst erkennen.
Ich habe Euch nur Teppiche und Kelims mit handgesponnener Wolle vorgestellt.
Sie wurden damals nicht zum kommerziellen Verkauf sondern zum eigenen Gebrauch hergestellt.

Heute werden zum Verkauf an Einheimische und auch an Touristen
auch Teppiche und Kelims mit schlechterer Qualität wie z.B. maschinengesponnener Wolle
oder auch Synthetikanteil in der Wolle hergestellt.


Zum Schluß noch mal ein Bild eines Tülüs.
Obwohl er ganz modern und wild wirkt, ist das eine alte Tradition aus Zentralanatolien.



Der Bericht ist mir sehr schwer gefallen,
da dieses Thema viel ausführlicher besprochen werden könnte.

Ganz weglassen wollte ich die Teppiche und Kelims aus den Türkeiberichten jedoch nicht.
Sie sind für mich Gebrauchsgegenstand und Kunst zugleich.

Falls jemand noch detailiertere Fragen hat, meldet Euch bitte bei mir.

--

Liebe Defne, Du bist viel zu perfektionistisch.
Deinen Text, dass einem etwas schwer fällt, weil man es
dem Thema angemessen präsentieren will, könnte von mir sein.
Glaub mir, dass ist nicht gut, so zu denken.
Ein Thema nur teilweise oder oberflächlich anzureißen
ist schon sehr viel wert ... viel mehr als das Thema gar nicht zu bringen.

Ich kann Dich aber sehr gut verstehen ;)).

Danke für diese wirklich sehr interessant geknüpften Eindrücke !!



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